Im Waldviertel entsteht das erste Klimaschutz-Ausbildungszentrum

Im Waldviertel entsteht das erste Klimaschutz-Ausbildungszentrum
6,4 Millionen Euro werden in das Projekt in Sigmundsherberg investiert. Das AMS hofft auf 400 Absolventen pro Jahr.

Es sind zwei Entwicklungen, die nicht miteinander Schritt halten können. Da ist einerseits die Akzeptanz der Bevölkerung in Sachen Klimaschutz, die laut Sigrid Stagl von der Wirtschaftsuniversität Wien vor allem in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen sei. Andererseits braucht es aber auch jene, die den erhöhten Bedarf an Fotovoltaikanlagen, Elektromobilität, neuen Energiesystemen und vieles mehr umsetzen: die Fachkräfte.

Im Waldviertel entsteht das erste Klimaschutz-Ausbildungszentrum

Am Dienstag wurde das Projekt präsentiert

Um auf den steigenden Arbeitskräftebedarf in diesem Bereich zu reagieren, werden das Arbeitsmarktservice NÖ (AMS) und das Berufsförderungsinstitut (bfi) in Sigmundsherberg im Bezirk Horn ein Klimaschutz-Ausbildungszentrum errichten. Die Kosten belaufen sich auf rund 6,4 Millionen Euro, der Start ist mit Ende 2023 geplant. Der Auftrag für das Bauprojekt wird europaweit ausgeschrieben.

Energieführerschein

Das Ausbildungszentrum in den Bereichen Metall und Elektro für Jobsuchende in Sigmundsherberg besteht seit 1975. Schwerpunkte in der Lehre sollen künftig auch auf Gas- und Sanitär- sowie Lüftungstechnik liegen. In der Weiterbildung wird der Fokus unter anderem auf Fotovoltaik, Elektromobilität, sowie auf Ausbildungen für Elektropraktiker für Elektro- und Befestigungs- sowie Gebäudetechnik (Smarthome) gerichtet. Ein verpflichtendes Einstiegsmodul ist etwa der Energieführerschein, den alle Teilnehmer absolvieren müssen. Bis zu 400 Absolventen werden pro Jahr erwartet.

Kooperationen

„Um die Energiewende zu schaffen, brauchen wir Techniker. Doch vor allem in diesem Bereich gibt es noch viele offene Stellen, die wir besetzen wollen“, sagt AMS NÖ-Chef Sven Hergovich. Nur im Bereich der Elektroenergietechnik gibt es derzeit 171 freie Stellen im Bundesland.

Im Waldviertel entsteht das erste Klimaschutz-Ausbildungszentrum

Fachkräfte werden dringend gesucht

Für jeden Teilnehmer wird deshalb ein individueller Ausbildungsplan erstellt, der vorhandene Qualifikationen und berufliche Erfahrungen berücksichtigt. 50 Prozent der Plätze sind übrigens für Frauen reserviert, ein Heim bietet Übernachtungsmöglichkeiten an.

Neben der Ausbildung von Jobsuchenden aus Niederösterreich werde das Arbeitsmarktservice mit anderen Landesorganisationen zusammenarbeiten und auch Unternehmen Schulungsplätze für ihre Beschäftigten anbieten, betonte Hergovich. Kooperationspartner kommen auch aus den Bereichen Umwelt, Abfallbewirtschaftung und Wassernutzung.

Infopoint

Einer dieser Partner ist zum Beispiel die EVN, die das neue Zentrum mit Know-how unterstützen wird. „Der Großteil unserer jährlichen Investitionen in der Höhe von rund 500 Millionen Euro geht in den Ausbau der erneuerbaren Energien und in die Netz-Infrastruktur. Dafür braucht es gut ausgebildete Mitarbeiter“, sagt EVN-Vorstandssprecher Stefan Szyszkowitz. Der Bereich Energie ist innerhalb der Umweltwirtschaft mittlerweile dominant. 42 Prozent der Bruttowertschöpfung (2,5 Milliarden Euro) werden hier erwirtschaftet.

Auf dem Areal wird zudem ein Infopoint installiert, der für Unternehmen, Schulen und Privatpersonen zugänglich sein wird. Dadurch soll das Zentrum zu einer „Infodrehscheibe zu Fragen des Klimaschutzes, Nachhaltigkeit und Energiewirtschaft für die breite Öffentlichkeit“ werden, berichtet AMS-Expertin Martina Kaschütz. „Ausgestellt werden die neusten und gebräuchlichsten Speicheranlagen sowie Heiz-, Kühl- und Spülsysteme in Haushalten und Betriebe.“

Nachfrage

Für AKNÖ-Präsident Markus Wieser ist das neue Angebot ein „wesentlicher Eckpfeiler für die Versorgungssicherheit“, wie er bei der Projektpräsentation erkläret. „Mit dem künftigen Standort werden zukunftsweisende und moderne Maßstäbe in der Ausbildung in den Bereichen Alternativenergie, Ökologie oder Energieeffizienz umgesetzt“, damit werde der Nachfrage an qualifizierten Fachkräften Rechnung getragen.

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