Waidhofen an der Ybbs: Die Last des „Wiener Würfels“

Zügige Pflasterarbeiten am gesperrten Oberen Stadtplatz: Stadtchef Werner Krammer bedankte sich mit Getränken
Wieder Baustelle in der Innenstadt, vor 20 Jahren verlegtes Pflaster wird nun einbetoniert

Seit zwei Jahrzehnten ist der „Wiener Würfel“ ein Reizwort in Waidhofen an der Ybbs. Pünktlich zum 20-jährigen Jubiläum der umstrittenen Verlegung des Granitwürfelpflasters ist das Thema in der Stadt wieder allgegenwärtig. Eine lästige, mehrwöchige Sanierungsbaustelle behindert nach der Corona-Tristesse das sommerliche Geschäftsleben in der Altstadt und sorgt für Murren. So, wie auch in früheren Jahren schon oft.

„Härtetest für den Wiener Würfel“, hatte der KURIER im Dezember 1999 getitelt. Im Nachhinein lässt sich behaupten: „Nicht bestanden“. Schuld daran war die im Jahr 2000, trotz mahnender Kritiker, von der damaligen ÖVP-Stadtregierung entschiedene Verlegeart. Die aus der NS-Zeit stammenden Granitwürfel waren aus dem Unterbau der Straßen geholt worden. Aus Spargründen wurden sie geteilt und in Sand verlegt. Über das Millionenprojekt wurde seinerzeit viel diskutiert, der damalige ÖVP-Bürgermeister Wolfgang Mair verließ sich auf Fachleute. Das Pflaster sei weit widerstandsfähiger als Asphalt und vor allem günstiger in der Erhaltung, hieß es. Doch schon nach einem Jahr hatten sich Steine durch den Schwerverkehr gelockert, der erste Sanierung war notwendig.

Für die späteren Stadtregierungen stellte sich der „Wiener Würfel“ mehr als Erblast, denn als Segen heraus. ÖVP-Stadtchef Werner Krammer (damals noch nicht im Stadtparlament) und seine Stadtregierung müssen jetzt mit der damaligen Entscheidung leben. Wie im Vorjahr wird auch heuer ein Teil des 13.000 Quadratmeter großen Stadtpflasters saniert. „Wir haben keine Wahl, die Arbeiten gehen dank des Einsatzes unserer Bauhofmitarbeiter und der Fachkräfte einer Firma viel schneller als geplant voran“, lobt der Stadtchef die Arbeiter und spendierte Getränke. Nun werden die Steine in Beton gelegt, „das hält jetzt garantiert“, so Krammer.

Platzsperre

Waidhofen an der Ybbs: Die Last des „Wiener Würfels“

Pflasterung erhitzte auch schon vor 20 Jahren die Gemüter

Die baustellenbedingte Sperre des Oberen Stadtplatzes und die Verlegung der beiden Wochenmärkte sei mit dem Stadtmarketing koordiniert, so Krammer. Laute Kritik aus der Wirtschaft sei im Rathaus nicht zu hören.

Damit hält sich aber der Baustadtstadtrat der Liste FuFu, Martin Dowalil, nicht zurück. „Unwissende ohne Hausverstand“ hätten damals die Pflasterung bestellt. Über die teure Sanierung komme auch er jetzt nicht hinweg, schimpfte der schrille Stadtpolitiker bei einem „Speakerscorner“.

Ganz grob geschätzt 300.000 Euro hätten die Sanierungen in den vergangenen Jahren gekostet, sagt Krammer. Bei den vielen vorgenommenen Grabungen für diverse Leitungen habe sich das leicht zu öffnende Pflaster aber auch bewährt. „Bei einer Asphaltdecke hätten wir einen Fleckerlteppich, das Pflaster unterstützt das Altstadtflair“, sagt Krammer.

Kommentare