Der Rohkaffee wird am Weltmarkt immer teurer. Der monatlich ermittelte Durchschnittspreis der International Coffee Organization ICO für ein Pfund Kaffee lag im April bei 198,43 US-Cent, vor nicht einmal einem Jahr, im Juli 2021, waren es noch 152,24. Spätestens jetzt spürt die Preiserhöhung auch der gemeine Kaffeetrinker in Österreich. Und der trinkt etwa 2,6 Tassen Kaffee täglich (Österreichischer Kaffeeverband, 2020).
Gleichzeitig steigt bei Konsumentinnen und Konsumenten das Bewusstsein für Nachhaltigkeit beim Kaffeegenuss, wie eine Studie des Österreichischen Kaffeeverbands und marketagent aus dem Herbst des Vorjahres zeigt. 60 Prozent der Befragten gaben an, dass sie auf Nachhaltigkeit beim Einkauf achten.
Beides sind Gründe, warum sich Kaffeeliebhaber nach Alternativen zur Bohne aus Übersee umsehen. Manche finden sie bei „Salatkaffee“ im Waldviertel.
Hinter „Salatkaffee“ verbirgt sich Kaffeeröster und Musiker Bernd Salat aus St. Bernhard bei Horn – damit wäre die Bezeichnung geklärt. Von Salatkaffee gibt es Röstungen von Kaffeebohnen aus Kolumbien, Brasilien, Honduras und Guatemala. Von Salatkaffee gibt es aber auch Röstungen von Lupinenbohnen aus St. Bernhard.
„Wir haben vor drei Jahren damit angefangen, die Nachfrage nach dem Kaffee-Ersatz steigt spürbar“, erklärt Bio-Bauer Thomas Surböck bei einer Tasse Lupinenkaffee in der Rösterei von Bernd Salat. Die „Bohnen“ des Hülsenfrüchtlers, die auch optisch jenen der Kaffeepflanze ähneln, verströmen einen Nugat-Duft, das schwarze Heißgetränk eignet sich für eine Unterhaltung bei einem „Kaffee“ bestens.
Nur in einem Kaffeevollautomaten oder im Siebträger sollte man den Lupinenkaffee nicht zubereiten. „Die Lupinen quillen, wenn sie mit Wasser in Berührung kommen“, erklärt Bernd Salat, deshalb eignet sich am besten eine Zubereitung in der French Press oder als Filterkaffee.
Eigentlich wollte der 31-Jährige vor drei Jahren nur wissen, wie sich aus der Süßlupinen-Pflanze ein kaffeeähnliches Getränk ohne Koffein herstellen lässt.
Neugier trieb ihn auch an, als er vor sieben Jahren mehr über die „Transformation vom grünen Kaffee zur gerösteten Bohne“ wissen wollte, sich eine Röstmaschine aus einem Brotbackautomaten und einem Heißluftföhn baute und es im Garten probierte.
Daraus wuchs dann „Salatkaffee“, eine erfolgreiche, röstfrische Kaffeemarke, auf deren Geschmack auch Designerin Lena Hoschek gekommen ist. „Mich kitzelt die Inspiration und dann passiert es von selbst. Diese Fahrplanlosigkeit bringt die Wunder hervor“, sagt Salat. Beim Rösten – egal ob Kaffeebohnen oder Lupinensamen – dürfen laut ihm nur zwei Dinge nicht fehlen: Leidenschaft und Musik.
„Jetzt haben wir mit dem Lupinenkaffee eine Alternative, die komplett nachhaltig ist. Ich ernte den Rohstoff, reinige ihn, dann kommt er hierher und wird geröstet“, sagt Surböck.
Unter den Kaffeealternativen, etwa Getreidekaffees, Löwenzahn- oder Zichorienkaffee, sei Lupinenkaffee die Alternative, die dem Kaffee auch geschmacklich am nächsten ist, aber ohne Kaffeesäure und durch das Langzeitröstverfahren absolut bekömmlich, fügt Salat hinzu. Und: „Die Lupinen wirken bodenverbessernd, sie lockern den Boden und binden Stickstoff“, erklärt der Bio-Landwirt. Nicht jede Lupinensorte ist genießbar, einige sogar giftig – bei der kultivierten Süßlupine braucht man aber keine Bedenken haben. Und nicht jeder Lupinenkaffee schmeckt gleich. „Das ist wie beim Wein, da gibt es eine Herkunftscharakteristik“, beschreibt der Röster, dessen Handschrift den Waldviertler Lupinenkaffee unvergleichlich macht.
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