Todesfälle im Klinikum Kirchdorf: Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Arzt
Schwere Vorwürfe liegen gegen einen Arzt im Klinikum Kirchdorf in Oberösterreich vor.
Es geht um ungeklärte "Vorkommnisse an der Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin", bestätigte eine Sprecherin der OÖ. Gesundheitsholding (ÖOG) am Freitagnacht in einer schriftlichen Stellungnahme.
Nach zwei fragwürdigen Sterbefällen von Patienten in dem oberösterreichischen Spital hat am Freitagnachmittag die OÖG Alarm geschlagen und das Landeskriminalamt informiert. Konkret wird einem Anästhesisten des Klinikums vorgeworfen, den Tod von zwei Intensiv-Patienten, beides Männer, herbeigeführt zu haben.
Zweites Opfer verstorben
Einer der beiden, ein Senior deutlich über 80, hatte zunächst noch in kritischem Zustand überlebt, "ist aber am Freitag in den frühen Abendstunden verstorben", erklärt Melanie Kurz von der Staatsanwaltschaft Steyr, die den Fall übernommen hat, gegenüber dem KURIER.
In diesem Fall wurde die Durchführung einer Obduktion und einer toxikoligischen Untersuchung angeordnet, so die Behördensprecherin. Der zuerst verstorbene Patient, „ein Mann über 60 Jahre“, sei hingegen bereits eingeäschert worden. Sein Tod ist schon einige Tage her.
Ans Licht kamen die Ungereimtheiten bei einer Morgenbesprechung, wie OÖG-Pressesprecherin Jutta Oberweger am Samstag der APA erklärte. Die Polizei ermittelt. „Jeden Tag gibt es eine Morgenbesprechung zu den Todesfällen, dabei wurde man aufmerksam“, sagte Oberweger.
"Ein erfahrener Mitarbeiter"
Der in Verdacht geratene Mediziner sei „ein erfahrener Mitarbeiter“. Näheres wollte die OÖG-Sprecherin aus Datenschutzgründen nicht bekannt geben.
"Es sind Verdachtsmomente in der Behandlung von PatientInnen der Intensivstation des Klinikums zu Tage getreten, die uns dazu verpflichtet haben, eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft Steyr zu übermitteln. Die Ermittlungen wurden daraufhin eingeleitet“, hatte Oberweger Freitagnacht erklärt.
Das Landeskriminalamt hat die Ermittlungen übernommen. Laut Kurz besteht der Verdacht der "fahrlässigen Tötung in zwei Fällen". Der Mediziner könnte den Patienten eine Überdosis an starken Medikamenten verabreicht haben.
Vermutlich kein Vorsatz
"Von Vorsatz ist derzeit nicht auszugehen", sagt die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Steyr. Es dürfte sich eher um einen "Kunstfehler" gehandelt haben. Der Mediziner, der bereits vom Dienst abgezogen worden sein soll, ist auf freiem Fuß.
Oberweger betonte bereits am Freitag in einem Statement: "Es ist ein schwarzer Tag in der Geschichte unseres Unternehmens, in dem 16.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tagtäglich versuchen, ihr Bestes zu geben. Die Betroffenheit auf allen Ebenen ist enorm."
Die Gesundheitsholding sei an der lückenlosen Aufklärung der Vorfälle höchst interessiert: "Wir kooperieren als Unternehmen selbstverständlich mit allen Behörden vollinhaltlich.“
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