Vom Quälen und Genießen

Ivona Dadic
Leichtathletik: Ivona Dadic und Verena Mayr kämpfen weiter, Ina Huemer mag nicht mehr. Von Gerhard Marschall.

„Verletzungsfrei bleiben“, nennt die Siebenkämpferin Ivona Dadic (28) ihr oberstes Saisonziel. Dieses setzt Kollegin Verena Mayr (27) deutlich niedriger an. Sie möchte endlich verletzungsfrei werden. 2022 wartet mit zwei leichtathletischen Höhepunkten auf: mit der Weltmeisterschaft im Juli in Eugene/Oregon (USA) und mit der Europameisterschaft im August in München. Auf diese Termine ist alles ausgerichtet.

Für Dadic und Mayr ist die Vorbereitung aber nicht immer nach Plan gelaufen. Den beiden Heeressportlerinnen hängt das kräftezehrende Olympiajahr nach. Bei den Spielen in Tokio waren sie – Dadic als Achte, Mayr als Elfte – unter ihren eigenen Erwartungen geblieben, hatten jedoch enormen Trainingsaufwand investiert. Nach einer Reihe kleinerer Verlegungen habe sie dem Körper Zeit geben müssen, erklärt Dadic ihren Verzicht auf die Hallensaison. „Es ist alles auskuriert, grundsätzlich passt es ganz gut.“

Oberschenkel verletzt

Doch auch 2022 begann nicht sorgenfrei. Vom Trainingslager in Atlanta/USA kehrte Dadic im April mit einer Oberschenkelverletzung zurück. Die gebürtige Welserin geht es darum dosiert und Schritt für Schritt an. Beim Meeting in Ried im Innkreis vor gut einer Woche stieg sie in die Freiluftsaison ein, beschränkte sich auf das Kugelstoßen und gewann mit 14,48 Metern. Weitere Einzelwettkämpfe folgen, Speerwurf in St. Pölten und 100 Meter Hürden in Eisenstadt. Der erste Siebenkampf ist Mitte Juni bei den Balkan-Meisterschaften in Craiova/Rumänien geplant.

Vom Quälen und Genießen

Verena Mayr

Verena Mayr muss zurzeit weitaus kleinere Schritte machen: „Ich trainiere Sachen, bei denen ich keine Schmerzen habe.“ Kugelstoßen, Speerwurf sind möglich, jedoch nicht wettkampforientiert, Laufen geht nur langsam, Hoch- und Weitsprung sind tabu. Seit einem Jahr wird die gebürtige Ebenseerin von Problemen in den Oberschenkeln geplagt, die Ursache konnte bis jetzt nicht eruiert werden. „Ich gehe von Doktor zu Doktor“, erzählt Mayr, „es gibt verschiedene Diagnosen und immer wieder Ansätze, die kurzzeitig helfen, aber noch keine Dauerlösung“. 2019 war Mayrs bisher erfolgreichstes Jahr. Sie schraubte – damals noch unter ihrem Mädchennamen Preiner – den österreichischen Rekord auf 6.591 Punkte, die Marke hat nach wie vor Bestand. Obendrein gewann sie bei der Weltmeisterschaft in Doha die Bronzemedaille. Erfolg definiert Mayr momentan anders: „Das Wichtigste ist jetzt, gesund zu werden.“ Für die WM werde es relativ eng, befürchtet ihr Langzeittrainer Wolfgang Adler. Auch wenn Mayr via Ranking qualifiziert wäre, bliebe nur wenig Zeit. „Im Moment schaut es eher so aus, dass man sich auf die EM fokussieren muss“, sagt Adler. „Aber ob das so stattfinden kann, können wir überhaupt nicht sagen.“

Vom Quälen und Genießen

Ina Huemer

Eine, der eine große Karriere vorhergesagt worden war, wollte sich die Quälerei nicht länger antun: Ina Huemer machte überraschend Schluss. „Ich habe einfach gemerkt, dass ich die nötige Motivation und Energie nicht mehr aufbringen kann“, begründete die 23-jährige Innviertlerin ihren Ausstieg. Huemer hält die österreichischen Rekorde über 100 und 200 Meter, in beiden Disziplinen wurde sie im Vorjahr Staatsmeisterin. Sie durfte sich durchaus Chancen auf die WM-Teilnahme machen, will sich aber auf ihr Sportstudium konzentrieren – und das Leben genießen.

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