Mordanklage im Fall Wastl

Keine Spur von Wastl Wastl1, An Kurt BergerDat: 10-04-2003, Ort: Wiener Neustadt Objekt: Heidrun Wastl Repro Stefan Straka
Die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt hat am Freitag gegen einen 41-jährigen Bautischler Anklage eingebracht.

Elfeinhalb Jahre nach dem Verschwinden der 38-jährigen Wiener Neustädterin Heidrun Wastl gibt es in dem Aufsehen erregenden Kriminalfall eine Anklage – und diese lautet auf Mord. Die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt hat am Freitag gegen den verdächtigen 41-jährigen Bautischler Erich W., der sich seit Mai des Vorjahres in U-Haft befindet, eine Anklage eingebracht. „Das ist eine sehr schöne Nachricht“, zeigte sich der Ehemann der Verschwundenen, Paul Wastl, glücklich über die Entscheidung. „Ich bin nicht auf Rache aus. Aber ich möchte, dass die Wahrheit ans Tageslicht kommt und das Verschwinden meiner Frau gesühnt wird.“

Mehr als ein Jahrzehnt musste der Ehemann und alleinerziehende Vater eines mittlerweile 17-jährigen Sohnes warten. Es waren Jahre des Hoffens, des Bangens und schließlich der traurigen Ernüchterung, dass Heidi niemals zurück kehren wird.

Abschiedsbrief

Erich W. war schon kurz nach dem Verschwinden der Kindergartenhelferin ins Visier der Ermittler geraten. Unter anderem wurde er als der Schreiber eines fingierten Abschiedsbriefes der Frau entlarvt. Mehr konnte ihm die Polizei aber nicht nachweisen. Das Blatt wendete sich erst nach elfeinhalb Jahren im Mai 2012. Nach einem KURIER-Bericht über einige Ermittlungspannen in der Causa wurde der Fall vom „Cold Case-Management“ des Bundeskriminalamtes neu aufgerollt.

Das Team schaffte auf Anhieb einen Durchbruch: W. legte eine späte Beichte ab. Demnach habe er am 28. September 2001 mit der Bekannten Heidi Wastl einen Waldspaziergang in Ofenbach, Bezirk Wr. Neustadt, unternommen. Dabei sei sie auf einem Abhang gestürzt und von einem Ast im Brustbereich gepfählt worden. Er habe im Schock die Frau im Wald zurück gelassen. Trotz intensiver Suche in dem Waldstück wurde die Leiche der 38-Jährigen nie gefunden.

Ermittler und die Staatsanwaltschaft zweifeln an der Unfall-Geschichte, was sich nun in der Mordanklage widerspiegelt. Sie gehen von einem Gewaltverbrechen aus. Ein genaues Datum für den Prozess steht noch nicht fest. Erich W. wird sich aber vermutlich noch im Frühjahr vor einem Geschworenengericht verantworten müssen.

Heidi Wastl verschwand am 28. September 2001 spurlos. Ihr Fall war von Anfang an von vielen kriminalpolizeilichen Pannen gekennzeichnet. So hing man lange der These nach, die Kindergartenhelferin sei mit einem Mann durchgebrannt, ehe man doch von einem Gewaltverbrechen ausging. Erst ein Jahr nach ihrem Verschwinden fragte man ihren Ehemann Paul nach einem Haar der Gattin zwecks DNA-Abgleich. Die damalige Lebensgefährtin des jetzt Tatverdächtigen hatte schon vor Jahren ausgesagt, dass Erich W. am Tag von Wastls Verschwinden seine neuen Turn­schuhe, Jeans und ein Leiberl in den Mist geworfen habe.

Außerdem habe er sein Auto penibel gereinigt und sogar die Sitzbezüge gewechselt. Und obwohl der Tischler als Verfasser eines gefälschten Abschiedsbriefes von Wastl enttarnt wurde und zugab, am Tag des Verschwindens in ihrem Haus gewesen zu sein, hieß es damals vom Ermittlungsleiter, dass kein tragfähiger Hinweis auf eine Täterschaft gefunden werden konnte. Das Cold Case Management hat all diese Aussagen neu überprüft und von Erich W. schließlich ein Geständnis bekommen.

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