Für kein anderes Thema ist Wiener Neustadts ÖVP-Bürgermeister Klaus Schneeberger (73) in den vergangenen Jahren öffentlich mehr gescholten worden. In Zeiten, in denen sich Menschen für den Klimaschutz auf Straßen kleben, war es für ihn kein Leichtes, den 4,8 Kilometer langen Ringschluss zu argumentieren.
„Es hat sich nichts an der Notwendigkeit geändert“, steht Schneeberger immer noch voll hinter dem Projekt. Der Horrorunfall zuletzt mit der stundenlangen Sperre der S4 habe die Notwendigkeit des Projekts einmal mehr untermauert. „Wiener Neustadt versank einen Tag lang im Stauchaos, weil es keinen Ring rundherum gibt“, sagt der Stadtchef.
Am 8. Mai war Schneeberger, seines Zeichens auch langjähriger Klubobmann der ÖVP, exakt 3.000 Tage als Bürgermeister im Amt. Ans Aufhören denkt er aber auch mit 73 Jahren nicht. „King Charles war bei seiner Krönung älter“, konstatiert er. So es die Gesundheit zulässt, will er auch 2025 die ÖVP in die Gemeinderatswahl führen. An Herausforderungen fehlt es bis dahin nicht.
3.000 Tage
Die 53.000-Einwohner-Stadt ist österreichweit eines der Sorgenkinder, was leer stehenden Shopflächen in der City anbelangt. Man hat angefangen, die verwaisten Läden mit Büros, Ordinationen oder Kindergärten zu füllen. „Auch unsere Ansiedlungsprämie hat etwas gebracht, nämlich zehn Unternehmen in einem halben Jahr“, sagt der Stadtchef. Als Nächstes will man die Brodtischgasse in eine verkehrsberuhigte Begegnungszone umgestalten.
Als absolutes „Erfolgsmodell“ bezeichnet Schneeberger die „bunte“ Stadtregierung. Während auf Bund- und Landesebene tiefe Gräben zwischen den Parteien herrschen, regierten in der Stadt von 2015 bis 2020 fünf Fraktionen zusammen, seit 2020 ÖVP, FPÖ und SPÖ. „Das macht in Wahrheit den Erfolg aus. Wir grenzen uns von dem Ideologiestreit auf Bundesebene ab. Bei uns ist Sachpolitik gefragt, niemand wird ausgegrenzt“, sagt Schneeberger.
Als er 2015 den Bürgermeistersessel übernahm, war Wiener Neustadt mit 359 Millionen Euro pro Kopf gesehen die meist verschuldete Stadt Österreichs. Der Abgang betrug damals 15 Millionen Euro im Jahr.
Landesausstellung
Acht Jahre später steht im Budget ein Überschuss von 17 Millionen Euro, der Schuldenstand wurde auf 225 Millionen Euro gesenkt. „Die Landesausstellung 2019 war das Paradebeispiel, wie nachhaltig Investitionen wirken können“, ist das ÖVP-Urgestein überzeugt.
Zwei große Hotels haben sich angesiedelt, mit der Kultur und der darstellenden Kunst habe man „internationale Reputation“ erlangt. Die Bühne, die man damit biete, schlage sich auch bei Besucher- und Nächtigungszahlen positiv nieder.
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