Bis gestern war es gar nicht so einfach, ein Foto von Stefan Pfandler mit Hilfe diverser Suchmaschinen im Internet zu finden. Es gibt nur sehr wenigen Aufnahmen, eine zeigt ihn im Jahr 2009. Pfandler trägt einen grünen Pulli mit dem FBI-Logo, er hatte damals eine Ausbildung an der zentralen Sicherheitsbehörde der Vereinigten Staaten absolviert.
Zuletzt leitete der gebürtige Waldviertler das Referat für Einsatzkoordination und operative Kriminalanalyse im Bundesamt zur Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung (BAK). „Ich habe“, sagt Pfandler, „immer wieder in sensiblen Bereichen gearbeitet.“
Ab 1. Juli wird der 56-jährige Brigadier das Landeskriminalamt Niederösterreich (LKA) leiten und damit Chef von mehr als 300 Kripo-Beamten sein. Pfandler wird mit diesem Schritt auch verstärkt in der Öffentlichkeit stehen. Am Donnerstag wurde er von Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) und Landespolizeidirektor Franz Popp vor zahlreichen Journalisten präsentiert. Karner lobte die bislang „exzellente Arbeit“ Pfandlers, Popp versprach die volle Unterstützung der Exekutive.
40 Jahre bei der Polizei
Den Polizeiapparat kennt der 56-Jährige jedenfalls in- und auswendig. Bereits im Alter von 15 Jahren zog es den neuen LKA-Chef zur Exekutive, damals noch als Praktikanten. Er durchlief unter anderem mehrere Dienststellen im Innenministerium, in weiterer Folge verbrachte er 30 Dienstjahre bei der Kriminalpolizei.
Für seine neue Aufgabe hat sich Pfandler jedenfalls einiges vorgenommen. Konkret wurde er zwar nicht, dennoch konnte man heraushören, dass er vor allem die Zusammenarbeit mit internationalen Behörden nochmals verstärken wolle. Das wird auch deshalb wichtig sein, weil er von seinem obersten Chef Gerhard Karner gleich einen Auftrag mit auf den Weg bekam: die Bekämpfung der Cyberkriminalität und der Schleppermafia. In beiden Bereichen steigt die Zahl der Delikte rasant an, ein Blick in die Kriminalstatistik bestätigt dies.
Es könnte auch sein, dass Pfandler im zweitgrößten Landeskriminalamt (nach Wien) Reformen umsetzen wird müssen. Die immer wieder angekündigte Kriminaldienstreform lässt noch auf sich warten. Die Rede ist aber davon, dass Einheiten zusammengelegt werden, um mehr Personal für Deliktsbereiche freizuspielen, die die Polizei immer stärker fordern.
Außerdem steht im Landeskriminalamt ein Generationenwechsel bevor. Derzeit beträgt das Durchschnittsalter 47 Jahre, einige langgediente Chefinspektoren und leitende Köpfe von Schlüsselstellen stehen kurz vor der Pensionierung.
Und auch eine Erhöhung des Frauenanteils bei der Kriminalpolizei wäre wohl wünschenswert, dieser liegt derzeit bei etwa 17 Prozent.
Er wisse, dass ihn herausfordernde Arbeit erwarte, betont Pfandler. Für die Dienststelle und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wolle er „optimale Personal- und Sachressourcen“ zur Verfügung stellen. Er übernehme eine „hervorragend geführte Dienststelle“. Diesen Weg wolle er weitergehen. „Repariere nur das, was kaputt ist“, nannte er als ein Motto.
Pfandlers Vorgänger, Omar Haijawi-Pirchner, ist seit 1. Dezember oberster Staatsschützer. Er wurde zum Leiter der neuen Direktion für Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) ernannt.
Das Landeskriminalamt NÖ (LKA) ist nach Wien das zweitgrößte in Österreich. Es gibt mehrere Zweigstellen.
Die Zentrale in St. Pölten soll in den kommenden Jahren erweitert werden, geplant ist eine Sicherheitszentrale. 300 Ermittler arbeiten in der Behörde
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