Wasserstoff für die Energiewende: Bayern zeigen NÖ wie es geht
Winzige Mikroben namens „Archaeen“ ernähren sich seit Tausenden Jahren von Wasserstoff und Kohlenstoffdioxid (CO2). Dabei produzieren sie Methan. Und das ist wertvoll, weil es energetisch nutzbar ist.
Das Münchner Unternehmen Electrochaea erforscht diesen natürlichen Prozess, um umweltfreundliches Methan als Erdgas-Alternative herzustellen. Unternehmer aus Niederösterreich besuchten das Labor des Start-ups und andere bayrische Betriebe im Rahmen einer zweitägigen Reise. Auch um von ihnen – im Bereich der Wasserstoffstrategie – zu lernen.
Müllverbrennung der Zukunft
Umsetzbar wäre so eine Produktion etwa auch in NÖ: In der Müllverbrennungsanlage Dürnrohr (Bezirk Tulln) sammelt die EVN seit Jahren Wissen zur Wiederverwendung von CO2, sagt EVN-Sprecher Stefan Zach.
Noch kann dieser „Power-to-Gas“-Prozess in Österreich aber schwer umgesetzt werden. Für die am Anfang stehende Wasserstoff-Produktion durch Elektrolyse fehlt es schlichtweg an Infrastruktur, da diese energieintensiv ist.
Seit vergangenen Donnerstag existiert dank der Wasserstoff-Strategie zumindest ein Fahrplan für die Zukunft. Produktionsanlagen für grünen Wasserstoff werden demnach mit 40 Millionen Euro pro Jahr gefördert.
Ganz zur Freude von nö. Wirtschaftslandesrat Jochen Danninger (ÖVP): „Es hat lange gedauert, aber nun geht es in die richtige Richtung. Wir dürfen uns bei der Umsetzung nicht mehr so lange Zeit lassen wie bei der Strategie-Erstellung“, sagt er.
Bayern als Vorbild
Was mit einem Bekenntnis der Politik im Bereich des Wasserstoffs möglich ist, zeigt das Beispiel Bayern, wo bereits 2020 eine eigene Wasserstoff-Strategie den Weg vorgibt. Alleine bis 2023 sollen im gesamten Freistaat 100 Wasserstofftankstellen für Pkw und Lkw errichtet werden. Österreichweit gibt es derzeit fünf.
Über 100 Unternehmen haben sich in einem Wasserstoffbündnis zur Innovation zusammengeschlossen. „Wasserstoff soll Energie in Bayern kostengünstig und sicher verfügbar machen“, so laut Staatsminister Florian Hermann (CSU) das erklärte Ziel.
Die Suche nach Kooperationspartner laufe: „Hier bietet sich Niederösterreich natürlich an aufgrund der eigenen Initiativen, der Strukturen, die dort bestehen“, so Hermann.
Bei einem Treffen am Donnerstag in der Staatskanzlei in München wurde die Zusammenarbeit ein Stück weit auf den Weg gebracht, wie beide Seiten betonten. Auf Kooperationspartner ist NÖ angewiesen, da es keine eigene Wasserstoffstrategie erarbeiten wird. Viel eher wolle man als „Türöffner und Drehscheibe“ fungieren, um Unternehmen zusammenzubringen.
Erdgas-Ausstieg
Deshalb wurde die Landespolitik auf der zweitägigen Bayernreise von einer Wirtschaftsdelegation, angeführt von WKNÖ-Chef Wolfgang Ecker und Helmut Miernicki, Agenturchef von „ecoplus“, begleitet. Auch acht Unternehmen nahmen an der Reise teil.
Die Bedeutung von Investitionen in Wasserstoff-Technologie hat mit dem Ukraine-Krieg an Brisanz gewonnen: „Wir wollen unsere Abhängigkeit vom russischen Erdgas reduzieren, denn derzeit kommen 80 Prozent unseres Bedarfs aus Russland.
Das wird nicht von heute auf morgen gelingen, aber Wasserstoff wird ein wesentlicher Baustein sein“, so der Landesrat.
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