Autofreier Linzer Hauptplatz vorerst gescheitert

Vizebürgermeister Markus Hein räumt seine Einfahrtsverbotschilder wieder weg
Projekt auf 2024 verschoben. Zuerst müssen alle vier Linzer Brücken fertig sein.

Nach nur zwei Tagen bricht der Linzer Verkehrsreferent und Vizebürgermeister Markus Hein (FPÖ) das Projekt des autofreien Linzer Hauptplatzes vorzeitig ab. Es sollte zwei Monate lang getestet werden, bevor es in eine Dauerlösung mündet.

„In Rücksprache mit der Polizei ist klargeworden, dass die Verkehrsmenge heuer in der Ferienzeit deutlich höher ist als sonst. Das kann damit zusammenhängen, dass viele Menschen wegen der Corona-Krise nun ihren Urlaub abgesagt haben und zuhause bleiben. Den Test unter diesen erschwerten Rahmenbedingungen weiterzuführen ist sinnlos." Am Montag soll die Klosterstraße, eine Zubringerstaße zum Hauptplatz, wieder für den Verkehr freigegeben werden.

Hein weiter: „Wir brauchen, bevor wir den Linzer Hauptplatz für den Durchzugsverkehr wirklich sperren, alle neuen Donaubrücken. Diese Erkenntnis gilt auch für die vehement geforderten eigenen Fahrradspuren auf der Nibelungenbrücke. Der zweite Tag des Tests war zwar nicht mit dem ersten – an dem eine Raddemonstration auf der Nibelungenbrücke die Situation verschärft hatte – vergleichbar, aber trotzdem angespannt."

Für Grüne ist Hein gescheitert

Für die Grünen ist nicht das Projekt gescheitert, sondern der zuständige Verkehrsreferent Hein. "Eine Verkehrsberuhigung der Innenstadt war in Wahrheit von Anfang an nicht ernsthaft gewollt, sondern nur eine halbherzige Alibi-Aktion“, kommentiert Helge Langer, Klubobmann der Grünen. Er verdächtigt FPÖ und SPÖ, die in der Vergangenheit gegen den autofreien Hauptplatz gewesen seien, das Projekt bewusst zum Scheitern gebracht zu haben. Denn in Linz werde alles dem Autoverkehr untergeordnet, es fehle jegliches Umdenken.

Bürgermeister Klaus Luger, der mit seiner SPÖ in einer De-facto-Koalition mit der FPÖ ist, begrüßt den Abbruch des Pilotversuchs. Er wirft den Neos und den Grünen "fundamentalistische Positionen" vor, sie hätten mit ihren Aufrufen zu den provokanten Aktionen am Mittwoch (Radlerdemonstration, Anm.) zum raschen Scheitern des Versuchs maßgeblich beigetragen. Luger will mit externen Experten ein Gesamtverkehrskonzept für die Wege über die Donau erarbeiten lassen. Dabei soll dann auch eine Bus- und Fahrradspur auf der Nibelungenbrücke geprüft werden.

Der Linzer ÖVP-Obmann und Vizebürgermeister Baier schlägt nach dem Scheitern Begegnungszonen vor. Sie sollten sofort eingerichtet werden. „Hätte Hein schon im Vorfeld auf uns gehört, wäre vielen Autofahrern und Bewohnern ein Verkehrsinfarkt samt Stau, Abgas- und Lärmbelästigung erspart geblieben.“

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