Erdstoß in Niederösterreich war Folge von Beben im März
Um 0:57 Uhr wurden viele Bewohner im südlichen Niederösterreich unsaft aus dem Schlaf gerissen. Ein Erdbeben erschütterte den Raum Neunkirchen. Erst Ende März und Anfang April war der Ort von Beben heimgesucht worden.
"Wir haben Berichte über leichte Schäden bei Gebäuden im Raum Neunkirchen. Gravierendes wurde uns nicht gemeldet", berichtet Anton Vogelmann von der ZAMG dem KURIER. Das Beben hatte eine Stärke von 4,4. Das Epizentrum dürfte im Ort Neusiedl am Steinfeld liegen, unmittelbar neben dem vom März.
In Wien trendeten bereits die Hashtags #Erdbeben und #earthquake am frühen Dienstagmorgen auf Twitter. Betroffene berichteten dabei davon, wie sie die Erschütterungen erlebten.
Zahlreiche Nachbeben
Seit 1.05 Uhr kam es zu mehr als zwanzig kleinen Nachbeben, die eine Magnitude von 0,4 bis 3,2 erreichten. Jedoch nur ein Nachbeben um 7:16 in der Früh war mit einer Magnitude von 2,9 nochmal spürbar.
Anzahl der Erdbeben nicht ungewöhnlich
Auch wenn sich manche Österreicher in sozialen Netzen Sorgen wegen der "Häufung" von Erdbeben im Wiener Becken machen, die Anzahl sei nicht ungewöhnlich, beruhigte Vogelmann am Montag: "Das ist im Rahmen."
Der Erdstoß in der Nacht auf Montag sei ein Folgebeben vom 30. März gewesen und ein solches kommt in dieser Intensität im langjährigen Durchschnitt (100 Jahre) in Niederösterreich etwa alle zwölf und in ganz Österreich alle drei Jahre vor. Das stärkere Beben von Ende März kommt in Niederösterreich alle 15 bis 20 Jahre vor. Hier gebe es aber große Schwankungen und Abweichungen - in der Geologie gehe es schließlich um Millionen Jahre.
Verantwortlich für die Beben ist der Umstand, dass es sich beim Wiener Becken um ein "Zerrungsbecken" handelt. Laut Vogelmann ist der westliche Teil stabil, während der östliche in Richtung Nordosten geschoben wird. Die Erdkruste wird dadurch gestreckt und immer dünner und sinkt langsam ab. In zehn Kilometern Tiefe kommt es dann zu Brüchen, durch die Spannung abgebaut wird - die Erde bebt. Die Absenkung beträgt gerade einmal ein paar Millimeter in 100 Jahren, dennoch haben sich in den hunderten Millionen Jahren Sedimente mit einer Höhe von 3.000 Metern im Wiener Becken eingelagert.
Diese Bewegung im Wiener Becken ist übrigens in Relation zu unserem Kontinent zu sehen. "Ganz Europa bewegt sich nämlich in Richtung Süden auf Afrika zu", erläuterte der Seismologe.
Das Erdbeben vom 30. März war laut ZAMG das stärkste in den vergangenen 20 Jahren im Wiener Becken. Die Magnitude wurde mit 4,6 angegeben. Dass es keine größeren Schäden gegeben hat, sei „der Herdtiefe zu danken“, sagte ein Seismologe. Es habe sich um zehn Kilometer gehandelt. In Wiener Neustadt stürzte damals die Decke einer Tiefgarage ein. Das Beben war auch in Wien und in der Slowakei spürbar.
Christine Spiegel hat bereits das Erdbeben Ende März zu Hause in Seebenstein nahe des Epizentrums erlebt und ist aus dem Haus gelaufen. Montagnacht haben sie die neuerlichen Erdstöße aus dem Schlaf gerissen. „Ich war sofort munter. Es hat wieder alles gewackelt. Als es vorbei war habe ich sofort mit meinen Kindern telefoniert. Auch sie wurden alle aus dem Schlaf gerissen“, so Spiegel. Langsam werden Erdbeben für sie zur Routine. Auch das starke Erdbeben vor 49 Jahren hatte sie miterlebt.
Der Direktor für Spezialeinheiten (DSE) im Innenministerium, Bernhard Treibenreif, wohnt nur drei Kilometer vom Epizentrum des Bebens in Bad Erlach (Bezirk Wiener Neustadt).
„Ich habe um 0.57 Uhr gerade eine SMS zu einem Einsatz der Cobra beantwortet, als es einen ordentlichen Rumpler gemacht hat. Meine Frau ist aufgewacht, die Kinder haben es verschlafen. Bei dem Beben vor drei Wochen habe ich zuerst noch geglaubt, dass vielleicht eine schwere Baumaschine vorbei gefahren ist. Dieses Mal war es eindeutig, dass es ein Beben war. Die Hunde waren auch sehr unruhig", schildert Treibenreif seine Eindrücke.
Wer sich bei starken Erschütterungen rasch darüber informieren will, ob das ein Erdbeben war, sei laut Vogelmann beraten, die ZAMG-App "QuakeWatch Austria" zu nützen.
Österreich nur schlecht gerüstet
Laut einer repräsentativen Umfrage des KFV würden allerdings 98 Prozent der Bevölkerung Beben nicht als relevante Gefahr ansehen. Und das, obwohl beinahe jedes vierte Gebäude (23 Prozent) in Österreich nicht nach den entsprechenden Vorgaben gebaut und damit „eher gefährdet“ ist, Erdbebenschäden zu erleiden, lautet der Befund des KFV.
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