Wie ein Ausbildungszentrum im Waldviertel zur Klimawende beitragen soll
Am Freitagvormittag ist in der 1.676-Einwohner-Gemeinde Sigmundsherberg (Bezirk Horn) einiges an Prominenz vertreten. Da sind (Bundes-)Politiker diverser Couleurs, hochrangige Vertreter von Sozialpartnern und Wirtschaft angereist, um bei einem Spatenstich dabei zu sein.
Alleine diese Tatsache, macht deutlich, dass dieser Spatenstich den Beginn eines bedeutenden Projekts für die Region, aber auch weit darüber hinaus, markiert.
Bis Herbst 2023 wird beim Beruflichen Bildungszentrum (BBZ) Waldviertel das erste europäische Klimaschutz-Ausbildungszentrum gebaut – natürlich in klimaaktiver Bauweise, wie von den Verantwortlichen betont wird.
Die geplanten Kosten für den Um- und Ausbau des BBZ Waldviertel, das das Berufsförderungsinstitut (bfi) betreibt, betragen 6,4 Millionen Euro, sie werden zur Gänze vom AMS Niederösterreich getragen.
Warum? In den Bereichen Ökologie, Umweltschutz und Energiewirtschaft wird der Arbeitskräftebedarf stark ansteigen. „Seit 2019 hat sich die Zahl der offenen Stellen in Niederösterreich bei Elektro- und Kältetechnik mehr als verdoppelt“, nennt AMS NÖ-Geschäftsführer Sven Hergovich nur ein Beispiel, warum man das neue Ausbildungszentrum schafft.
Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) betont beim Spatenstich: „Wir wollen bis 2030 unsere Energie nur noch aus erneuerbaren Quellen beziehen. Dafür brauchen wir Fachkräfte. Oft sind die finanziellen Ressourcen da, aber man findet keine Techniker, das limitiert.“ In Sigmundsherberg sollen jährlich 400 solche ausgebildet werden.
Bisher war das BBZ eine Ausbildungsstätte für Metall- und Elektroberufe. Ab 2023 sollen zusätzliche Fachkräfte für Elektromobilität, Energieeffizienz und erneuerbare Energien ausgebildet werden. Ein verpflichtendes Einstiegsmodul für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist der Energieführerschein.
Neue Jobs
Derzeit gibt es rund 30.000 Beschäftigte, die in diesen Bereich tätig sind. Mit dem Ausbauplan der Regierung für erneuerbare Energie werden in den nächsten zehn Jahren österreichweit bis zu 66.000 weitere Arbeitskräfte gebraucht. „Es gibt viel Know-how, aber wir brauchen Menschen, die die Pläne verwirklichen, Techniker, die etwa PV-Anlagen montieren und für die Netzanbindung sorgen“, betont Markus Wieser, NÖ Arbeiterkammer-Präsident und ÖGB-Vorsitzender.
Auch Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) betont, wie wichtig es sei, hier Schritte zu setzen. „Es ist ein Leutturmprojekt, das hier gesetzt wird“ sagt sie und betont, dass noch viele weitere Schritte notwendig seien.
Ihr Stellvertreter Franz Schnabl (SPÖ) nennt einen weiteren Punkt, der den Handlungsbedarf deutlich macht: „Wir haben jetzt etwa 35.000 Ladepunkte für E-Fahrzeuge, wenn es ab 2035 keine Verbrennungsmotoren mehr gibt, brauchen wir eine Million.“ Um auch Frauen als Fachkräfte im Klimatechnik-Bereich zu gewinnen, sind 50 Prozent der Plätze in Sigmundsherberg für sie reserviert. Zudem wird es einen eigenen Wohnbereich für sie sowie Kinderbetreuungsmöglichkeiten geben, sollte pendeln nicht möglich sein.
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