In Linz ist das Auto auf Schiene, die Schiene aber nicht

Bei der Westring-Brücke werden schon die ersten Teile eingehängt.
Während bei der Hängebrücke des Linzer Westrings (A26) die ersten Teile eingehoben werden, droht bei den S-Bahnen Verzögerung.

Lange schon sieht man von der Stadt Linz aus die dicken Stahlseile der Westringbrücke über die Donau gespannt. Von den sogenannten Urfahrwänd bis hin zum Kalvarienberg reichen sie. An ihnen sollen einmal sieben Stahlsegmente hängen. Das Erste davon wurde nun hochgezogen.

Und während auf der Straße alles zeitlich nach Plan läuft, schaut das auf der Schiene ganz anders aus.

Fertigstellung des Westrings für 2031 geplant

2015 wurde mit Oberösterreichs aktuell größtem Straßenprojekt begonnen, 2018 waren die Vorbereitungen abgeschlossen, 2019 erfolgte der Baustart für den ersten Teilabschnitt: der Hängebrücke. 305,55 Meter ist sie lang und damit nur ein kleiner Teil des 4,7 Kilometer langen Projekts. 2024 soll mit Abschnitt 2 (Freinbergtunnel inkl. Bahnhofsknoten), 2029 mit Abschnitt 3 (Lückenschluss zur Mühlkreis Autobahn A7) angefangen werden. Geplante Fertigstellung: Dezember 2031.

Dass am Donnerstag nun das erste Stahlsegment mit 45 mal 25 Meter eingehoben wurde, ist ein wichtiger Meilenstein für das Projekt, das jedoch seit Beginn heftiger Kritik ausgesetzt ist. Die Linzer Grünen bezeichnen es als „Steinzeitprojekt“. Eine Bürgerinitiative als Katastrophe für die Umwelt. Dass die Autobahn im Bau – die zu einem Teil von der Stadt mitfinanziert wird – zudem von Jahr zu Jahr teurer wird, kommt dazu.

"Gesetze ändern"

„Die Klimaschutzpolitik ist aktuell noch in einer sehr ambivalenten Phase. Es gibt Projekte, die sehr innovativ sind und Projekte, wie dieses, die eine lange Vorlaufzeit haben und jetzt umgesetzt werden. Natürlich ist aber jede Straße, die nicht gebaut wird, ein Fortschritt“, sagt der Klimakoordinator der Stadt, Oliver Schrot. Auf die Emissionen aus dem Verkehr werde sich die Straße nicht positiv auswirken: „Man muss aber auch sagen, dass der Westring wiederum andere Bedingungen und auch Möglichkeiten für die Stadt schafft.“ Was die Asfinag auch verspricht: „Mit Errichtung der A 26 wird ein Großteil des Verkehrs auf die neue Autobahn verlagert und das städtische Straßennetz entlastet.“

Simon Tschannett, Mitglied im Klimabeirat Linz, hat für diese Begründung Verständnis, denn die Asfinag könne gar nicht anders, als Straßen zu bauen: „Die Asfinag ist in einer Gesetzeslage, in der sie das Geld, das sie einnimmt, nur für Straßenbau verwenden darf. Um hier etwas zu verändern, müssten schon die Gesetze verändert werden.“

In Linz ist das Auto auf Schiene, die Schiene aber nicht

Simon Tschannett, Mitglied Linzer Klimabeirat.

Dass es viel sinnvoller wäre, das Geld stattdessen in Rad- und Fußwege und den öffentlichen Verkehr zu investieren, ist für Tschannett klar. Dafür benötige es aber eine Bewusstseinsveränderung.

Dass diese noch nicht stattgefunden hat, merkt man auch an den Schienenprojekten, die – im Gegensatz zu Straßenverkehrsprojekten – oft nur schleppend vorangehen, wie bei den geplanten Linzer Schnellbahnen S6 und S7, denen nun eine Verzögerung droht.

Zeit und Geld

Dabei lag das Projekt bereits seit Jahren in der Schublade. 2020 kam es dann zum Schulterschluss zwischen Stadt und Land. 2021 folgte schließlich die Finanzierungsvereinbarung mit dem Bund. Man wolle die Hälfte übernehmen. Seither plante das Land OÖ mit der Stadt an der konkreten Trassenführung für den ersten Abschnitt.

In Linz ist das Auto auf Schiene, die Schiene aber nicht

Die S-Bahnen befinden sich noch in Planung.

Ganz zufrieden scheint der Bund mit dem Ergebnis noch nicht zu sein. „Aufgrund des zuletzt kommunizierten Stands des Vorprojekts gibt es aus Sicht des BMK (Infrastrukturministerium der Grünen Klimaministerin Eleonore Gewessler, Anm.) weiterhin ungelöste Fragen“, zitiert die Krone einen Brief an Oberösterreichs Baudirektor. Es sei eine gesonderte Prüfung notwendig. Knackpunkt ist unter anderem die Führung am Donaudamm.

Auf KURIER-Anfrage beim Büro von Verkehrslandesrat Günther Steinkellner (FPÖ) heißt es: „Es ist ganz normal und verständlich, dass sich technische Fragen bei einem sogenannten Vorprojekt ergeben.“ Auch zeitlich sei das berücksichtigt worden. Man sei in Abstimmung mit Bund und Stadt. Der Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) sieht das Schreiben problematisch: „Wenn wir das alles noch einmal prüfen müssen kostet das viel Zeit und Geld.“

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