40 Wölfe in Österreich: Kein Herdenschutz zum Start der Almsaison
Mittlerweile ist es zwölf Jahre her, dass die Wölfe in Österreich ihre Rückkehr feierten. Ob das nun ein Grund zur Freude ist oder nicht – darüber scheiden sich noch immer die Geister. Etwa 40 Exemplare leben aktuell im Land, die beiden einzigen bestätigten Rudel gibt es im Waldviertel in Niederösterreich. Im heurigen Jahr gab es bereits 27 dokumentierte Sichtungen von Wölfen.
Wenn in wenigen Tagen auf den Weiden Westösterreichs wieder die Almsaison beginnt, finden die Raubtiere mit über 110.000 Schafen und anderen Weidetieren wieder einen reich gedeckten Gabentisch am Berg. Grund genug für die Tierschutzorganisation WWF die „immer noch mangelnden Herdenschutzmaßnahmen“ zu kritisieren. Für ein konfliktfreies Miteinander mit den streng geschützten Räubern fehle es am Einsatz von Herdenschutzhunden. Und auch das traditionelle Hirtenwesen scheitere mangels adäquater Bezahlung und Förderungen. „In zwölf Jahren hätte man viel mehr machen müssen“, sagt Christian Pichler, Wolfsexperte des WWF. Im Vergleich zu der Schweiz oder anderen Ländern hinke Österreich da deutlich hinterher.
Ein Vorwurf, den der nö. Landwirt Stefan Knöpfler nur unterstreichen kann. Er ist Gründer des Vereins Hirtenkultur, der sich die Rückkehr des Hirtenwesens zum Ziel gesetzt hat.
Aber wie gefährlich ist der Wolf für Nutz- und Weidetiere wirklich? Seit 2009 wurden in Österreich 1.165 Nutztiere von Wölfen gerissen, die meisten (293) davon im Vorjahr. 89,70 Prozent davon sind Schafe und 3,61 Prozent Ziegen. Wenn man bedenkt, dass 2020 8.500 Schafe in Österreich durch Unwetter, Steinschlag, Abstürze oder Seuchen verendeten, dann macht die „Todesursache Wolfsriss“ an der Zahl aller gehaltenen Schafe nur 0,07 Prozent aus.
Nichtsdestotrotz gehe es für die Landwirte und Züchter um den finanziellen Schaden und vor allem um empfindliche Mehrkosten für den dringend notwendigen Herdenschutz, so der WWF.
Illegaler Abschuss?
Was die Zahl der Wölfe in Österreich anbelangt, so deutet einiges darauf hin, dass die Tiere durchaus kein ungefährliches Leben führen. Pichler geht davon aus, dass sie teilweise illegal geschossen werden.
2019 gab es einen Höchststand von 48 bestätigten Tieren, das Jahr darauf waren es laut WWF maximal 40 Exemplare. Vor allem die Rudel in NÖ variieren stark. 2018 gab es drei bestätigte Wolfsrudel in Allentsteig, Litschau und Karlstift, das Jahr darauf waren zwei verschwunden und dafür zwei neue Rudel entstanden. Aktuell sind nur zwei Rudel in Allentsteig und Gutenbrunn, beides im Waldviertel bekannt.
Goldschakal
Aufregung herrschte dieser Tage auch um eine mutmaßliche Wolfssichtung bei Loosdorf, westlich von St. Pölten. Spaziergänger hatten das Tier entdeckt und die Behörden alarmiert. Allerdings stellte sich heraus, dass es sich um einen verletzten Goldschakal gehandelt hatte. Das Tier musste schließlich von einem Jäger getötet werden.
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