Der steinige Weg zum passenden Gedenken im Außenlager Gusen

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Die kommenden Tage stehen ganz im Zeichen des Gedenkens an die Befreiung vom Nationalsozialismus. Im ehemaligen Außenlager Gusen wird Zeitzeuge Stanisław Zalewski als einziger ehemaliger Häftling teilnehmen.
Der mittlerweile 97-jährige ehemalige Häftling der Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau, Mauthausen, Gusen I und Gusen II ist immer noch Vorsitzender des Polnischen Vereins ehemaliger Politischer Häftlinge von Hitlerschen Gefängnissen und Konzentrationslagern und Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees.
Ihm ist es ein Anliegen, dass in Gusen eine würdige Gedenkstätte entsteht. Die Filmemacherin Magdalena Zelasko begleitet Zalewski, sie arbeitet an einem Film über ihn.
Würdiges Gedenken
Zu Gusen sagt Zalewski in einer Kurzversion des Filmes:
„Für mich, der hier 545 Tage verbracht hat, bedeutet der Anblick dieses Ortes, der zerstört, überwuchert ist, dass die Erinnerung an jene, die hier umgekommen sind, die ihr Leben hingegeben haben, irgendwie ins Nichts gegangen zu sein scheint. Daher ist es meiner Meinung nach höchste Zeit, dass man das, was noch übrig ist, für die Nachkommen wiederherstellt als Mahnung, wozu es kommen kann, wenn ein Mensch zum Herrenmenschen wird und dem anderen Menschen nicht wohlgesinnt ist“.
Seit September des Vorjahres wird intensiv an dieser Gedenkstätte in Gusen gearbeitet. Stephan Mlczoch, Abteilungsleiter Historische Angelegenheiten im Innenministerium, begleitet den Prozess zur Weiterentwicklung des ehemaligen Außenlagers von Mauthausen.
Insgesamt 30.000 Quadratmeter Fläche wurden von der Republik angekauft – darunter der ehemalige Appellplatz, Baracken und Freiflächen.
Viele Interessen
Die Schwierigkeit bei der Neugestaltung der Gedenkstelle in Gusen: Es sind viele Anrainer betroffen, die ihre Häuser auf dem Areal des ehemaligen Lagers errichtet haben, die Region selbst hat Interessen.
Dazu kommen die Interessen jener Länder, die sehr viele Tote in diesem Lager zu beklagen haben: Polen, Frankreich, Spanien. „Zum Schluss waren in Gusen mehr Häftlinge als in Mauthausen“, weiß Mlczoch.
Und anders als in Mauthausen, wo gleich nach dem Ende des Krieges die Gedenkstelle vorhanden war, wurden die ehemaligen Lagerbereiche in Gusen an Privatpersonen verkauft.
Seit September wurden in Workshops und Gesprächsrunden Ideen gesammelt – daraus soll sich in weiteren Runden bis Sommer ein Masterplan herauskristallisieren, wie das Gedenken an diesem Ort passend umgesetzt werden kann.
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