Wernstein: Mutters Speise mit Schlossblick

Die Gartenlaube unter der 500 Jahre alten Eiche war Treffpunkt mit bedeutenden Künstlern wie Paul Klee, Ernst Jünger.
Fünf Köche verwöhnen den Gast. Alfred-Kubin-Wanderweg führt in die „Arche“ des Künstlers nach Zwickledt.

von Josef Leitner

Bekanntlich schmecken die Speisen am besten, die die eigene Mutter zubereitet hat. Für den Eigentümer des Landhotels Mariensäule in Wernstein (Bezirk Schärding), Jan Pucher, war dies ein Surschnitzerl mit Rahmsoße, Semmelknödel und Erdäpfel.

Wernstein: Mutters  Speise mit Schlossblick

Senior-Chef Manfred, Küchen-Chef Tim, Senior-Chefin Ute und Geschäftsführer Jan Pucher.

Seit er mit Unterstützung seiner Familie im Juli das Landhotel mit Gastwirtschaft gekauft hat, findet sich diese Speise als „Mariensäuleschnitzerl“ auf der Speisekarte (13,90 €). Eine ungewöhnliche, wohlschmeckende Hauptspeise, die wir bei unserem Besuch genießen.

Wernstein: Mutters  Speise mit Schlossblick

Das Mariensäuleschnitzerl nach Mutters Rezept.

Für Pucher ist frische, gesunde und regionale Küche wichtig. Das merkten wir bereits an der Rindsuppe mit Leberknödel, mit der wir das Mahl begonnen haben (4,10 €). Die Zutaten stammen alle von örtlichen Bauern. Bei der Nachspeise wird wieder die nostalgische Erinnerung an die mütterliche Küche erkennbar. Es sind hausgemachte Pofesen in Zimtzucker mit Zwetschkenröster und Vanillesoße (5,90 €). Ein köstlicher Abschluss.

Burg und Mariensäule

Jan Pucher stammt aus dem nahen St. Florian am Inn. Der 27-Jährige hat Wirtschaft studiert und wird von Bruder Tim als konzessioniertem Küchenchef und vier weiteren Köchen dabei unterstützt, die Gäste aus nah und fern zu verwöhnen.

Diese gastronomische Dynamik erfreut die Region und vor allem die Gemeinde Wernstein. Bürgermeister Alois Stadler ist häufig hier zu Gast und empfiehlt das im Ort hergestellte Wenzl-Bier (4 €). „Der Name Wenzl leitet sich vom Hausnamen des Anwesens ab, in dem das obergärige Hopfengetränk erzeugt wird.“ Ein mild-süffiges Trinkvergnügen. Er weist auch auf die besonderen Aussichtspunkte hin, die wir vom unmittelbar an den Inn und den Inn-Radweg angrenzenden Gastgarten aus erblicken.

Wernstein: Mutters  Speise mit Schlossblick

Das in Wernstein hergestellte Wenzl-Bier.

Es sind dies die hoch auf einem Granitfelsen thronende Burg Wernstein und daneben eine 17 Meter hohe Mariensäule. Diese wurde anlässlich der Abwehr der Schweden im Dreißigjährigen Krieg in Wien aufgestellt und schließlich von Kaiser Leopold I. dem Besitzer der Herrschaft Neuburg am Inn, dem Grafen von Sinzendorf, zum Geschenk gemacht. Der Blick der Heiligen richtet sich auch heute noch genau zum im 11. Jahrhundert erbauten Schloss hoch über dem anderen Innufer.

24.000 Zeichnungen

Eine kühne 145 Meter lange Hängebrücke lässt Fußgänger und Radfahrer seit dem Jahr 2006 die jahrhundertelange Verbundenheit zum bayrischen Nachbarort Neuburg erleben. Auch wir begeben uns auf die andere Flussseite und besichtigen nach einem zwanzigminütigen Aufstieg auf steilen Stufen das imposante Renaissanceschloss. Es zählt nach künstlerischer Qualität und Erhaltungszustand zu den bedeutendsten Schlossbauten der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Deutschland.

Die Kolossalstatue des doppelseitigen Christus steht am Beginn eines Rundgangs durch die Anlage. Tief unten liegt vor uns der Inn und das Landhotel Mariensäule. Dann begeben wir uns – wieder zurück im Inntal – auf die Spuren des weltberühmten Wernsteiner Gemeindebürgers Alfred Kubin. Der nach ihm benannte Wanderweg führt uns auf idyllischen Pfaden in einer Gehstunde auf drei Kilometern nach Zwickledt.

Wernstein: Mutters  Speise mit Schlossblick

Filmszene mit Alfred Kubin.

Im dortigen Landsitz hat der Künstler von 1906 bis zu seinem Tod 1959 an die 24.000 Federzeichnungen geschaffen. Kunstexpertin Anette Smolka-Woldan führt uns durch die dem Land OÖ gehörenden schlossähnlichen Baukörper, die von einem kleinen Park mit altem Baumbestand und einem Teich umgeben sind. Wir können die Bibliothek, die Bauernstube und das Arbeitszimmer besichtigen.

Wernstein: Mutters  Speise mit Schlossblick

Die Bibliothek.

Viele der dort gezeichneten, dämonisch-märchenhaften Kreaturen, düsteren Visionen über den Gegensatz von Leben und Tod bis zu den Halluzinationen des Grauens wurden in den beiden Weltkriegen Realität.

In der Gartenlaube, die sich unter einer 500 Jahre alten Eiche befindet, haben sich bedeutende Künstler wie Paul Klee, Ernst Jünger oder Kandinsky mit Kubin über Gott und die Welt ausgetauscht.

Info: www.mariensaeule.at; Öffnungszeiten: täglich

Kommentare