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Unterstützungen beim Umzug, Bevorzugung bei der Vergabe einer Mietwohnung der GWG, 500 Euro Entschädigung für nicht übersiedelbare Möbel und die Miete bis zum Auszug geschenkt.
Das bieten die städtische Wohnungsgenossenschaft GWG und die Strabag an, um die Bewohner aus den ÖBB-Häusern im Linzer Franckviertel zu bekommen, die sie für ein neues Wohnbauprojekt abreißen wollen. Wenn die Mieter den Auszug rasch unterschreiben.
78 von insgesamt 249 Wohnungen in der ehemaligen ÖBB–Arbeitersiedlung sind derzeit noch in Verwendung. In einer davon lebt Pauline Grims (69).
„Wir haben uns diesen Standard hier erarbeitet. Ich habe mein Leben lang gearbeitet und in die Wohnung investiert und ich will nicht, dass alles umsonst gewesen ist“, sagt Grims, die gar nicht gerne weg möchte. Sie wohnt seit 50 Jahren in der Füchselstraße und gehört damit zu den Bewohnern, die am längsten hier leben. Bereits mit 19 Jahren ist sie eingezogen, weil sie bei der Eisenbahn zu arbeiten begann.
Ursprünglich kommt sie aus Krenglbach bei Wels, einer ländlicheren Gegend. Die Art und Weise, wie die Menschen hier wohnen und zusammenleben, erinnert sie an das Dorfleben in ihrer Kindheit. „Auch hier in der Füchselstraße kennt jeder jeden“, sagt sie.
Ruhige Lage in der Stadt
Sie schätzt die ruhige Lage in der ÖBB-Siedlung mitten in Linz. Während sie das erzählt, zwitschern die Vögel in den Zierkirschen und Lindenbäumen im grünen Innenhof der Arbeitersiedlung, eine Katze streunt vorbei.
Spätestens 2025 werden sich sie und ihre Mitbewohner von der geliebten Arbeitersiedlung verabschieden müssen. Die Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft der Stadt, die Strabag und die IFA wollen hier neue Wohnungsanlagen bauen.
Verständnis habe Grims dafür, da die Häuser hundert Jahre alt und renovierungsbedürftig sind. „Die ÖBB haben nicht viel gemacht in den vielen Jahren“, erinnert sich Grims. Die einzige große Änderung über die vielen Jahre sei die Umstellung von Kohlenheizung auf Fernwärme gewesen: „Früher mussten wir täglich Kohlen rauf tragen zum Heizen, am Anfang der 90er-Jahre kam dann die Umstellung auf Fernwärme.“
"Sehr schade"
Ihre Wohnung und die ihrer Tochter hat sie selbst in Schuss gehalten. So habe sie unter anderem bei ihrer Tochter in der Wohnung das Bad umgebaut, weil nicht einmal ein Waschbecken darin gewesen sei.
Doch es scheint, als hätte sie sich mittlerweile mit der Situation abgefunden, „so ist eben die Realität“, auch wenn sie es „sehr schade“ findet, dass sie nach so vielen Jahren ausziehen muss. „Die Häuser zu erhalten, wäre uns lieber“, stellt sie klar.
Laut GWG sei eine Sanierung „wirtschaftlich nicht vertretbar“. Aktuelle Bewohner und Anrainer sollen laut GWG jedenfalls in die Neuplanung des Areals eingebunden werden.
Grims aber möchte entsprechend entschädigt werden dafür, dass sie ausziehen muss. Ans Wiedereinziehen in eine der neuen Wohnungen in dieser Straße mag sie nicht denken: „Da bin ich dann 80 Jahre alt, da tue ich mir das nicht mehr an.“
Ähnlich sieht das ein 64-jähriger Mann, der lieber anonym bleiben möchte und beim KURIER-Lokalaugenschein auf einem Sessel im Park vor seiner Wohnung sitzt. Seit 41 Jahren wohnt er hier. „Wir wohnen in einer Parkanlage. Es ist ruhig hier“, schätzt auch er die friedliche Atmosphäre. „Die Bäume sind hundert Jahre alt“, und seien nicht so einfach zu ersetzen. „Denn nach einem Neuanbau dauert es wieder viele Jahre, bis sie diese Größe haben“, zeigt sich der Mann wehmütig.
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