Windschutzgürtel: Standhafte Klimaverbesserer mit Geschichte

Viele Landwirte setzen auf Windschutzgürtel.
Was aus der Ferne wie eine riesige Rauchsäule aussah, war in Wirklichkeit Staub, der von heftigen Windböen in die Luft gewirbelt wurde und den Himmel verdunkelte. Sandstürme dieser Art, die im Wald- und Weinviertel immer wieder auftreten können, zeugen von trockenen Ackerböden, die über längere Zeit ohne Regen auskommen mussten.
Die Veränderung des Klimas beschäftigt die Landwirtschaft in Niederösterreich intensiv, vor allem der Ackerbau ist von diesem Wandel stark betroffen.
Auf der Suche nach Maßnahmen, um wertvolle Böden zu schützen, ist man nun wieder bei einem Rezept angekommen, das man schon seit Jahrhunderten kennt: die Errichtung von Windschutzgürteln, die man heute auch unter dem Begriff Bodenschutzanlagen kennt.
Neuer Lebensraum
Aber was nützen uns diese Bäume, Hecken und Sträucher, die schon seit so langer Zeit unser Landschaftsbild prägen? Wichtig sind sie vor allem für das Kleinklima, weil sie den Wind bremsen können. Wertvolle Humusschichten des Bodens können dadurch nicht so leicht freigelegt und abgetragen werden. Weiters bieten sie wertvolle Lebensräume für Insekten, Vögel und Säugetiere, beeinflussen den Wasser- und Nährstoffhaushalt auf positive Weise und tragen so auch zum Klimaschutz bei.
Novelle
Durch die Flurbereinigung verschwanden aber auch wieder viele Windschutzgürtel in den Kulturlandschaften Österreichs. Das lag unter andere, daran, dass besonders breite Hecken im Sinne des Forstgesetzes zu einem Wald wurde. Das bedeutete für die Eigentümer der Ackerflächen einen Wertverlust. Vor wenigen Monaten wurde dieses Gesetz novelliert, jetzt will man sich dieser grüner Infrastruktur deshalb wieder stärker besinnen.
„Bewusstsein schaffen“
„Uns gehen bald die Setzlinge aus“, sagt Lorenz Mayr, Vizepräsident der Landwirtschaftskammer Niederösterreich. Noch heuer sollen von der nö. Agrarbezirksbehörde und den Landwirten 24 Hektar mit 18.000 Bäumen und 52.000 Sträuchern neu ausgepflanzt werden. Gepflegt werden diese Bodenschutzanlagen von Genossenschaften, Gemeinden oder den Bauern selbst.
„Wir wollen“, sagt Mayr, „mit unserem Angebot noch mehr in die Breite gehen und ein Bewusstsein dafür schaffen, wie wichtig Bodenschutzanlagen sind.“ Denn für die Errichtung von Windschutzgürteln gibt es auch eine Förderung von Seiten des Landes.
Zehn Millionen Sträucher und fünf Millionen Bäume sind in 3.000 Hektar Bodenschutzhecken, die sich auf einer Länge von rund 4.700 Kilometern ausdehnen, in ganz Niederösterreich ausgepflanzt. „Dadurch wird der fruchtbare Boden von 100.000 Hektar Ackerland verbessert und geschützt“, berichtet Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP).
Besonders viele Windschutzgürtel sind laut Statistik in den Bezirken Mistelbach, Hollabrunn, Gänserndorf, Baden und in Bruck an der Leitha zu finden.
Ärgerlich ist allerdings, dass diese wichtigen Anlagen oftmals auch für illegale Müllablagerungen verwendet werden. Deshalb rücken Jahr für Jahr freiwillige Putztrupps der Gemeinden aus, um für Sauberkeit zwischen den Bäumen und Sträuchern zu sorgen. Bewusstseinsbildung wäre deshalb auch jenen notwendig, die der Umwelt einen Schaden zufügen.
Österreich ist eines der waldreichsten Länder Europas. Der Waldflächenanteil liegt bei rund 48 Prozent, was etwa vier Millionen Hektar entspricht.
Geht es um unsere grüne Lunge, die zu einem überwiegenden Anteil übrigens fest in privater Hand ist, dann gibt es gute und schlechte Nachrichten. Positiv ist, dass die Waldfläche in den vergangenen zehn Jahren täglich um sechs Hektar zugenommen hat. Großen Anteil an dieser Entwicklung tragen die gebirgigen Regionen im Westen Österreichs. Diese werden entweder aufgeforstet oder es entsteht von Natur aus Wald. Deshalb steigt auch der Holzvorrat. Mit 1,180 Milliarden Vorratsfestmeter hat dieser im Jahr 2023 einen neuen Höchstwert erreicht.
Das Ökosystem Wald steht aber auch unter Druck, die Folgen des Klimawandels sind deutlich zu spüren. Extremwetterereignisse, Trockenheit und Schädlingsbefall führen zu hohen Schadholzmengen.
Reich an Buchen, Tannen und Fichten ist auch Niederösterreich. Das größte Bundesland ist mit rund 40 Prozent von Wald bedeckt. Was viele nicht wissen: Hierzulande ist einer der höchsten Bäume Mitteleuropas zu finden. Die 63 Meter hohe Fichte steht im Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal.
Dieser Urwald wurde seit der letzten Eiszeit keiner forstlichen Nutzung unterzogen und ist das Ergebnis einer ungestörten, natürlichen Entwicklung. Er weist eine Artenvielfalt auf, die in unseren Wirtschaftswäldern nicht mehr zu finden ist. Besonders der Totholzreichtum und die mächtigen, alten Baumbestände des Wildnisgebietes bieten geeignete Lebensräume für einzigartige Flora und Fauna“, heißt es. Am 7. Juli 2017 wurde das Wildnisgebiet, gemeinsam mit dem Nationalpark Kalkalpen, von der UNESCO zum ersten Weltnaturerbe Österreichs („Alte Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas“) erklärt.
Grüne Paradiese sind aber auch der Nationalpark Donau-Auen und der Biosphärenpark Wienerwald. Er umfasst eine Fläche von rund 105.000 Hektar und erstreckt sich über 51 Niederösterreichische Gemeinden und sieben Wiener Gemeindebezirke.
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