Franz Jägerstätter: Gedenkfeiern zum 80. Todestag

Franz Jägerstätter
Der Wehrdienstverweiger im NS-Regime wurde 2007 seliggesprochen. Am 7. Mai 1997 wurde das Nazi-Urteil gegen ihn aufgehoben.

Es war sein christlicher Glaube, der den Innviertler Landwirt und Familienvater Franz Jägerstätter dazu bewogen hat, im 2. Weltkrieg nicht mit der Waffe für das Nazi-Regime   ins Feld zu ziehen.

Und es war sein Todesurteil: Der standhafte und glaubensfeste Oberösterreicher wurde vom Reichskriegsgericht in Berlin wegen „Wehrkraftzersetzung“ zum Tode verurteilt und vor 80 Jahren, am 9. August 1943, in Brandenburg an der Havel durch Enthauptung hingerichtet.  

Das Franz und Franziska Jägerstätter Institut an der Katholischen Privatuniversität Linz würdigt Jägerstätter:  „Von der Kirche 2007 als Märtyrer anerkannt, genießt er gemeinsam mit seiner Frau Franziska, die ihn in seiner Haltung unterstützt hat und später die Folgen seiner Verurteilung zu tragen hatte, hohes Ansehen als zeugnishafte Persönlichkeit im Widerstand gegen alle menschenverachtenden und -vernichtenden Regime. Franziska Jägerstätter hat durch ihren Beitrag das Zeugnis ihres Gatten Franz bekannt gemacht und dessen Würdigung  sowie Verehrung gefördert.“

Heuer jährt sich der Todestag des seligen Franz Jägerstätter zum 80. Mal. Sein Gedenken steht im Zentrum zahlreicher Veranstaltungen der Diözese Linz von Mai bis August dieses Jahres.

Lange hat es gedauert, bis dieses Unrechtsurteil aufgehoben wurde  – das erfolgte  erst am 7. Mai 1997 durch das Landgericht Berlin.  Die Aufhebung kommt einem Freispruch gleich und bedeutet moralische und juristische Rechtfertigung seiner Handlung.

 

Bischof Maximilian Aichern

Der frühere Linzer Diözesanbischof Maximilian Aichern war es, der schon ab 1989 Personen als Zeugen einvernehmen ließ, die Franz Jägerstätter persönlich gekannt haben. „Jägerstätter ist und bleibt eine Provokation“, sagte Aichern kurz nach der Seligsprechung über den Innviertler: „Er ist ein Vorbild für christliche Gewissensentscheidung, für Zivilcourage und Ernstnehmen des Glaubens.“  

In Anspielung auf einen Traum Jägerstätters sagte Aichern damals, dass auch heute noch viele Züge in die Richtung rollten, in die damals die Weichen gestellt wurden, wenn man an Nationalismus, Rassismus und Ausländerfeindlichkeit denke.

Seligsprechung 2007

Nach Unterstützung durch die österreichische Bischofskonferenz, durch eine historisch-theologische Kommission und das Linzer Domkapitel wurde 1997 offiziell der Seligsprechungsprozess für Franz Jägerstätter eröffnet.

Es wurde  am 21. Juni 2001 auf diözesaner Ebene abgeschlossen und die Akten der Selig- und Heiligsprechungskongregation übergeben. 

Der heutige Diözesanbischof von Linz, Manfred Scheuer, war damals noch als Bischof von Innsbruck „Postulator“ des Seligsprechungsverfahrens von Franz Jägerstätter. Der Vatikan bestätigte am 1. Juni 2007 offiziell das Martyrium von Franz Jägerstätter.

Die Seligsprechung erfolgte am 26. Oktober 2007 unter Bischof Ludwig Schwarz im Linzer Mariendom. Der liturgische Gedenktag des seligen Franz Jägerstätter ist sein Tauftag, der 21. Mai. 

Die Gedenkfeiern im Überblick: 

9. Mai 2023, 19.00 Uhr | Mariendom Linz:
Präsentation Gedächtnisbuch Oberösterreich

Das Gedächtnisbuch Oberösterreich ist eine Sammlung von Biografien zu Personen, die im Nationalsozialismus aus den verschiedensten Gründen verfolgt waren oder durch widerständiges Handeln gegen das NS-Regime ihr Leben in Gefahr brachten.

Franz Jägerstätter: Gedenkfeiern zum 80. Todestag

Die Beiträge werden von Personen gestaltet, die einen persönlichen, örtlichen oder inhaltlichen Bezug zu ihnen haben. Das Buch ist im Linzer Mariendom und seit Mai 2022 auch im Schlossmuseum Linz öffentlich zugänglich und wird jährlich mit neuen Biografien erweitert.

Gedenkinitiativen, Familienangehörige, Fachleute u. a. tragen durch ihre Partizipation zu einer wachsenden Sammlung unterschiedlichster Lebensgeschichten bei. Das Gedächtnisbuch Oberösterreich wird nunmehr zum vierten Mal um Biografien von Personen ergänzt, die Opfer der NS-Verfolgung waren oder Widerstand gegen das NS-Regime leisteten.

20. Mai 2023
16. Sternwallfahrt der Katholischen Männerbewegung nach St. Radegund:
„Mit der Kraft der Verantwortung“

Aus dem Programm: Franz Jägerstätter war ein Mann, der mit großer Wachsamkeit die Zeichen seiner Zeit lesen und bedrohliche Entwicklungen vorhersehen konnte. Auch die gegenwärtige Zeit ist geprägt von verschiedenen Krisenszenarien.

Um angesichts dieser Krisen nicht mit einem Gefühl von Ohnmacht und Ausgeliefertsein zu resignieren oder zu erstarren, wird bei der Sternwallfahrt das Augenmerk darauf gerichtet, wie sich der/die Einzelne, aber auch die Gesellschaft positiv und konstruktiv dazu verhalten können.

Wenn wir Verantwortung übernehmen, kann uns daraus auch große Kraft erwachsen. Die Auseinandersetzung mit dem Leben und den Schriften Franz Jägerstätters liefert Hinweise und Spuren für ein überzeugtes und verantwortliches Christsein angesichts der Zeichen der Zeit.

Das Programm: Eintreffen ab 12 Uhr beim Jägerstätter-Haus, ab 13.30 Workshop mit Andreas Schmoller, Leiter des Franz und Franziska Jägerstätter Instituts, zum spezifisch christlichen Verständnis von Verantwortung bei Franz Jägerstätter.

20. Mai 2023, 19.30 Uhr | Ursulinenkirche Linz:
Gedenken an den Seligen Franz Jägerstätter:
„Vor 80 Jahren: Verweigerung, Haft Verurteilung, Tod“

20. Mai – 23. Juni 2023 | Mariendom Linz:
Jägerstätter-Ausstellung der Friedensbibliothek Berlin
„Besser die Hände als der Wille gefesselt“

Eine Ausstellung der Friedensbibliothek Berlin im Linzer Mariendom thematisiert unter dem Titel „Besser die Hände als der Wille gefesselt“ das Leben von Franz Jägerstätter.
Montag – Samstag 7.30 – 17.30 Uhr | Sonn- und Feiertag 12.30 – 17.30 Uhr

1. Juni 2023, 18.30 Uhr | Katholische Privat-Universität Linz
Präsentation der digitalen Jägerstätter-Edition

Seit 2018 sind die von Franziska Jägerstätter aufbewahrten Schriften von und über ihren Mann im Besitz der Diözese Linz. Das Franz und Franziska Jägerstätter Institut (FFJI) an der KU Linz hat diese Sammlung sowie weitere aus Privatbesitz stammende Schriften Jägerstätters in jahrelanger Kleinarbeit digitalisiert und historisch-kritisch ediert.

Mit einer feierlichen Präsentation wird der bislang kompletteste Bestand an Schriften und Korrespondenzen Franz Jägerstätters über eine eigene Webseite veröffentlicht. Die digitale Edition setzt damit einen neuen Impuls für die Jägerstätter-Forschung und für den Unterricht in Fächern wie Ethik, Religion, Geschichte und politische Bildung.

8./9. August 2023: Internationales Jägerstätter-Gedenken in St. Radegund

Anlässlich des 80. Todestages des seligen Franz Jägerstätter findet am 8. und 9. August 2023 in St. Radegund das jährliche internationale Gedenken statt. Zusätzlich erscheint eine neue Broschüre in deutscher und englischer Sprache, die das Leben von und die Erinnerung an Franz Jägerstätter beleuchtet sowie neues Bildmaterial enthält.

www.dioezese-linz.at/jaegerstaetterhttps://ku-linz.at/ffji

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