Als Beweis führt er Bundespräsident Alexander Van der Bellen an. Denn der hat im Rahmen eines Staatsbesuches im Juni 2019 gesagt: „Wir sind nach Linz gekommen, um ein anderes Bild von Österreich zu zeigen – eine Industriestadt, die sich zu einem Hub der Hochtechnologie und zu einem Standort für moderne Forschung entwickelt hat.“
15 Jahre habe die Stadt von dieser Erzählung, dem Narrativ der Entwicklung von der Stahlstadt zur Strahlstadt gelebt. Dass sich etwas bewegt und verändert habe, das zeige sich auch daran, dass viele kreative Köpfe, die „verzweifelt aus Linz weggegangen“ seien, jetzt wieder stolz auf ihre Stadt seien, manche sogar zurückkehren würden.
Dem Projekt Kulturhauptstadt schreibt er viel zu, aber nicht alles, und das sagt er voller Überzeugung: „Viele gute Entscheidungen vieler Akteure haben Linz seit dieser Zeit nach vorne gebracht.“
Viele Initiativen haben zu einem Aufschwung der Stadt beigetragen, ist Steiner rückblickend überzeugt. Höhenrausch, Ars Electronica, Mural Harbor, um nur einige zu nennen. Und Touristen, die auch mit Kreuzfahrtschiffen, als Radfahrer oder als Städtereisende nach Linz kommen, würden dazu beitragen, dass Linz als belebte Stadt wahrgenommen werde.
Ein wenig spüre er die Tendenz, sich auf den Lorbeeren auszuruhen. Wie wird die Geschichte von Linz weitergeschrieben? Steiner: „Es kann nie genug Vernetzer geben. Ich war bei der Eröffnung der Kulturhauptstadt in Veszprem, die Donau-Achse ist so wichtig. Ich sehe zu wenig Institutionen, die das Linz-Netzwerk pflegen.“ Er sei mit Unterstützung von Manfred Grubauer eine Art Außenminister von Linz gewesen, samt Vernetzung nach innen. Beim Bürgermeisterempfang war Steiner nicht mehr zum Vernetzen. Aber nicht, weil er in Pension geht. Steiner: „Ich war nicht eingeladen.“
Der passende Übergang zum umstrittenen Video „Linz ist Linz“, das unzählige Preise eingeheimst und eine unbezahlbare Aufmerksamkeit für Linz generiert hat. „Das Video hat gezeigt, dass wir im Tourismus die Authentizität neu entdecken müssen.“ Man können nicht alles auf diesen 2:50 Minuten langen Film zurückführen, räumt Steiner ein, aber dass Linz mit Graz am besten aus der Corona Krise herausgekommen sei, spreche nicht gegen das Video.
Linz, für Steiner ist das die Stadt der Neugierigen, die gewohnte Pfade verlassen. Für alle, die „gierig auf Neues sind. In Linz probiert man etwas Neues aus. Ein Linz-Besuch soll dich verändern.“
Steiner ist auch – streitbarer – CSU-Politiker in Passau, nachzulesen in vielen Kommentaren in sozialen Medien. Sucht er die Konflikte? „Nein, ich will auch geliebt werden, aber ich knicke nicht ein. Ich weiß, was Passau guttun würde. Ich will interessante und unabhängige Menschen für die Politik gewinnen. Viele Mandatsträger sind zu lange in ihren Ämtern. Das führt zu inhaltlichen Verkrustungen. Ich kämpfe, dass die Politik wieder besser wird.“ Eine große Aufgabe für die Pension.
Ab 1. Februar ist Georg Steiners Nachfolgerin, Marie-Louise Schnurpfeil im Amt. Die bisherige Geschäftsführerin des Tourismusverbandes Pyhrn-Priel hat an der FH Krems studiert und ihre Diplomarbeit über Linz geschrieben – „Eine Industriestadt und ihr wandelndes Destinationsimage auf dem Weg zur Europäischen Kulturhauptstadt.“
Schreiben wird Steiner in der Pension auch. Sein Buch „Der Tourismus braucht Erlebnisse“ soll fertiggestellt werden. Die Dualität zwischen Linz und Passau will er beibehalten. Und sonst? Steiner: „In meinem Alter läuft man nichts mehr nach, man wartet, was auf einen zukommt.“
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