Warum es ausgerechnet ein Comic sein musste? „Einerseits, weil ich ein Fan von Comics bin, andererseits, weil ich für einen Roman schlichtweg zu faul wäre“, sagt Rieder lachend. Dabei war es reiner Zufall, dass er von der Verbindung Ugandas mit Unterolberndorf erfuhr; Rieder schnappte Zeitungsberichte über das historische Treffen auf – und fragte sich unweigerlich, warum diese einmalige Geschichte noch nicht literarisch aufbereitet wurde. „Ich wusste, dass ich daraus etwas machen wollte. Der Stoff war doch prädestiniert.“
Also begann er zu recherchieren, besuchte Unterolberndorf und sprach mit Zeitzeugen über jene Tage vor 38 Jahren, die über Ugandas Zukunft entscheiden sollten. „Allerdings waren die Informationen sehr dünn“, sagt Rieder, der zuerst ein Drehbuch verfassen wollte. Die zündende Idee: Er bettete die wahren Ereignisse in eine fiktive Erzählung ein. Putzker mit seiner langjährigen Erfahrung als Illustrator schuf daraus einen Comic.
Wobei nicht alle Figuren der Graphic Novel frei erfunden sind; so haben der legendäre Ostbahn-Kurti und seine Chefpartie ihren Auftritt. Ebenso wie die Wirtin Leopoldine Bayer, die die Freiheitskämpfer damals in Unterolberndorf beherbergte und später als „Mutter der Revolution“ als Staatsgast nach Uganda eingeladen wurde.
Dabei hatte Bayer zunächst keine Ahnung, dass in ihrem Wirtsbetrieb Weltgeschichte geschrieben wurde. Sieben Männer aus Afrika quartierten sich im Gasthaus „Zum grünen Jäger“ ein, der mittlerweile Gasthof Magister heißt. Offiziell nahmen sie an einem Afrikaseminar teil.
Tatsächlich hatten die Gäste, die bei den meisten Dorfbewohnern unbemerkt blieben, in Unterolberndorf einen Ort gefunden, in dem sie ungestört Pläne für ihr Land schmieden konnten. Sie waren Widerstandskämpfer des National Resistance Movements, das in Österreich Unterstützung suchte. Teil der Runde war damals auch der bis heute amtierende Präsident Ugandas, Yoweri Kaguta Museveni.
Ein Aufstieg, der ihm ohne der Gastfreundschaft der Wirtin Bayer vielleicht nie gelungen wäre; sie ließ ihre Gäste aus Afrika Getränke aus dem Dorfgreißler konsumieren, sie waren knapp bei Kasse. Ihre Gläser abwaschen, das mussten die Männer allerdings schon selbst.
Der Rest ist Geschichte: Das Papier, das in diesen Tagen von den sieben Männern verfasst wurde, ist bis heute als „Unterolberndorf Manifesto“ bekannt. Zehn Punkte wurden damals fixiert, auf denen die neue Verfassung Ugandas beruhen sollte. Sieben Monate später gelang dem National Resistance Movement tatsächlich der Freiheitsschlag – auch wenn man von einer tatsächlichen Demokratie bis heute noch weit entfernt ist.
Dass Unterolberndorf bei all dem eine zentrale Rolle spielte, wurde den Niederösterreichern erst viele Jahre später bewusst: 1994 war Museveni in Österreich zu Gast, er besuchte auch Unterolberndorf. Ein Quadratmeter ugandischer Erde, die 2010 als Kunstinstallation vor dem Gasthaus platziert wurde, soll auf Dauer an die Geschehnisse erinnern.
Für Rieder war klar, dass das Manifest der Dreh- und Angelpunkt der Comicversion werden musste. „Zehn Punkte für Uganda“ lautet daher ihr Titel, im Dezember wurde die Graphic Novel von den beiden Autoren präsentiert. „Das Feedback der Leser war ganz unterschiedlich, von skeptisch bis begeistert“, sagt Rieder, der gemeinsam mit Putzker vier Jahre an der Umsetzung gearbeitet hat. Ihr Ziel, die Geschehnisse in Unterolberndorf aus der Vergangenheit zu holen, hätten sie jedenfalls erreicht, ist Rieder zufrieden.
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