Neujahrsempfang mit Sauschädel, Linzer Bier und echten Gästen
Das Jahr beginnt in Linz nicht ohne Neujahrsempfang von Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ). Also begonnen hat es natürlich auch die vergangenen zwei Jahre, obwohl der Empfang coronabedingt ausgefallen ist bzw. nur virtuell stattgefunden hat.
Aber wenn der Linzer Stadtchef einlädt, kommt man gerade nach zwei Jahren Pause umso lieber ins Alte Rathaus. Nicht nur wegen des köstlichen Sauschädels, den Luger traditionell mit dem Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) zum Abschluss seiner Rede angeschnitten hat.
Auch nicht nur wegen des Linzer Biers, das es jetzt endlich wieder gibt, und das in der Tabakfabrik gebraut wird.
Klaus Luger, der es sich am Donnerstagabend nicht nehmen ließ, seine Gäste - immer 800 sollen es gewesen sein - beim Einlass persönlich zu begrüßen, gibt traditionell einen ausführlichen Überblick über das neue Jahr. Und über das, was auf die Linzerinnen und Linzer zukommen wird.
Da nimmt er gerne die guten Zahlen zur Hand, mit denen Linz ins neue Jahr starten kann.
Mehr Jobs als Einwohner
Gerade die Rekordbeschäftigung in Linz spielte Luger bei seiner Ansprache in die Hände – über 220.000 Jobs bietet die Stadt, die nicht einmal so viele Einwohner hat. Was aber für die Zukunft eine Herausforderung darstellen wird: "In den nächsten neun Jahren werden 12 bis 14.000 Menschen weniger als Mitarbeiter zur Verfügung stehen."
Das ließe sich nicht einmal kompensieren, wenn alle Arbeitslosen, derzeit rund 6.000, in den Arbeitsprozess integriert werden könnten.
Dass es überhaupt so viele Jobs gibt, ist zu einem großen Teil den vielen erfolgreichen Unternehmerinnen und Unternehmern in Linz geschuldet. Viele von ihnen nutzten die Gelegenheit des Neujahresempfangs im Alten Rathaus, um sich auszutauschen – mit Unternehmerkollegen, mit Behördenvertretern, mit Politikern.
Bei den Jobs knüpfte Luger seine Botschaft Richtung Bund an: "Wir brauchen die Arbeitskräfte, deshalb müssen wir einen neuen Zugang zur Arbeitsmigration finden."
Sein Modell: Qualifizierte wie unqualifizierte Personen ansprechen und nach Österreich holen, ihnen die Möglichkeit bieten, zu arbeiten, sich weiterzubilden und sich zu integrieren: "Sie bekommen eine echte Chance, mit der Möglichkeit, langfristig auch die Familien nachzuholen."
Digital-Uni als "Jahrhundertchance"
Eine große Rolle kommt dabei der Digitalisierung zu: „Die Digitale Meile zwischen Winterhafen und Tabakfabrik beheimatet derzeit 110 IT-Unternehmen mit 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. 1.000 weitere werden derzeit gesucht“, gab der Bürgermeister einen positiven Ausblick und bezeichnete die Entwicklung dort als Paradebeispiel für eine gelungene Transformation der Industriestadt.
Explizit strich Luger dabei hervor, dass Linzer Unternehmerinnen und Unternehmer auch bei großen Wachstum Linz die Treue halten würden.
Digitale Innovationshauptstadt. Auch daran will Luger weiter arbeiten: "Während der Pandemie haben wir auch im Magistrat gesehen, wo wir aufholen müssen. Das passiert." Und zur Gründung der neuen Digital-Universität mahnte Luger Geduld ein. Damit es dort nicht nur mehr vom Gleichen werde, sein ein guter Entwicklungsprozess nötig.
Auch wenn es am Start Kritik gibt, zähle, dass es sich "um eine enorme Chance für Stadt und Region" handle: "Wir müssen alle ins Boot holen." Und Landeshauptmann Stelzer sicherte Luger zu, dass "du hier in der Stadt einen guten strategischen Partner hast".
Selbstbewusst erklärte Luger schließlich, dass "wir Graz hinter uns gelassen haben und uns vor Wien nicht zu verstecken brauchen", was die digitale Stadt betreffe.
Ein Thema will Luger auch angehen: In Sachen soziale Sicherheit sei Handlungsbedarf. Die Gesellschaft müsse noch mehr mit den Menschen arbeiten, so Luger, weil viele Werte nicht mehr in den Familien vermittelt würden.
In diesem Zusammenhang beklagte Luger: "Ein Problem ist, das die Menschen im Umgang miteinander immer respektloser wurden. Dieser mangelnde Respekt ist toxisch für unsere Gesellschaft."
Klimafitte Stadt
Nicht unerwähnt ließ Luger die Bemühungen von Linz, klimafitte Stadt zu sein, ohne Wachstum generell schlecht zu reden: "Wir müssen verdichten, aber nicht nur Stahl und Beton dominieren lassen. Und die Wirtschaft soll gezielt und strategisch wachsen."
Um klimaneutral zu werden, setze Linz auf klimafreundliche Industrie durch Konzentration auf Wasserstoff-Technologie und auf klimafreundliche Mobilität.
Zur geplanten S-Bahn und zu den O-Bussen meinte er, wieder in Richtung Landeshauptmann Stelzer: "Die Finanzierungsgespräche sind schon weit, ich sage: Es ist alles auf Schiene." Neben dem öffentlichen Verkehr sollen auch Radwege ausgebaut werden.
Straßenbau nimmt weiterhin großen Raum ein. Westringbrücke sei im Werden, beim Autobahnanschluss Auhof traue er sich versprechen, dass der Spatenstich erfolgen werde.
Nach Lugers Rede, die ohne explizite Höhepunkte auskommen musste, schritt er gemeinsam mit Landeshauptmann Stelzer zum Sauschädel-Anschnitt.
Unter den Gästen war etwa der Rektor der Bruckneruni Martin Rummel zu finden. Auch Gerfried Stocker, Leiter der Ars Electronica, ließ sich das Sauschädelessen nicht entgehen.
Unter den prominenten Besuchern fanden sich aber nicht nur Anzugträger. Charlotte Herman von der israelitischen Kultusgemeinde Linz tummelte sich ebenso in der Menge wie die Vorstandsvorsitzende der Sparkasse OÖ, Stefanie Christina Huber, deren Vertrag erst diese Woche bis 2027 verlängert wurde.
(Ehemalige) Politikerinnen und Politiker zahlreicher Parteien lauschten ebenfalls, wie Luger unter anderem einen neuen Zugang zur Arbeitsmigration forderte.
Darunter Ex-Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP), die grüne Frauenstadträtin Eva Schobesberger oder LH-Stellvertreter Manfred Haimbuchner (FPÖ).
Insgesamt waren sowohl der Stadtsenat von Linz als auch die Landesregierung "beschlussfähig", meinte Luger angesichts der Vielzahl der hochkarätigen Politiker-Riege.
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