Arabica-Kaffee kostet so viel wie seit zehn Jahren nicht mehr

SCIENCE-CLIMATE-ENVIRONMENT-AGRICULTURE-COFFEE
Die Preise dürften weiter ansteigen.

Anleger reißen sich derzeit um Kaffeebohnen der Sorte Arabica. Die Preise sind aktuell so hoch wie seit zehn Jahren nicht mehr. Grund für den Höhenflug sind Probleme bei der Auslieferung und Wetterkapriolen.

Vor allem Sorte Arabica wurde teurer

Eine Schale duftender Kaffee in der Früh ist für viele das Lebenselixier schlechthin. Noch während der Corona-Lockdowns im vergangenen Jahr war das Genussmittel allerdings weniger gefragt. Dass die Konsumenten ihren Kaffee vermehrt zuhause statt im Kaffeehaus tranken, vermochte das wegfallende Außer-Haus-Geschäft nicht zu kompensieren.

 

 

Doch nun steigt der Preis seit einer Weile steil an. Vor allem für die Sorte Arabica legen Anleger Preis auf den Tisch wie seit zehn Jahren nicht mehr. Der US-Terminkontrakt stieg diese Woche auf 2,425 Dollar (2,2 Euro) je Pfund. Vor einem Jahr kostete das Pfund noch weniger als 1,30 US-Dollar. Probleme bei der Auslieferung der Bohnen hätten Panikkäufe ausgelöst, erklären die Analysten der Schweizer Rabobank zum jüngsten Anstieg. Der Fokus liegt dabei auf dem Produzentenland Brasilien.

100 statt 30 Tage Lieferzeit

Ein Grund hierfür ist ein Streik von Lkw-Fahrern, der zu geringeren Lieferungen an die Häfen führt. Derzeit können die Lieferungen bis zu 100 Tage dauern, während es vor der Pandemie 30 Tage waren, heißt es von Experten.

Produktionsprobleme gebe es aber auch in anderen Ländern wie Indien und Äthiopien oder Vietnam. Dort war es in den vergangenen Monaten vor allem die Coronakrise, die das Geschäft belastete. Der Hafen von Ho-Chi-Minh-Stadt, eines der wichtigsten Drehkreuze für Kaffeebohnen, wurde durch Lockdowns in seinem Betrieb deutlich eingeschränkt.

Ungünstiger Wetterbedingungen

Richtet man den Blick zurück nach Brasilien, so sorgte jedoch auch das Wetter für einen Preisschub. Denn im weltweit mit Abstand größten Produzentenland von Kaffeebohnen war die Ernte wegen ungünstiger Wetterbedingungen enttäuschend, schreibt Rohstoffanalyst Carsten Fritsch von der deutschen Commerzbank in einem Kommentar.

Außerdem war das Land innerhalb des zweijährigen Erntezyklus sowieso in einem Niedrigertragsjahr. Und mit Blick nach vorne bestehen nun laut der Ratingagentur Fitch Befürchtungen, dass das Wetterphänomen "La Niña" zu weiteren Problemen bei der kommenden Ernte führt - obwohl es eigentlich ein Hochertragsjahr wäre.

politische Unruhen

Doch es gibt im wichtigen Produzentenland auch noch andere preistreibende Faktoren. Dort stören nämlich politische Unruhen das Bohnengeschäft. Und als wäre das alles noch nicht genug, befindet sich die weltweite Schifffahrt bekanntlich seit Monaten in einer Kapazitätskrise.

Mit Blick nach vorne ist es daher durchaus vorstellbar, dass der Höhenflug der Kaffeepreise weiter anhält, sagt Commerzbank-Mann Fritsch. Steffen Schwarz, Chef des Schulungs- und Forschungszentrums Coffee Consulate in Mannheim geht im Gespräch mit dem "Manager Magazin" gar von einem starken Anstieg des Kaffeepreises aus. Schwarz nennt dafür einerseits geänderte Wettereinflüsse aufgrund des Klimawandels als Grund, andererseits werde der Kaffeekonsum gerade in Schwellenländern weiter ansteigen.

Kommentare