KZ-Gedenkstätte Mauthausen neu gestaltet

Visitors' shadows are cast on the ground on the way to the entrance of the former Austrian Nazi concentration camp in Mauthausen May 7, 2010. The main camp was opened near Linz in August 1938, just weeks after the Nazi occupation of Austria. It housed Jews from Europe. About 206,000 people were imprisoned at the camp, of whom over 70,000 were killed from overwork in stone quarries and armament industries as well as starvation and illness. The camp was liberated on May 5, 1945. A commemoration ceremony will be held on May 9 to mark the 65th anniversary of the Soviet victory over Nazi Germany. Picture taken May 7, 2010. REUTERS/Herwig Prammer (AUSTRIA - Tags: SOCIETY ANNIVERSARY POLITICS CONFLICT CIVIL UNREST)
Am 5. Mai, dem Tag der Befreiung, werden neue Ausstellungen mit überlebenden Zeitzeugen und internationalen Politikern eröffnet.

Was ist, wenn es keine Überlebenden mehr gibt?“, diese Frage hat Barbara Glück oft gehört. Die Sorge von Zeitzeugen, dass der Schrecken verblasst und das „Nie wieder“ vergessen wird. Sieben Jahre lang hat die Leiterin der KZ-Gedenkstätte sich darüber den Kopf zerbrochen. „70 Jahre nach der Befreiung – wie soll man heute mit diesem Thema umgehen und das Wissen weitergeben?“, fragt sie. Zwei neue Dauerausstellungen und ein „Raum der Namen“ sind die Lösung, die mit Wissenschaftlern erarbeitet wurde. Am 5. Mai, dem Tag, an dem das Konzentrationslager Mauthausen befreit wurde, findet die Eröffnung statt.

90.000 Menschen starben während des Zweiten Weltkrieges im Nazi-KZ Mauthausen und seinen zahlreichen Nebenlagern. Von mehr als 81.000 sind die Namen bekannt. Sie alle finden ein Platz im neuen „Raum der Namen“.

Spurensuche

Aber auch die Ausstellungen wurden auf völlig neue Beine gestellt. Was nötig war – denn das passierte zuletzt 1970. Ein Schwerpunkt widmet sich der Entwicklung des Konzentrationslagers. „Mauthausen war Teil einer Großmaschinerie. Die Häftlinge wurden quer durch Europa transportiert“, sagt Berrand Perz, der wissenschaftliche Leiter. Verstärkt in den Vordergrund soll auch das Zweitlager Gusen treten. „Hier sind mehr Menschen gestorben als in Mauthausen“, erklärt Perz.

Mit den Massenmorden beschäftigt sich auch der zweite Schwerpunkt. Welche Spuren sind noch vorhanden, welche Quellen und Beweise liegen vor, wer waren die Täter? Dutzende Interviews von Überlebenden sind hier zu sehen und zu hören. Die Funde von Ausgrabungen in und um Mauthausen sind zu sehen. Nur ein Raum ist künftig aus Pietätsgründen nicht mehr zugänglich – die Gaskammer.

KZ-Gedenkstätte Mauthausen neu gestaltet
Jährlich kommen rund 200.000 Besucher zur Gedenkstätte. Die Hälfte davon aus dem Ausland. „Nur wer die Vergangenheit kennt, hat Zukunft“, sagt Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (Bild). „Wir hinterlassen ein wichtiges Erbe. Und dieser Ort der Erinnerung, der auch Mahnmal, Friedhof und Dokumentationszentrum ist, braucht Neuerungen.“ 1,7 Millionen Euro wurden in die Neugestaltung investiert.

Am Sonntag, 5. Mai, findet die Eröffnung statt. Auch 30 Überlebende sowie hochrangige Politiker aus Polen, Ungarn und Israel werden erwartet. www.mauthausen-memorial.at

Bereits am 8. August 1938 kamen die ersten Häftlinge in Mauthausen an – fünf Monate nach dem Anschluss Österreichs. Mauthausen wurde von den Nazis wegen der Granitsteinbrüche als Standort gewählt – ebenso wie das Zweitlager Gusen. Die Häftlinge sollten ursprünglich für die Errichtung von Monumental- und Prestigebauten eingesetzt werden.

Mauthausen und Gusen waren Lager der Stufe III – das bedeutete die härtesten Haftbedingungen innerhalb des Systems. Vor allem politische und ideologische Gegner wurden hierher gebracht.

Ab 1942 wurden die Häftlinge für die Rüstungsindustrie eingesetzt. Zahlreiche Außenlager wurden errichtet. Die Zahl der Häftlinge stieg sprunghaft an. 1938 waren es etwa 1000, zu Kriegsende rund 84.000.

Die Deportierten stammten aus mehr als 40 Nationen, vor allem aus Polen, der Sowjetunion und Ungarn. Ab 1944 wurden auch Frauen in das KZ Mauthausen eingewiesen.

Mehr als 90.000 Menschen starben in dem KZ, davon rund 10.000 in den Gaskammern. Der Großteil aber verhungerte oder starb an den Folgen von Misshandlungen, Ausbeutung sowie fehlender medizinischer Versorgung.

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