Akute Personalnot in der Pflege für Menschen mit Beeinträchtigung

Das Assista-Konzept: Größtmöglich selbstbestimmtes Leben mit Freiraum für Menschen mit Beeinträchtigungen.
Der Sozialdienstleister Assista hat zunehmend Mühe, sein Leistungsspektrum abzudecken.

von Gerhard Marschall

Rund 500 Beschäftigte, 24 Millionen Euro Jahresumsatz – die Rede ist nicht von einem mittelständischen Wirtschaftsbetrieb, sondern von Assista. Der Sozialdienstleister kann mit einem breiten Angebot für Menschen mit körperlichen und neurologischen Beeinträchtigungen aufwarten. Das Leistungsspektrum wächst beständig, aber auch die Personalprobleme werden immer größer. „Die Situation ist oberösterreichweit sehr angespannt“, sagt Geschäftsführer Markus Lasinger (57).

Am Anfang war das „Behindertendorf Altenhof“, das 1978 in der Gemeinde Gaspoltshofen (Bezirk Grieskirchen) errichtet wurde. Initiator war Pater Anton Gots. Er hatte erkannt, dass Menschen mit Beeinträchtigungen zumeist in Altersheimen untergebracht waren oder überhaupt versteckt wurden. Ihnen ein größtmöglich selbstbestimmtes Leben mit Freiraum zu ermöglichen, war der Gründungsgedanke.

Vorzeigeprojekt

Das Dorf mit Einzelwohnungen, Werkstätten und Therapiestation für 160 Menschen wurde zum Vorzeigeprojekt für ganz Österreich. Nach und nach hat sich daraus Assista entwickelt mit mittlerweile sechs Standorten (Linz, Wels, Steyr, Vöcklabruck, Gallspach, Altenhof) und insgesamt 210 Wohnplätzen; 55 Personen werden mobil betreut.

Dort, wo alles begann, in Altenhof, startete Assista unlängst eine Informationsoffensive. „Wir möchten uns als attraktiver Arbeitgeber in der Region präsentieren“, erklärt Lasinger. Es werde zunehmend schwieriger, Personal zu finden und zu halten. Am Beispiel Altenhof: Hier sind zwölf Vollzeitarbeitsplätze zu besetzen, doch gibt es keine Bewerbungen. Konnte früher auf eine lange Evidenzliste zurückgegriffen werden, geht jetzt das Interesse gegen null. Die Arbeitszeiten seien ein zentrales Thema, räumt Lasinger ein. Pflege und assistierende Berufe müssten attraktiver gemacht werden. Es brauche neue Arbeitszeitmodelle, auch sollte die berufsbegleitende Ausbildung erleichtert werden.

Image-Aufbesserung

Das Budget von Assista wird 80 zu 20 vom Land und von der Gesundheitskasse gespeist. Die Forderung nach mehr Geld mag Geschäftsführer Hermann Wiesinger (50) nicht erheben. Er ist vor einem Jahr vom Vorstand von Linz Textil hierher gewechselt.

Akute Personalnot in der Pflege für Menschen mit Beeinträchtigung

Leistungsspektrum wächst weiter: 210 Wohnplätze gibt es.

„Die Bezahlung in der Pflege ist im Vergleich zur Privatwirtschaft in Ordnung“, sagt Wiesinger. Er wünscht sich von der Politik Unterstützung, um das Image des Pflegeberufs zu verbessern. Das könne Assista nicht leisten. Geschäftsführer Lasinger möchte vor allem eine Botschaft aussenden: „Die Arbeit in der Pflege ist herausfordernd, aber auch abwechslungsreich und erfüllend.“

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