Jugendlicher Serientäter (14) schlug trotz Prozess wieder zu: Haft
Er ist 14, und hat schon eine zweifelhafte Karriere hinter sich: Jener Bursche, der am Freitag mit zwei Komplizen in Perg einen Raubüberfall begangen hat.
Gemeinsam mit einem 19-Jährigen und einem 15 Jahre alten Burschen sollen sie einen 15-Jährigen und dessen jugendlichen Freunde mit dem Umbringen bedroht und beraubt haben.
In diesem Fall laufen noch die Ermittlungen, bestätigte eine Sprecherin der Landespolizeidirektion Oberösterreich. In einem anderen Fall gibt es gegen den 14-Jährigen bereits eine fertige Anklage, berichtete die Krone am Montag.
Das bestätigte Florian Roitner von der Staatsanwaltschaft Linz. Die Bursche muss sich in diesem Fall wegen Nötigung und Körperverletzung am 24. Juli in Linz dem Strafrichter stellen.
Bademeister verprügelt
Er hat am Pfingstsonntag den Bademeister im Freibad Perg attackiert, mit Fäusten ins Gesicht geschlagen und dabei verletzt haben. Der Bademeister landete für mehrere Tage im Krankenhaus, der Bursche flog aus dem Freibad.
Und das nicht zum ersten Mal. Denn gegen den straffälligen Jugendlichen war wegen diverser Delikte bereits verboten worden, das Freibad wieder zu betreten. Was ihn nicht daran gehindert hat, erneut dort aufzutauchen und zuzuschlagen.
Der Strafrahmen liegt bei sechs Monaten Haft - einen Vorgeschmack bekommt er schon jetzt. Denn die Staatsanwaltschaft hat für den 14-Jährigen nach dem Raubüberfall eine Festnahmeanordnung erstellt, er wird nach Abschluss der Ermittlungen in die Justizanstalt Linz gebracht.
200 Delikte vor 14. Geburtstag
Der 14-jährige ist österreichischer Staatsbürger mit Migrationshintergrund, und er ist nicht er einzige Jugendliche in Oberösterreich, der schon einiges am Kerbholz hat.
Ende des Vorjahres wurde ein 14-jähriger Syrer zu zwei Jahren Haft verurteilt - dieser hatte bis zu seinem 14. Geburtstag schon über 200 Delikte - straffrei - verübt. Kurz nach seinem 14. Geburtstag klickten dann bei einem neuerlichen Raub in Linz die Handschellen. Die Polizei habe nur noch darauf gewartet, dass er wieder eine Straftat begeht, meinte ein hoher Polizeibeamter damals zum KURIER.
Das Land Oberösterreich und der Familienbund der ÖVP versuchen, mit verschiedenen Aktionen, wie etwa dem "Digitalen Streetwork", der Problematik mit straffälligen Jugendlichen Herr zu werden.
Digitales Streetwork erreicht nicht alle
Efgani Dönmez leitet dieses Projekt des Familienbundes. Und er bestätigt, dass es allen Bemühungen zum Trotz nicht möglich sein wird, alle Jugendlichen zu erreichen.
Beim "Digitalen Streetwork" sind Sozialarbeiter im Netz unterwegs. "Wenn wir problematische Postings oder Diskussionen sehen, steigen wir in die Chats ein und reden mit", erläutert Dönmez die Strategie.
StG77 statt Kalaschnikow
Dabei soll nicht mit dem erhobenen Zeigefinger gearbeitet werden, sondern auf Augenhöhe. "Einer hatte eine Kalaschnikow im Profil, ich habe ihm geschrieben, dass ich damit keine Erfahrung habe, sondern nur mit dem StG77 (die Waffe des österreichischen Bundesheeres, Anm.) geschossen habe", erklärt Dönmez die Herangehensweise. "Wichtig ist, in Kontakt zu kommen und den Kontakt nicht mehr zu verlieren."
Neben Schulen, Migrationsvereinen und der Kontakten über die Kinder- und Jugendanwaltschaft versucht das "Digitale Streetwork" aktuell über Werbung auf jugendlichen Kanälen potenzielle "Kunden" mit Migrationshintergrund zu erreichen. "Zu Schulschluss, wenn viele auf Heimaturlaub fahren, wollen wir ihnen noch ein paar Botschaften mit auf den Weg geben."
Als ehemaliger Nationalratsabgeordneter hat Dönmez auch eine Erklärung, warum, auch und vor allem in Oberösterreich, viele Jugendliche entgleiten. Neben dem Bildungssystem sei auch das Elternhaus ein Problem.
Elternhaus ist oft schwierig
"Viele dieser Kinder kommen aus klassischen Hacklerfamilien, der Vater arbeitet viel, die Mutter ist mit vielen Kindern zu Hause", zeichnet er ein Familienbild.
Vor allem in muslimisch geprägten Familien werden die Kinder - auch aus Platzmangel - dazu gedrängt, aus den Wohnungen zu gehen. "Dann hängen sie am Handy oder in Parks herum und verplempern ihre Zeit", sagt Dönmez.
Und: Sie geraten in die Fänge von "Seelenfängern", digital, wie auch im realen Leben. "Der redet sie mit Bruder an, hört ihnen zu, da werden die Jugendlichen richtig gut abgeholt", weiß Dönmez.
Schulsystem, Lehrer, Psychologen und Sozialarbeiter seien längst nicht mehr in der Lage, die Probleme zu bewältigen. "Diese Jugendlichen sind verletzt, psychisch und physisch, und somit leichter bereit, auch andere zu verletzen", beschreibt Dönmez eine Spirale nach unten, "in der Schule etwa trifft das dann auf das soziale Umfeld. Da kann die Schulpsychologie nur mehr Feuerwehr sein."
Auf Familienbeihilfe zugreifen
Um mehr Zugriff auf Familien zu bekommen, der Kinder in die Straffälligkeit abgleiten, sieht er einige Möglichkeiten: Rigoroseres Vorgehen bei der Verleihung von Aufenthaltstiteln und Staatsbürgerschaften. "Und man muss auf die Auszahlung der Familienbeihilfe zugreifen", fordert er, "oder die Auszahlung zumindest bei mehrmals straffälligen Kindern an Therapie- und Beratungsangebote knüpfen." Aber das sei Sache der Politik.
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