Unzufrieden: Ärzte überlegen Kassenverträge früher zu kündigen

Das Coronavirus SARS-CoV-2 könnte Mechanismen der Blutdruckregulation aus dem Gleichgewicht bringen. Eine österreichische Studie soll das nun klären.
Die Ärztekammer übt Kritik. Die medizinische Versorgung sei nicht in Gefahr, es gebe aber einen Trend zur Privatmedizin.

Der Trend vom Kassenarzt zur Wahlarztpraxis ist kein vollkommen neuer. Christoph Reisner, Präsident der Ärztekammer Niederösterreich (ÄKNÖ), beobachtet ihn schon seit einer Zeit. Es käme immer wieder vor, dass niedergelassene Ärztinnen und Ärzte ihren Kassenvertrag schon vor dem Pensionsantrittsalter zurücklegen. Das zeigte auch die jüngste Umfrage einer niederösterreichischen Ärzteinitiative, an der etwa 180 Hausärztinnen und Hausärzte teilnahmen. Etwa 38 Prozent der Teilnehmenden gaben an, mit dem Gedanken zu spielen, aus dem Kassenvertrag schon früher auszusteigen. Sechs Prozent der Hausärzteschaft sei sich laut Umfrage über einen solchen Plan schon sicher.

21 Kassenarztstellen im allgemeinmedizinischen Bereich sind derzeit in Niederösterreich unbesetzt, neun weitere werden in naher Zukunft frei.

Die Folge dieser Entwicklung? „Die medizinische Versorgung ist im Augenblick nicht gefährdet. Aber es entwickelt sich so, dass im kassenärztlichen Bereich dann eben einfach weniger Angebot vorhanden ist“, sagt Reisner. Max Wudy, Hausärzte-Sprecher der ÄKNÖ, bringt in der Diskussion auch das Thema Corona aufs Tapet: „Man fühlt sich von der öffentlichen Hand im Stich gelassen. Die Ausstattung mit Schutzmaterial, finanzielle Einbußen aus der Zeit des Lockdowns – es muss etwas passieren, und der Ball wird immer noch hin und hergespielt. Ich kann mir vorstellen, dass das einigen bald reicht“, sagt Wudy. Umdenken sei dringend angesagt, resümiert er.

„Wertschätzung fehlt“

Reisner spricht auch von ganz allgemeinen Problemen beim Kassenvertrag. Fehlende Wertschätzung scheint dabei einer der Schlüsselpunkte zu sein. Das geht auch aus einer von einigen Ärzten initiierten Umfrage unter der Hausärzteschaft hervor.

Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) hält dem entgegen. In den vergangenen Jahren sei man bemüht gewesen, Kassenplanstellen aufzuwerten. Flexible Ordinationsmodelle, die Möglichkeit von Gruppenpraxen und eine dadurch insgesamt bessere Work-Life-Balance wurden dem KURIER als Beispiele genannt. Gruppenpraxen seien jedenfalls sehr zu begrüßen, sagt auch Reisner. Aber es ginge eben um eine Vielzahl an Problemen nebenher. Etliche betreffen den Leistungskatalog der Ärzteschaft.

Beim Thema Geld argumentiert die ÖGK: Die Honorare der Ärzte würden jedes Jahr angepasst. In den Bereichen der Allgemeinmedizin und der Kinder- und Jugendmedizin sei sogar um einiges mehr aufgewertet worden als in anderen Bereichen. Denn auch die Kinder- und Jugendmedizin sei ein Problemkind im niedergelassenen Bereich, das sagt auch Reisner. Die Ärztekammer NÖ stößt sich jedoch vor allem an den Einschränkungen, die man bei der Abrechnung hat. Denn etliches könnte gar nicht oder nur unzureichend abgerechnet werden.

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