Zu viele Lkw im Wieselburger Zentrum: Zweite Umfahrung gefordert

Zahlreiche Lkw-Züge, die weiter durch Wieselburg fahren müssen, um ins Kleine Erlauftal zu gelangen, belasten die Stadt weiterhin
Trotz Inbetriebnahme der Umfahrung ist die Entlastung der Anrainer noch immer unbefriedigend; Mehr Zeit und eine zweite Umfahrung ins Kleine Erlauftal sollen Laster ausbremsen

Der endlose Blechwurm ist aus der Stadt verschwunden. Knapp drei Wochen nach der Eröffnung der Umfahrung Wieselburg ist die früher fast ununterbrochen rollende Verkehrslast auf der Erlauftalbundesstraße (B25) durch die Stadt deutlich geringer. Doch von beschaulicher Ruhe oder gar Idylle ist man wochentags im Herzen der Braustadt weit entfernt. Vor allem, dass noch immer viele und laute Lkw anzutreffen sind, ärgert viele.

„Manchmal hat man schon das Gefühl, es herrscht noch Lockdown“, beschreibt Werner Rohner, der als Messe-Direktor beruflich zentral in der Stadt agiert. Er empfindet deutlich weniger Verkehr, seitdem die Umfahrung geöffnet wurde. Zu manchen Zeiten habe man den Eindruck, es sei Sonntag, sagt er.

Zu viele Lkw im Wieselburger Zentrum: Zweite Umfahrung gefordert

Messedirektor Werner Roher

Auch optisch sind die Staus vor der zentralen Ampel in der Stadtmitte beim Rathaus weit nicht mehr so krass wie vor der Eröffnung der 80 Millionen Euro teuren Umfahrung. „Die Situation hat sich sehr entspannt“, bestätigt Fotograf Alois Spandl, der direkt im Zentrum sein Studio betreibt. Auch Konditorin Christiane Reschinsky hat den klaren Verkehrsrückgang bemerkt, gleichzeitig sei es im Schanigarten vor ihrer bekannten Eis-Theke aber nicht viel leiser geworden, meint sie. „Man muss sicher abwarten, die Nutzung der Umfahrung muss sich einspielen“, sagt Reschinsky.

Zu viele Lkw im Wieselburger Zentrum: Zweite Umfahrung gefordert

Konditorin Christiane Reschinsky

Dafür hat die Ausflüglerin Ingrid Scheiner aber wenig Verständnis. Regelmäßig kommt sie mit ihrer Freundin per Rad am Erlaufradweg von Melk hierher, um ein Eis zu genießen. „Ja, es ist weniger Verkehr, doch was machen die vielen Lastwägen noch hier. Das muss noch viel weniger werden“, fordert sie.

Zu viele Lkw im Wieselburger Zentrum: Zweite Umfahrung gefordert

Ausflüglerin Ingrid Scheiner

Tatsächlich fällt die subjektiv hohe Zahl der schweren Brummer, darunter viele Holzschlepper, jetzt noch immer auf. Viele ausländische Chauffeure würden trotz Lkw-Durchfahrtsverbot von der alten Navi-Speicherung am Weg ins Erlauftal durch Wieselburg gelost, erfährt man in der Stadt.

Kleines Erlauftal

Ein weit höherer Anteil der Laster biegt aber mitten in der Stadt auf die L96 ein, um ins Kleine Erlauftal weiterzufahren. Durch Gewerbeparks und Betriebe in der nächsten Gemeinde Wolfpassing bis weiter nach Randegg haben in den vergangenen Jahren die Lkw-Fahrten stark zugenommen. Trotz Umfahrung können sie von der A1 kommend nur durch das Stadtzentrum in diese Region gelangen.

Zu viele Lkw im Wieselburger Zentrum: Zweite Umfahrung gefordert

Noch immer viele Lastwägen im Stadtzentrum

Ein Dorn im Auge der Bürgermeister der Gemeinden Wieselburg-Stadt und Wieselburg-Land: Sie fordern deshalb eine weitere Umfahrung im Süden. Die würde, in Luftlinie rund fünf Kilometer von Zarndorf kommend, bei Mühling in die neue B25-Umfahrung einbinden. „Ja, wir wollen diese Umfahrung, wir werden das vorantreiben und haben den Wunsch auch beim Land schon deponiert“, sind sich die beiden Bürgermeister Josef Leitner (SPÖ) und Karl Gerstl (ÖVP) einig.

Absage

Stadtchef Leitner setzt aber auch auf Zeit. Die prognostizierte Halbierung des Verkehrs von täglich 16.000 Fahrzeugen in der Stadt werde Monate dauern, sagt er. Dem pflichtet auch NÖ-Straßenbaudirektor Josef Decker bei. „Grundsätzlich dauert es ein bis zwei Jahre, bis sich bei solchen Umfahrungen der angekündigte Effekt voll einstellt“, sagt er. Schon im Herbst wird eine erste Verkehrszählung konkrete Aufschlüsse liefern, kündigt er an.

Was allerdings die Erweiterung des Umfahrungsprojekts ins Kleine Erlauftal betrifft, ist Decker sehr zurückhaltend. „Dabei handelt es sich um ein reines Projekt aus der Region“, sagt er. Bei den Landesstraßenplanern fehle dazu bislang jede Initiative.

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