Windschutzgürtel: Standhafte Klimaverbesserer mit Geschichte

46-205019783
Sie prägen seit Jahrhunderten unser Landschaftsbild und sind ein wichtiger Lebensraum für Tiere. Um fruchtbares Erdreich zu retten, setzt das Land wieder verstärkt auf Bodenschutzanlagen.

Was aus der Ferne wie eine riesige Rauchsäule aussah, war in Wirklichkeit Staub, der von heftigen Windböen in die Luft gewirbelt wurde und den Himmel verdunkelte. Sandstürme dieser Art, die im Wald- und Weinviertel immer wieder auftreten können, zeugen von trockenen Ackerböden, die über längere Zeit ohne Regen auskommen mussten.

Die Veränderung des Klimas beschäftigt die Landwirtschaft in Niederösterreich intensiv, vor allem der Ackerbau ist von diesem Wandel stark betroffen.

Auf der Suche nach Maßnahmen, um wertvolle Böden zu schützen, ist man nun wieder bei einem Rezept angekommen, das man schon seit Jahrhunderten kennt: die Errichtung von Windschutzgürteln, die man heute auch unter dem Begriff Bodenschutzanlagen kennt.

Neuer Lebensraum

Aber was nützen uns diese Bäume, Hecken und Sträucher, die schon seit so langer Zeit unser Landschaftsbild prägen? Wichtig sind sie vor allem für das Kleinklima, weil sie den Wind bremsen können. Wertvolle Humusschichten des Bodens können dadurch nicht so leicht freigelegt und abgetragen werden. Weiters bieten sie wertvolle Lebensräume für Insekten, Vögel und Säugetiere, beeinflussen den Wasser- und Nährstoffhaushalt auf positive Weise und tragen so auch zum Klimaschutz bei.

Novelle

Durch die Flurbereinigung verschwanden aber auch wieder viele Windschutzgürtel in den Kulturlandschaften Österreichs. Das lag unter andere, daran, dass besonders breite Hecken im Sinne des Forstgesetzes zu einem Wald wurde. Das bedeutete für die Eigentümer der Ackerflächen einen Wertverlust. Vor wenigen Monaten wurde dieses Gesetz novelliert, jetzt will man sich dieser grüner Infrastruktur deshalb wieder stärker besinnen.

„Bewusstsein schaffen“

„Uns gehen bald die Setzlinge aus“, sagt Lorenz Mayr, Vizepräsident der Landwirtschaftskammer Niederösterreich. Noch heuer sollen von der nö. Agrarbezirksbehörde und den Landwirten 24 Hektar mit 18.000 Bäumen und 52.000 Sträuchern neu ausgepflanzt werden. Gepflegt werden diese Bodenschutzanlagen von Genossenschaften, Gemeinden oder den Bauern selbst.

„Wir wollen“, sagt Mayr, „mit unserem Angebot noch mehr in die Breite gehen und ein Bewusstsein dafür schaffen, wie wichtig Bodenschutzanlagen sind.“ Denn für die Errichtung von Windschutzgürteln gibt es auch eine Förderung von Seiten des Landes.

Zehn Millionen Sträucher und fünf Millionen Bäume sind in 3.000 Hektar Bodenschutzhecken, die sich auf einer Länge von rund 4.700 Kilometern ausdehnen, in ganz Niederösterreich ausgepflanzt. „Dadurch wird der fruchtbare Boden von 100.000 Hektar Ackerland verbessert und geschützt“, berichtet Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP).

Besonders viele Windschutzgürtel sind laut Statistik in den Bezirken Mistelbach, Hollabrunn, Gänserndorf, Baden und in Bruck an der Leitha zu finden.

Ärgerlich ist allerdings, dass diese wichtigen Anlagen oftmals auch für illegale Müllablagerungen verwendet werden. Deshalb rücken Jahr für Jahr freiwillige Putztrupps der Gemeinden aus, um für Sauberkeit zwischen den Bäumen und Sträuchern zu sorgen. Bewusstseinsbildung wäre deshalb auch jenen notwendig, die der Umwelt einen Schaden zufügen.

.

Kommentare