Windpark-Erweiterung in Seibersdorf stößt auf Gegenwind
Während in Glasgow derzeit der Kampf um den Klimawandel diskutiert wird, drehen sich auch in Niederösterreich die Räder weiter. In Seibersdorf (Bezirk Baden) steht nämlich die Entscheidung über die Erweiterung des Windparks ins Haus.
Sieben Windräder umfasst der Park bereits seit 2017. Nun sollen zwei weitere, modernere Anlagen dazukommen. Bereits im Juni hat der Entschluss die Gemeinderatssitzung passiert. „Mit nur einer Gegenstimme und einer Enthaltung war die große Mehrheit dafür. Nicht nur innerhalb unserer Partei“, sagt Bürgermeisterin Christine Sollinger (ÖVP).
Innerhalb der Bevölkerung war der Zuspruch auf Anhieb aber nicht so groß. Die Information über das Projekt kam für viele Bürgerinnen und Bürger zu spät und zu spärlich. Deshalb wurden rund 250 Unterschriften gegen die Erweiterung des Windparks gesammelt. Ob das Projekt nun tatsächlich umgesetzt wird oder nicht, soll nun in einer Volksbefragung am Sonntag, 21. November entschieden werden. Bei einer Wahlbeteiligung ab 50 Prozent soll das Ergebnis bindend sein.
„Normalerweise ist die Zustimmung zu Windrädern dort, wo es bereits Anlagen gibt, deutlich höher“, sagt Martin Jaksch-Fliegenschnee von der IG Windkraft. Ob dem tatsächlich so ist, wird sich in Seibersdorf aber erst zeigen.
Größere Windräder
Die größten Bedenken hege die Bevölkerung gegenüber der Größe der neuen Anlagen. Die Nabenhöhe, also das Mittelstück, der neuen Windräder ist um zirka 30 Meter höher und der Rotordurchmesser sogar um 55 Meter länger als bei den bisherigen Windrädern. Mit einer Nabenhöhe von 165 Metern und einem Rotordurchmesser von 170 Metern könne aber auch dementsprechend mehr Strom produziert werden, erklärt Michael Hannesschläger, Geschäftsführer des Energieparks Bruck an der Leitha. „Ein größeres Windrad ist, wie wenn ein Bauer mehr Acker zum Bewirtschaften erhält. Der Ertrag steigt automatisch“. Jede der derzeit bestehenden Anlagen produziere drei Megawatt Strom. Zusammen versorgen die sieben Windräder somit 16.000 Haushalte.
Die beiden neuen Anlagen würden hingegen jeweils fünf bis sechs Megawatt Strom produzieren und dadurch zusätzlich 8.000 Haushalte abdecken. „Die Stromproduktion kann also allein durch die zwei neuen Anlagen um 50 Prozent gesteigert werden“, sagt Hannesschläger. Das sei wesentlich, um die Eigenversorgung in der Region zu sichern.
Laut IG Windkraft lag der niederösterreichische Gesamtbestand an Windrädern Ende 2020 bei 724 Anlagen. Für das Jahr 2021 wurde ein Zubau von 23 Anlagen erwartet – vier davon in Grafenschlag (Bezirk Zwettl). Noch Ende des Jahres sollen die Anlagen dort in Betrieb genommen werden. Eine Bürgerinitiative gegen das Projekt gibt es längst.
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