Helfende Hände braucht es beim Abfischen allemal. „Die Arbeit ist zu sehen wie ein Getriebe, wo viele Zahnräder ineinandergreifen, alle helfen zusammen“, erklärt er. Da gibt es die Treiber, sie treiben die Fische in die Fischgrube, da kann man sie dann mit den Netzen einholen. An den Zugnetzen braucht es viele Personen, „das wird irrsinnig schwer, wenn so viele Fische drinnen sind, der Boden ist schlammig, da war ja kürzlich noch überall Wasser, das zu diesem Zweck abgelassen wurde“. Dann werden die Tiere – hier vorwiegend Karpfen – mit Keschern herausgefischt und in Plastikbottiche gegeben. Traktoren oder Lkw karren sie dann davon – geschlachtet wird vor Ort nicht.
Die Teichwirtschaft hat in Österreich eine 700-jährige Geschichte. Das Abfischen sei ein „klassisches Handwerk par excellence“, und werde seit Jahrhunderten gleich gemacht, so Kirchmaier: „Schon damals wurden Netze und Kescher verwendet, nur die Bottiche waren aus Holz und statt auf Traktoren wurden sie auf Pferdefuhrwerke verladen. “
Deshalb soll das Traditionshandwerk nun auch zum immateriellen UNESCO-Kulturerbe werden – zumindest wenn es nach den Vertretern des NÖ Teichwirteverbands geht. Das „Waldviertler Teichabfischen“ habe sich eine Aufnahme in das Verzeichnis verdient. „Wir wollen damit die Bedeutung und die Arbeit, die für die Region dahinter steckt, auszeichnen und würdigen“, betont Kirchmaier. Ein „Waldviertler Karpfen“ brauche nämlich drei bis vier Jahre, oder besser gesagt drei Sommer – er wächst nur, wenn es warm genug ist – bis er essfertig ist. „Das ist wirklich sehr lange in der Landwirtschaft, man denke im Vergleich an ein Huhn oder Schwein“, sagt der Experte. Außerdem seien die Teiche enorm wertvoll für die Ökologie. „Alleine der Jägerteich in Waidhofen an der Thaya bringt mit seinen 40 Hektar 15 Kilo Insekten am Tag hervor“, schwärmt Kirchmaier und kommt wieder auf das Abfischen zurück.
„Es hat ein ganz besonderes Flair, da treffen viele Emotionen und Eindrücke aufeinander – das Gemeinschaftsgefühl, die Gerüche, die herbstliche Landschaft“, versucht er zu beschreiben, was die Faszination des Waldviertler Abfischens ausmacht, was das Handwerk zum „Event“ werden lässt. Warum dafür die gesamte Verwandtschaft zusammenkommt und über Generationen gewachsene Familienbande wieder aktiviert werden, um gemeinsam bei eisiger Kälte durch Teiche zu waten.
Im Juni werden die Unterlagen bei der UNESCO-Kommission eingereicht. Im Herbst sollen die Mitglieder des NÖ Teichwirteverbandes dann erfahren, ob das Waldviertler Teichabfischen als würdig angesehen wird, als immaterielles UNESCO-Kulturerbe geführt zu werden – wie jüngst etwa der Brauch des Anklöpfelns in Stans und die Handwerkstechniken des Flammens von Keramik nach Gmundner Art, oder der Errichtung von Trockensteinmauern.
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