Tatverdächtiger Jäger tot: Bürger in oö. Gemeinden erleichtert, aber traumatisiert

Für den Altenfeldener Bürgermeister Klaus Gattringer ist die Eskalation des Streits unter Jäger völlig unverständlich
Am Sonntag nach der Horrorwoche strahlt in jenen Mühlviertler Gemeinden, in denen drei Jäger in einem brutalen Kriminalfall zu Tode gekommen sind, schon früh am Vormittag die Sonne. Das hellt die Stimmung in der Bevölkerung von Altenfelden und Arnreit zusätzlich auf. Denn nach Tagen der Angst wurde am Samstag bekannt, dass der von der Polizei gesuchte mutmaßliche Doppelmörder Roland Drexler tot aufgefunden worden war. Der Verdächtige dürfte Suizid begangenen haben.
In der Region ist Sonntagfrüh beim Lokalaugenschein des KURIER neben Erleichterung aber auch noch Schock, Ratlosigkeit und Wut zu spüren.

Vor dem Gemeindeamt in Arnreit ist zu Ehren von Sepp Hartl die schwarze Flagge gehisst
"Die Ungewissheit hat ein Ende. Es war ein einziges Aufatmen unter uns allen, als die Meldung kam, dass er gefunden worden ist“, erzählt eine junge Mutter, die mit ihrem kleinen Sohn in Arnreit unterwegs ist. Ständig sei man in den Tagen davor durch den Lärm des Polizeihubschraubers auf die Bedrohung durch den flüchtigen Schützen aufmerksam gemacht worden.
Trauerarbeit
Der Waidmann soll am Montag, wie berichtet, zwei Jagdkollegen in Fraunschlag bei Altenfelden und in Hölling bei Arnreit kaltblütig erschossen haben. „Es war eine unvorstellbare Situation. Jetzt ist es vorbei und die Familien können endlich um ihre Toten trauern“, sagt die junge Arnreiterin weinend.
In Arnreit weht vor dem Gemeindeamt die schwarze Fahne. Der 64-jährige Josef Hartl war vom Schützen in seinem Haus überfallen und erschossen worden. Zu der brutalen Hinrichtung des ehemaligen Polizisten und Jagdleiters, der auch gerne mit der Ziehharmonika aufspielte, wollen im Ort wenige sprechen. Hartl wird am kommenden Donnerstag begraben. "Im Sinne von Sepp darf auf Trauerkleidung verzichtet werden“, teilt die Trauerfamilie in der Todesanzeige mit.
Im fünf Kilometer entfernten Altenfelden ist Sonntagvormittag das Ortszentrum mit den Privatautos der Kirchgänger zugeparkt. „Während der Woche hat man hier fast gar nicht hereinfahren können, so viele Polizeifahrzeuge sind da gestanden“, erzählt Pensionist Alois Riederer. Im Ortsteil Fraunschlag soll Drexler Montagfrüh den Kirchdorfer Bürgermeister und Jagdleiter Franz Hofer (64) erschossen haben. Drexler wohnte in Altenfelden und hatte mehrere andere Bleiben in der Gemeinde.
Dass sein ehemaliger Nachbar zu so einer Tat fähig sein könnte, habe er nie gedacht, sagt Riederer. Aber bei der Jagd, und da vor allem beim Bejagen von Raubwild, sei der mutmaßliche Mörder ein anderer gewesen.

Drexlers früherer Nachbar Alois Riederer
"Er kannte nur seine Arbeit und betrieb die Jagd fast fanatisch“, bestätigt auch Bürgermeister Klaus Gattringer.
Begräbnisse
Als Ortschef und Jäger, der in der Jagd allerdings nicht besonders aktiv ist, wurde er wie rund 50 andere Personen unter strengen Polizeischutz gestellt. "Ich hatte aber nie Angst, dass er mir etwas antun würde, wir hatten nie Streit“, sagt Gattringer. "Es war einfach nicht notwendig, es hätte nicht sein müssen“, kommentiert er die Tragödie.
Gestritten wurde um das Jagen von Raubwild, das hätte man ausreden können, beklagt Gattringer, dessen Ort bis Samstag mit zeitweise rund 300 Polizisten und 50 Einsatzfahrzeugen zu einer Festung geworden war.
Sowohl bei Hartl am Donnerstag als auch beim Begräbnis seines Freundes und Amtskollegen Hofer am Samstag muss Gattringer nun Abschied nehmen.

"Vielleicht machen sich manche Gedanken, auch in der Jägerschaft, dass ein Miteinander wichtig ist“, sinniert der Bürgermeister. Aus der Jägerschaft wisse er, dass etliche bereits den Ausgehschein zurückgegeben haben.
Weitere Ermittlungen
Der Streit und die Anzeigen gegen Drexler wegen angeblicher Revierverletzungen, aber auch noch viele offene Fragen – etwa, wo sich Drexler nach der Tat versteckt haben könnte – sorgen weiter für Gesprächsstoff und Gerüchte an den Stammtischen. Und diese beschäftigen auch die Polizei, die die Ermittlungen auf mehreren Ebenen fortführt. Erste Aufschlüsse, wann genau der mutmaßliche Doppelmörder Roland Drexler gestorben ist, werden von der für Montag angesetzten Obduktion des Leichnams erwartet.
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