Das Geschäft mit dem Italo-Müll

epa02782790 A local woman worker walks along a narrow strip of clean road past mountains of uncollected garbage in Naples 17 June 2011. Protest broke out in the city over the uncollected waste with citizens blocking a street by overturning dumpsters, strewing the contents across the street. EPA/CIRO FUSCO
103 Züge bringen Abfall aus Süditalien zur Verbrennungsanlage in NÖ.

Seit 2001 fahren sie – die „Züge der Schande“, wie sie der italienische Ministerpräsident Romano Prodi nannte. Voll beladen mit Abfall aus dem Süden Italiens, wo man der enormen Müllberge nicht mehr Herr wird. Nachdem diese „Drecksgeschäfte“ in Deutschland seitdem ein Renner sind, übernimmt jetzt auch die EVN-Müllverbrennungsanlage in Zwentendorf (NÖ) Mist aus Italien.

Neapel sucht seit Jahren nach Lösungen für sein Abfallproblem und hat dabei so ziemlich alle Müllverbrennungsanlagen Europas kontaktiert – darunter auch uns“, sagt EVN-Sprecher Stefan Zach. Weil in Zwentendorf Kapazitäten frei sind, hat man einen Vertrag für zwölf Monate abgeschlossen. Der Erste von 103 Müll-Zügen langte diese Woche ein.

Ausschlaggebend für die EVN und den neuen Partner war, dass die Zulieferung zu hundert Prozent mit der Bahn möglich ist: „Es muss dafür kein einziger Lkw fahren, und es entsteht für die Region keine Belastung. Außerdem handelt es sich nur um zwei Züge pro Woche“, sagt Zach. Der Italo-Müll macht auch gerade zwanzig Prozent der Gesamtkapazität von 500.000 Tonnen jährlich aus.

Natürlich übernimmt die EVN den neapolitanischen Mist nicht aus Nächstenliebe: „Es ist ein Geschäft für uns, abgerechnet wird pro Tonne“, sagt Zach. Wie viel der Energiekonzern damit verdient, will er nicht konkretisieren. In Deutschland sollen aber mehr als 200 Euro pro Tonne üblich sein.

Wertvolle Fracht

Weil Mülltrennung im Süden Italiens nicht so verbreitet sein dürfte wie in Österreich, wird der Inhalt der Waggons genau unter die Lupe genommen, sagt Zach: „Es wird zwar nicht aussortiert, aber streng kontrolliert. Der Müll aus Neapel unterscheidet sich vom heimischen. Er hat etwa einen viel höheren Plastikanteil. Deshalb wird er zur Verbrennung mit Müll aus Österreich vermengt.“ Zu erwarten ist auch, dass sich nicht wenig Metall finden wird; was als Wertstoff aber einen Zusatzgewinn darstellt. Ob der Vertrag später verlängert wird, steht noch nicht fest: „Es kommt auf die Kapazität an. Vorrang hat Müll aus Niederösterreich“, sagt Zach.

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