Rax-Waldbrand: Bergretter ziehen sich wegen Corona-Cluster zurück
Der Corona-Cluster bei der Waldbrand-Katastrophe im Raxgebiet zieht weite Kreise. Wegen bereits sieben positiver Fälle innerhalb der eingesetzten Bergretter, beendet die Einsatzorganisation ihre Unterstützungsleistungen und zieht sich aus dem Krisengebiet zurück. Und zwar um die Einsatzfähigkeit an den Ortsstellen nicht zu gefährden, erklärt der Chef der Bergrettung NÖ/Wien, Matthias Cernusca.
Wie vom KURIER berichtet, ist es im Zuge des Katastropheneinsatzes zu einem Corona-Cluster gekommen. Wie das bisherige Contact-Tracing ergeben hat, dürften sich Feuerwehrleute aus Puchberg am Schneeberg und Rohrbachgraben unbemerkt auf einem Fest angesteckt haben. Später gingen die Männer in den Waldbrandeinsatz auf der Rax. Einige von ihnen wurden in den Nachtstunden anscheinend auf der Knofeleben-Hütte versorgt. Auch Hüttenwirt Marco Auer wurde nun positiv auf das Virus getestet. „Als einziger des Betriebes“, wie er dem KURIER sagt. Er sei zweifach geimpft und habe zum Glück keinerlei Symptome.
Auch Bergretter, die in diesem Zeitraum Seite an Seite mit der Feuerwehr mit bis zu 70 Personen gleichzeitig im Dienst standen, wurden diese Woche positiv auf das Virus getestet. Insgesamt gibt es bei der Bergrettung bis Mittwoch schon sieben bestätigte Fälle. Und das, obwohl neben einer 2G-Regelung für die Bergretter auch eine tägliche Antigen-Testung zur Anwendung kam. "Leider zeigte sich, dass dieser Großeinsatz, trotz aller Schutzmaßnahmen, zu einer Infektion von Bergrettern geführt hat. Diese konnte durch die täglichen Antigen-Testungen sehr früh erkannt werden", erklärt die Bergrettung.
Die Einsatzorganisation musste daher die Notbremse ziehen. Um die Einsatzbereitschaft auf den vielen Ortsstellen nicht weiter zu gefährden, wurden am Mittwoch alle Kräfte vom Waldbrand-Einsatz abgezogen und die Mannschaft vom Berg geholt, bestätigt Cernusca.
Im Kreise der Feuerwehr soll die Zahl der Infizierten und unter Quarantäne befindlichen Personen bereits bei knapp 20 liegen. Dazu kommen einige Fälle im Kreise der Holzarbeiter der Stadt Wien, die den Einsatz ebenfalls unterstützten.
Abstürze
Das ist vor allem für die Bodentrupps der Feuerwehr bitter. Sie sollten eigentlich gegen Abstürze mit Seilen gesichert werden. Auch die 36 angeforderten Bundesheer-Soldaten, die bei diesen Sicherungsmaßnahmen unterstützen sollten, wurden am Montag völlig überraschend wieder nach Hause geschickt. Kaum angekommen, mussten die Soldaten schnurstracks umkehren. Ihre Hilfe war nicht mehr erwünscht.
Laut Feuerwehr-Einsatzleiter Josef Huber habe der Rückzug der Bergrettung keinerlei Auswirkungen auf die Brandbekämpfung. Wie er der APA mitteilte, seien bereits Höhenretter der Berufsfeuerwehr Wien an Ort und Stelle, die Sicherungstätigkeiten übernehmen würden. Im Bedarfsfall könnten hier noch mehrere Personen angefordert werden. Am Donnerstag sollen zudem vier Alpinpolizisten eintreffen. Verwiesen wurde von Huber auch darauf, dass die Einhaltung der 3G-Regel bei „allen Leuten, die in den Einsatz gehen“, kontrolliert werde. Dort wo es nähere Personenkontakte in geschlossenen Bereichen gebe wie etwa im Stabsraum, würden tägliche Testungen stattfinden.
Die Bergrettung äußerte sich dazu am Mittwochabend auch in einer Aussendung: "Allen betroffenen BergretterInnen geht es derzeit gut und sie werden bis zur Genesung in häuslicher Quarantäne bleiben. Alle 30 Bergrettungs-Ortsstellen in Niederösterreich stehen auch weiterhin rund um die Uhr für Alpineinsätze in unwegsamen Gelände zur Verfügung und sorgen für die Sicherheit in den niederösterreichischen Bergen", ließ Landesgeschäftsführer Lukas Turk wissen.
Gefahr für Hubschrauber-Crews ?
Weil die Feuerwehrleute und Bergretter im Einsatzgebiet auch mit Hubschraubern transportiert wurden, laufen derzeit Testungen bei den eingesetzten Crews und Piloten. „Wir sind bis dato nicht davon betroffen. Das war aber auch der Grund, weshalb wir nur mit sechs Hubschraubern und nicht mit unserer gesamten Flotte in Hirschwang waren. Es muss ja die Einsatzfähigkeit gegeben bleiben“, sagt der Sprecher der Flugpolizei des Innenministeriums, Helmut Greiner.
Krux mit den Zahlen
Mittlerweile scheint auch klar zu sein, wieso die Gesundheitsbehörde im Zusammenhang mit dem Corona-Cluster am Mittwoch von nur fünf Fällen spricht. Die infizierten Feuerwehrleute dürften auf dem Papier ihren Heimatgemeinden zugeordnet worden sein, weil teilweise auch dort die Testungen erfolgt sind.
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