Erst mit der Aufgabe sei die Faszination für Franz Jägerstätter entstanden, sagt Andreas Schmoller, der seit fünf Jahren das „Franz und Franziska Jägerstätter Institut“ an der Katholischen Universität Linz leitet. Dabei setzte er sich intensiv mit der Geschichte des NS-Kriegsdienst-Verweigerers, der dafür hingerichtet wurde, auseinander.
Gemeinsam mit Verena Lorber präsentiert er am 1. Juni an der Katholischen Universität in Linz die digitale Jägerstätter-Edition.
Darin werden Originalnachlässe von der Familie Jägerstätter der Öffentlichkeit gezeigt. „Wir wollten das Leben Jägerstätters Interessierten in einem digitalen Format zugänglich machen“, erklärt Schmoller, der dafür Kurrentschrift für alle verständlich machte.
Der Institutsleiter ist sowohl Theologe als auch Historiker und arbeitete zehn Jahre als KZ-Gedenkstätten-Pädagoge in Ebensee.
Spannende Biografie
Zuvor forschte er an der Universität Salzburg in mehreren Forschungsprojekten zum Nationalsozialismus. „Die berufliche Vorgeschichte brachte mich zu dieser Funktion“, sagt Schmoller, „das Institut arbeitet auch an anderen Lebensgeschichten aus dieser Zeit.“
Sein Blick auf Franz Jägerstätter sei zwar aufgrund der wissenschaftlichen Distanz nüchtern, spannend finde Schmoller an Jägerstätter, dass dieser „keine einfache Identifikationsfigur“ sei. Seine Biografie habe sehr viel Anziehendes.
„Seine Entscheidung, den Kriegsdienst zu verweigern und sein Leben zu riskieren, stellt uns auch heute noch vor ein Dilemma und ist unbequem und schwierig“, so Schmoller. Denn Jägerstätter hat seine Frau und beiden Kinder zurückgelassen.
Dies sei nicht beabsichtigt gewesen, hält er fest. Für die Recherche stand der Historiker in regelmäßigem Kontakt mit den Töchtern der Familie. „Eine schöne Abwechslung zur Arbeit am Computer“, erklärt Schmoller.
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