Wiener Neustadt: Schneeberger lüftet Geheimnis um Kandidatur
Tut er es, oder tut er es nicht?
Genau 50 Jahre nachdem Wiener Neustadts Bürgermeister Klaus Schneeberger für die ÖVP im Jahr 1975 erstmalig in den Gemeinderat der Stadt eingezogen ist, stehen im kommenden Jänner Gemeinderatswahlen an.
Im KURIER-Gespräch lüftet der 74-Jährige das bislang gut gehütete Geheimnis, was seinen oftmals kolportierten Rückzug aus der Politik anbelangt.
Schneeberger wird bei der Wahl am 26. Jänner 2025 noch einmal als Bürgermeister-Kandidat für die Volkspartei ins Rennen gehen. "Jetzt bin ich noch im Saft. Daher denke ich derzeit nicht ans Aufhören“, erklärt der amtierende Stadtchef.
Nachdem die SPÖ in Wiener Neustadt 70 Jahre lang den Bürgermeister gestellt hatte, setzte Schneeberger dieser Ära im Jahr 2015 ein Ende.
Absolute gebrochen
Damals wurde die SPÖ-Absolute gebrochen und der ÖVP-Mann übernahm das Bürgermeisteramt. Seit er vor drei Jahren die Funktion des ÖVP-Klubobmanns im NÖ-Landtag zurück gelegt hat, habe der Job des Stadtchefs "noch einmal eine ganz andere Qualität“.
"Man kann die Tätigkeit mehr genießen und sich voll und ganz auf die Stadt konzentrieren“, sagt Schneeberger.
Netzwerk als Stärke
Was antwortet Klaus Schneeberger jenen Kritikern die meinen, dass er mit 75 Jahren den Weg frei machen soll für Jüngere?
"Das sehe ich gelassen. Ich habe so viele junge, starke Leute in meinem Team. Meine Stärke ist mein Netzwerk, meine Beziehungen und die Erfahrung aus 50 Jahren Politik. Es geht darum das beste für diese Stadt heraus zu holen“.
Aufgaben und Problemfelder sieht der 74-Jährige genug. Das Thema Migration sei eine der größten Herausforderungen. Bereits ein Viertel der Wiener Neustädter Bevölkerung hat Migrationshintergrund.
Familiennachzug
"Das Problem sind fremde Kulturen, die sich nicht anpassen und diese Kulturen auch in 2. oder 3. Generation bei uns so weiter leben“, so der Stadtchef. Auch wenn der Familiennachzug die Bildungseinrichtungen nicht so massiv belastet, wie die Wiener Schulen, gäbe es auch in Wiener Neustadt Brennpunkte, meint der Stadtchef.
Die Hausaufgaben habe man aber gemacht. "Wir sind die erste Stadt in Niederösterreich, die ab Herbst jedem Kleinkind einen Betreuungsplatz im Kindergarten anbieten kann. Das sehe ich als Erfolgsmodell.“
Die Infrastruktur ist gerade im Bildungsbereich durch den rasanten Wachstum Wiener Neustadts – die Stadt kratzt bereits an der 50.000-Einwohner-Marke – am Limit. Von einer Situation wie in Wien, wo wegen des Familiennachzugs durch Asylwerber in fünf Bezirken Containerschulen errichtet werden müssen, sei man zum Glück aber noch entfernt.
Die ÖVP tritt in der Stadt für ein „gedämpftes Wachstum“ ein. Bausperren an der Peripherie sollen den großvolumigen Bau einschränken. Stattdessen will Schneeberger in der verwaisten Innenstadt Akzente setzen, um dort künftig mehr Wohnungen zu schaffen. „Damit floriert auch das Leben in der City mehr“, erklärt der Stadtchef.
FPÖ-Höhenflug?
Mit Michael Schnedlitz und Udo Landbauer kommen zwei starke Entscheidungsträger der FPÖ aus Wiener Neustadt. Der KURIER wollte wissen, ob Schneeberger deshalb bei der bevor stehenden Gemeinderatswahl das prognostizierte Hoch der FPÖ auf Bundesebene auch in der Stadt fürchte?
"Nein. Wir liefern in Wiener Neustadt das politische Kontrastprogramm zur Bundesregierung“. Während sich auf Bundesebene ÖVP und FPÖ mit verbalen Watschen eindecken, habe er in der Stadt das "beste Auskommen“ mit dem freiheitlichen Generalsekretär Schnedlitz.
Dieser bekleidet das Amt des Bürgermeister-Stellvertreters und Stadtrates. "Das ist 100 und eins im Vergleich zu Wien“, so Schneeberger.
2030 ist dann Schluss
Die bunte Stadtregierung mit FPÖ und SPÖ sieht der Bürgermeister als Erfolgsgeschichte. Sollte er 2025 als Stadtoberhaupt im Amt bestätigt werden, sind es für ihn auf jeden Fall die letzten Jahre in der Politik.
"2030 werde ich sicher nicht mehr antreten“, lacht der 74-Jährige.
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