Montag, 8 Uhr, am Bundesgymnasium Zehnergasse in Wiener Neustadt. Zum ersten Mal im Jahr 2021 und nach wochenlangem Distance-Learning hat der Schultag für 600 der 1.200 Schüler mit einem Antigen-Selbsttest, besser bekannt als „Nasenbohrer-Test“, begonnen. Mit einem Schulungsvideo wurden die Mädchen und Burschen auf den Ablauf eingestimmt. Die Kinder müssen ein Stäbchen nur eine Fingerspitze weit in beide Nasenlöcher einführen und drehen, dann das Stäbchen in das Testkit stecken und sechs Tropfen einer Testflüssigkeit darauf träufeln. Nach wenigen Minuten ist das Spektakel auch schon wieder vorbei und das Ergebnis ablesbar.
„Und, schlimm?“, will Direktor Werner Schwarz von seinen Schülern wissen. „Überhaupt nicht“, lautet die einhellige Antwort. Das Prozedere nehme man gerne in Kauf, wenn man als Gegenleistung „halbwegs normalen Präsenzunterricht in der Schule bekommt“, heißt es dazu in der Klasse 6C des Gymnasiums. Die lange Zeit des Homeschooling habe sich auf ihr Gemüt geschlagen. Der Präsenzunterricht ist eine willkommene Abwechslung zum Unterricht zu Hause.
So friktionsfrei wie in Wiener Neustadt hat der erste Schultag für 450.000 Schüler aus Wien und Niederösterreich nicht überall begonnen. Weil es in den Volksschulen zu keiner Gruppenteilung kommt, war der Andrang zu den Tests am Montag weit größer. Viele Eltern wollten ihren kleinen Sprösslingen beim Testen zur Seite stehen. Wegen des mangelnden Platzangebotes in den Klassen wurden deshalb Teststationen in der Aula oder im Freien eingerichtet, worüber man beispielsweise in der Volksschule in Ebreichsdorf (Bezirk Baden) angesichts der eisigen Temperaturen wenig erfreut war. „Auch ich musste mit meinem Kind 55 Minuten vor der Schule warten“, sagt Bürgermeister Wolfgang Kocevar (SPÖ). Die Schule ist seiner Meinung nach zu spät über die Modalitäten informiert worden. Auch andere Volksschulen meldeten am Montag lange Warteschlangen.
Unterm Strich zeigte sich das Bildungsministerium aber mit dem Gesamtergebnis zufrieden. „Der erste Schultag nach dem Lockdown ist sehr gut verlaufen, davon konnte ich mir bei einem Schulbesuch selbst ein Bild machen. Insbesondere die hohe Akzeptanz der Tests ist ausgesprochen erfreulich. Das zeigt, wie wichtig diese Maßnahme ist, und macht in Kombination mit anderen Maßnahmen einen weitgehend sicheren Schulstart möglich.“
Öffnung in den restlichen Bundesländern
Einer Öffnung in allen anderen sieben Bundesländern am Montag in einer Woche sehe man nun positiv entgegen. Die Kinder müssen eine Einverständniserklärung ihrer Eltern mitnehmen, dass die Tests gemacht werden dürfen. Nicht alle hatten dieses Dokument am Montag auch mit, dennoch durften sie dem Unterricht beiwohnen, wenn auch nur mit Maske. Das betraf nach ersten Erhebungen nur fünf Prozent der Wiener Schülerinnen und Schüler. Eltern, die ihre Zustimmung nicht geben wollen, müssen ihre Kinder weiter daheim beschulen – laut Bildungsministerium betraf das nur 1,5 Prozent der Kinder.
56 Testergebnisse waren positiv
Von den knapp 280.000 Tests am ersten Schultag fielen 56 positiv aus – 32 davon in Wien und 24 in Niederösterreich, bestätigen die Bildungsdirektionen. Da der Schnelltest, wie zuvor auch schon bei den durchgeführten Massentests der Bevölkerung, kein zu hundert Prozent sicheres Ergebnis zeigt, wird bei allen Schülerinnen und Schülern mit einem positiven Schnelltest sofort der viel genauere PCR-Test durchgeführt. Alle betroffenen Schülerinnen und Schüler wurden zu Hause abgesondert.
Mit mittlerweile 24 Millionen bestellter Tests-Kits aus China will das Bildungsministerium den Unterricht in den Bildungseinrichtungen in den kommenden Wochen mit den Nasenbohrer-Tests aufrechterhalten.
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