Drogen-Schulden trieben 18-Jährigen zu völlig missglücktem Tankstellenraub

Die Tatwaffe.
Weil er bedroht worden sei, überfiel Berufsschüler Tankstelle in Ternitz, verlor seine Beute aber bei der Flucht. Ein Jahr Haft.

Es war wohl das Musterbeispiel einer "Verzweiflungstat", als der 18-jährige Berufsschüler am 6. November dieses Jahres mit einem Messer und einer Schreckschusspistole in eine Tankstelle in Ternitz (Bezirk Neunkirchen) marschierte.

Mit den Worten "Gib mir Geld, weil ich Geldprobleme habe", hielt der Jugendliche dem Kassier die Waffe vor die Brust. Dann forderte er noch Zigaretten, wollte fliehen, ließ seine Beute aber gleich mehrmals im Geschäftlokal fallen. Es dauerte einige Zeit, bis er das verstreute Geld wieder aufgesammelt und eingesteckt hatte.

Stark alkoholisiert

Selbst das Opfer war überrascht angesichts der offensichtlichen Tollpatischgkeit des Räubers. "Ich hab gar nicht gewusst, was los ist. Ich habe ihm das Geld gegeben und dann vier oder fünf Packerln Zigaretten, aber er wollte nur zwei. Dann ist er minutenlang dagestanden und hat das hinuntergefallene Geld wieder eingesammelt", erinnert sich der Mann als Zeuge am Landesgericht Wiener Neustadt. "Ich bin dann einfach an ihm vorbei hinausgegangen und habe die Polizei angerufen."

Die alarmierten Beamten konnten den 18-Jährigen dann auch kurz nach der Tat fassen. Wesentlicher Grund für seine Unbeholfenheit war wohl die starke Alkoholisierung - rund 1,6 Promille wurden gemessen. "Warum haben Sie sich denn betrunken vor der Tat?", will der Staatsanwalt wissen. "Damit ich es durchziehe. Weil ich das sonst wahrscheinlich nicht geschafft hätte", sagt der schmächtige, fast kindlich wirkende Angeklagte kleinlaut.

Warum er überhaupt beschlossen habe, den Überfall zu begehen? "Ich hatte Schulden bei einem Arbeitskollegen, weil ich bei ihm Cannabis gekauft habe", schildert der Jugendliche. "Er hat mich deswegen erpresst und gesagt, er schneidet meinem Hund den Kopf ab und stattet meinen Eltern einen Besuch ab."

In mehreren, vor der Tat selbst aufgenommenen Videos, die am Mobiltelefon des 18-Jährigen sichergestellt wurden, beschrieb dieser seine Gefühle. "Wenn der Kassier nett ist, mach ich es wahrscheinlich eh nicht, weil ich es hasse, ehrlichen Menschen etwas wegzunehmen", sagt der Berufsschüler beispielsweise in einem dieser Clips. 

"War überhaupt nicht aggressiv"

Ob er um sein Leben gefürchtet habe, wird der Überfallene vom Richter gefragt. "Eigentlich nicht. Er war überhaupt nicht aggressiv", lautet die Antwort. Ob er an psychischen Folgen aufgrund der Bedrohung mit einer Waffe leide? Klare Antwort: "Nein."

Messer und Schreckschusspistole hatte der Jugendliche erst kurz vor der Tat in einem nahegelegenen Geschäft gekauft. Ebenso wie Bier und Wodka, um sich Mut anzutrinken. Aufgrund seiner Alkoholisierung konnte er nicht nach der Festnahme, sondern erst am darauffolgenden Tag einvernommen werden. Er gestand sofort. Das erbeutete Geld wurde ihm abgenommen, auch den Schadenersatzanspruch des Tankstellenbetreibers hat der 18-Jährige bezahlt.

Aufgrund des reumütigen Geständnisses kommt der nicht vorbestrafte Jugendliche - der außerdem an einer psychischen Erkrankung leidet - mit einem eher milden Urteil davon: drei Jahre Haft, nur eines davon unbedingt. Das Urteil ist rechtskräftig.

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