Lange hat es gedauert, bis dieses Unrechtsurteil aufgehoben wurde – das erfolgte erst am 7. Mai 1997 durch das Landgericht Berlin. Die Aufhebung kommt einem Freispruch gleich und bedeutet moralische und juristische Rechtfertigung seiner Handlung.
Der frühere Linzer Diözesanbischof Maximilian Aichern war es, der schon ab 1989 Personen als Zeugen einvernehmen ließ, die Franz Jägerstätter persönlich gekannt haben. „Jägerstätter ist und bleibt eine Provokation“, sagte Aichern kurz nach der Seligsprechung über den Innviertler: „Er ist ein Vorbild für christliche Gewissensentscheidung, für Zivilcourage und Ernstnehmen des Glaubens.“
In Anspielung auf einen Traum Jägerstätters sagte Aichern damals, dass auch heute noch viele Züge in die Richtung rollten, in die damals die Weichen gestellt wurden, wenn man an Nationalismus, Rassismus und Ausländerfeindlichkeit denke.
Seligsprechung 2007
Nach Unterstützung durch die österreichische Bischofskonferenz, durch eine historisch-theologische Kommission und das Linzer Domkapitel wurde 1997 offiziell der Seligsprechungsprozess für Franz Jägerstätter eröffnet.
Es wurde am 21. Juni 2001 auf diözesaner Ebene abgeschlossen und die Akten der Selig- und Heiligsprechungskongregation übergeben.
Der heutige Diözesanbischof von Linz, Manfred Scheuer, war damals noch als Bischof von Innsbruck „Postulator“ des Seligsprechungsverfahrens von Franz Jägerstätter. Der Vatikan bestätigte am 1. Juni 2007 offiziell das Martyrium von Franz Jägerstätter.
Die Seligsprechung erfolgte am 26. Oktober 2007 unter Bischof Ludwig Schwarz im Linzer Mariendom. Der liturgische Gedenktag des seligen Franz Jägerstätter ist sein Tauftag, der 21. Mai.
Die Gedenkfeiern im Überblick:
9. Mai 2023, 19.00 Uhr | Mariendom Linz:
Präsentation Gedächtnisbuch Oberösterreich
Das Gedächtnisbuch Oberösterreich ist eine Sammlung von Biografien zu Personen, die im Nationalsozialismus aus den verschiedensten Gründen verfolgt waren oder durch widerständiges Handeln gegen das NS-Regime ihr Leben in Gefahr brachten.
Die Beiträge werden von Personen gestaltet, die einen persönlichen, örtlichen oder inhaltlichen Bezug zu ihnen haben. Das Buch ist im Linzer Mariendom und seit Mai 2022 auch im Schlossmuseum Linz öffentlich zugänglich und wird jährlich mit neuen Biografien erweitert.
Gedenkinitiativen, Familienangehörige, Fachleute u. a. tragen durch ihre Partizipation zu einer wachsenden Sammlung unterschiedlichster Lebensgeschichten bei. Das Gedächtnisbuch Oberösterreich wird nunmehr zum vierten Mal um Biografien von Personen ergänzt, die Opfer der NS-Verfolgung waren oder Widerstand gegen das NS-Regime leisteten.
20. Mai 2023
16. Sternwallfahrt der Katholischen Männerbewegung nach St. Radegund:
„Mit der Kraft der Verantwortung“
Aus dem Programm: Franz Jägerstätter war ein Mann, der mit großer Wachsamkeit die Zeichen seiner Zeit lesen und bedrohliche Entwicklungen vorhersehen konnte. Auch die gegenwärtige Zeit ist geprägt von verschiedenen Krisenszenarien.
Um angesichts dieser Krisen nicht mit einem Gefühl von Ohnmacht und Ausgeliefertsein zu resignieren oder zu erstarren, wird bei der Sternwallfahrt das Augenmerk darauf gerichtet, wie sich der/die Einzelne, aber auch die Gesellschaft positiv und konstruktiv dazu verhalten können.
Wenn wir Verantwortung übernehmen, kann uns daraus auch große Kraft erwachsen. Die Auseinandersetzung mit dem Leben und den Schriften Franz Jägerstätters liefert Hinweise und Spuren für ein überzeugtes und verantwortliches Christsein angesichts der Zeichen der Zeit.
Das Programm: Eintreffen ab 12 Uhr beim Jägerstätter-Haus, ab 13.30 Workshop mit Andreas Schmoller, Leiter des Franz und Franziska Jägerstätter Instituts, zum spezifisch christlichen Verständnis von Verantwortung bei Franz Jägerstätter.
20. Mai 2023, 19.30 Uhr | Ursulinenkirche Linz:
Gedenken an den Seligen Franz Jägerstätter:
„Vor 80 Jahren: Verweigerung, Haft Verurteilung, Tod“
20. Mai – 23. Juni 2023 | Mariendom Linz:
Jägerstätter-Ausstellung der Friedensbibliothek Berlin
„Besser die Hände als der Wille gefesselt“
Eine Ausstellung der Friedensbibliothek Berlin im Linzer Mariendom thematisiert unter dem Titel „Besser die Hände als der Wille gefesselt“ das Leben von Franz Jägerstätter.
Montag – Samstag 7.30 – 17.30 Uhr | Sonn- und Feiertag 12.30 – 17.30 Uhr
1. Juni 2023, 18.30 Uhr | Katholische Privat-Universität Linz
Präsentation der digitalen Jägerstätter-Edition
Seit 2018 sind die von Franziska Jägerstätter aufbewahrten Schriften von und über ihren Mann im Besitz der Diözese Linz. Das Franz und Franziska Jägerstätter Institut (FFJI) an der KU Linz hat diese Sammlung sowie weitere aus Privatbesitz stammende Schriften Jägerstätters in jahrelanger Kleinarbeit digitalisiert und historisch-kritisch ediert.
Mit einer feierlichen Präsentation wird der bislang kompletteste Bestand an Schriften und Korrespondenzen Franz Jägerstätters über eine eigene Webseite veröffentlicht. Die digitale Edition setzt damit einen neuen Impuls für die Jägerstätter-Forschung und für den Unterricht in Fächern wie Ethik, Religion, Geschichte und politische Bildung.
8./9. August 2023: Internationales Jägerstätter-Gedenken in St. Radegund
Anlässlich des 80. Todestages des seligen Franz Jägerstätter findet am 8. und 9. August 2023 in St. Radegund das jährliche internationale Gedenken statt. Zusätzlich erscheint eine neue Broschüre in deutscher und englischer Sprache, die das Leben von und die Erinnerung an Franz Jägerstätter beleuchtet sowie neues Bildmaterial enthält.
www.dioezese-linz.at/jaegerstaetter; https://ku-linz.at/ffji
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