Nach Doppelmord in OÖ: Lauter Ruf nach Psychotests für Jäger
Der Doppelmord von Altenfelden löste eine gesellschaftliche Debatte aus. Denn verpflichtende psychologische Tests für all jene, die eine Jagdkarte besitzen, gibt es in Österreich nicht.
Eigentlich muss jeder, der eine Waffe besitzen oder führen möchte, eine Waffenrechtliche Verlässlichkeitsprüfung (WVP) ablegen. Es gibt einen Praxisteil, bei dem Persönlichkeitsmerkmale wie emotionale Stabilität und Selbstkontrolle. überprüft werden. Anschließend muss man zum Vier-Augen-Gespräch mit einem Psychologen, der die Ausstellung der Dokumente bei Bedenken verhindern kann.
Ist man aber Besitzer einer Jagdkarte, darf man Flinten und Büchsen auch ohne Gutachten bei sich führen - zumindest auf dem Weg zur Jagd. Für eine Jagdkarte reicht wiederum die Ausbildung zum Jäger, in der zwar der Umgang mit Waffen trainiert, die psychische Stabilität der Personen aber nicht getestet wird.
„Wir fordern eine verpflichtende psychologische Verlässlichkeitsprüfung für Jäger. Es darf nicht sein, dass etwa psychisch kranke oder unzurechnungsfähige Menschen Waffen führen und eine Gefahr für Mensch und Tier darstellen können“, sagt Alexios Wiklund vom österreichischen Tierschutzverein. Vorbild könnten die Niederlande sein, wo es schon seit 2019 einen verpflichtenden Psychotest für Jäger gibt.
"Keine Karte bei Vorstrafe oder Gebrechen"
Laut dem Dachverband Jagd sei „die Feststellung eines positiven Beweises der Verlässlichkeit durch ein psychologisches Gutachten nicht möglich“. Personen, die vorbestraft sind oder die durch ein körperliches oder geistiges Gebrechen nicht in der Lage sind, mit Schusswaffen sachgemäß umzugehen, würden aber ohnehin keine Jagdkarte erhalten.
Dass aber Konflikte mit Jägern manchmal in Tragödien und einem Blutbad enden, hat nicht nur etwas mit einer Affinität zu Waffen und dem leichteren Zugang zu Munition und Schusswaffen zu tun.
Wie der Fall von Altenfelden oder der Amoklauf des Jägers und Wilderers Alois Huber 2013 in Annaberg (NÖ) zeigt, ist die Identifikation mit der Jagd teilweise so groß, dass man dafür sogar bereit ist zu töten.
Experten warnen vor kriminellem Potenzial
Mittlerweile sind in Österreich fast 135.000 Frauen und Männer Jagdausübungsberechtigte. Wie Umfragen zeigen, in erster Linie aus der Liebe zur Natur, am Interesse der ökologischen Zusammenhänge und um Verantwortung für die Regulierung des Wildbestandes zu übernehmen.
Kriminalpsychologen warnen jedoch davor, den Blick für das kriminelle Potenzial der Täter nicht zu verlieren. Sie nur als Jäger oder Wilderer darzustellen, sei eine Verharmlosung.
Alois Huber war über mehr als ein Jahrzehnt schwer kriminell, bevor er drei Polizisten und einen Rettungssanitäter erschoss. Und der mutmaßliche Doppelmörder von Altenfelden, Roland Drexler, soll seit drei Jahren gegen geltende Jagdgesetze und waidmännische Grundsätze verstoßen haben. Auslöser für seine Tat sollen Streitereien über das Jagdrecht gewesen sein.
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