Hallstatt-Bürgermeister tobt: "Behördenwillkür gegen unser Hotel"
Hallstatt kämpft mit (zu) vielen Tagestouristen auf der einen Seite, und auf der anderen Seite um ein neues Hotel.
Das ehemalige Salzamt, das einstige Amtshaus der Salinen, soll zu einem 204-Betten-Haus umgebaut werden.
Hinter dem Projekt stehen die Holster-Privatstiftung und die Bremer Werft-Familie Lürßen, die seit einiger Zeit in Österreich aktiv ist.
Bauverhandlung war bereits, Bescheid gibt es noch keinen. Aber neue Verfahren. Denn der OÖ-Umweltanwalt Martin Donat hat - sehr zum Ärger des Hallstätter Bürgermeisters Alexander Scheutz (SPÖ) - einen Feststellungsantrag gestellt. Und zwar auf Prüfung, ob das Projekt angesichts der Lage im Unesco-Weltkulturerbe nicht doch UVP-pflichtig ist - also eine umfangreiche Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt werden müsse.
Und auch von Seiten des OÖ Naturschutzes ist - nach neun Monaten, wie Scheutz erbost einwirft - eine negative Stellungnahme zum Projekt abgegeben worden.
"Ich verstehe den Landschaftsschutz, aber für die Bürger von Hallstatt ist das ein wichtiges Projekt, da investiert jemand 40 bis 45 Millionen Euro in ein barockes Gebäude, das damit erhalten werden kann", versteht er die Welt nicht mehr.
"Opfer von Ohlsdorf"
Er ortet in dieser Vorgangsweise sogar "Behördenwillkür", denn schließlich hätten die Projektwerber alle bisherigen Eingaben des Umweltanwalts in den Planungen berücksichtigt, ärgert sich Scheutz, "jetzt geht es nur mehr ums Verzögern".
Er sieht Hallstatt als "Opfer von Ohlsdorf" - denn die rechtlichen Entwicklungen um die illegale Rodung dort, die nun sogar bei der Staatsanwaltschaft gelandet sind, würden diese Verzögerungen noch verstärken, weil "der Bezirkshauptmann von Gmunden nicht entscheidet" - oder sich nicht zu entscheiden traue.
"Kein Kraut gegen Geld und Gier"
Ganz anders sieht das die Bürgerliste in Hallstatt. "Gegen Geld und Gier der Investoren scheint kein Kraut gewachsen und auch die Erfüllungsgehilfen vor Ort tun das ihre", kritisiert die Liste um Fraktionsobfrau Siegried Brader das Projekt.
Hotel Salzamt Hallstatt
Hotel Salzamt Hallstatt
Hotel Salzamt Hallstatt
Die "totale touristische Ausbeutung unseres Lebensraums" habe ihre Grenzen scheinbar noch nicht erreicht, verweist die Bürgerliste auf die Tourismusdebatte.
Diese Frage wird ab kommenden Montag in Hallstatt ausverhandelt. Da startet nämlich der Bürgerdialog über die Zukunft von Hallstatt. Eine Thema: Die Tourismus-Massen, vor allem jene, die täglich in den Ort kommen.
Eintritt wird vom Verfassungsdienst geprüft
Zuletzt hat der OÖ-Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) die Probleme von Hallstatt und Venedig in Verbindung mtieinander gebracht.
Die italienische Lagunenstadt verlangt seit Ende April fünf Euro Eintritt von Tagestouristen. Keine Gelddruckmaschine noch, aber mit über 700.000 Euro an den ersten zehn von insgesamt 29 gebührenpflichtigen Tagen heuer wurde mehr kassiert, als für System und Kontrolle aufgewendet wird.
Eine Debatte, der sich Hallstatt stellen will. "Wir lassen vom Verfassungsdienst prüfen, welche rechtlichen Rahmenbedingungen es für einen Eintritt in eine Gemeinde auf einer öffentlichen Straße überhaupt gibt", sagt Scheutz. Der für sich persönlich klarstellte: "Ich bin gegen einen Eintritt, aber ich höre mir an, was die Bürger dazu sagen."
Und zwar vor allem deshalb, weil man mindestens 20 bis 30 Euro verlangen müsste, damit die Maßnahme zur Lenkung von Touristenströmen dienen könnte. "Als reine Geldbeschaffungsmaßnahme wie in Venedig ist das nicht gut."
"Von außen kommt das oft, dass wir Eintritt verlangen sollen", weiß Scheutz, der aber klarstellt: "In dieser Frage kann uns keiner dreinreden."
Außerdem verdiene die Region mit den Touristen schon enorm viel Geld - über 50 Millionen Euro Wertschöpfung für die vier Gemeinden Hallstatt, Obertrum, Bad Goisern und Gosau habe der Tourismusverband errechnet, weiß Scheutz: "Wir kassieren schon genug von den Touristen."
40 Euro fürs Parken
Gegen Eintrittsgebühren für Hallstatt selbst ist auch die Bürgerliste, wobei Siegrid Brader einräumt, dass die Meinung innerhalb der Gruppe auch unterschiedlich ist. Aus ihrer Sicht wäre eine Schritt notwendig: Die Parkgebühr für Pkw beim Hallstätter Parkplatz massiv anzuheben. Und zwar auf 40 Euro pro Auto. Und das in Verbindung mit einem Registrierungssystem, sodass ein Parkplatz nur einmal pro Tag vergeben wird.
"Das wäre mit denen, die öffentlich anreisen, eine Größenordnung, die für Hallstatt passt", ist Brader überzeugt. Darüber hinaus solle die Infrastruktur auf den Parkplätzen mit diesen Einnahmen verbessert werden. Ein Eintritt, fürchtet sie, würde außerdem dazu führen, dass sich "die Touristen noch mehr herausnehmen, als sie das jetzt schon tun".
Vor allem bei asiatischen Touristen, aber auch bei Indern und Arabern, stelle sie fest, dass private Grenzen nicht respektiert würden: "Dieses Publikum brauchen wir nicht."
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