Kommt zweite Corona-Welle, könnten Praxen zu bleiben

Kommt zweite Corona-Welle, könnten Praxen zu bleiben
Umsatzeinbußen könnten laut Ärzten die medizinische Versorgung bedrohen. 160 nö. Hausärztinnen und -ärzte nahmen an Umfrage teil.

30 Prozent seines durchschnittlichen Umsatzes hat Oliver Rückert, Kassenarzt aus Wiener Neustadt, in den vergangenen Monaten Corona-bedingt gemacht. 70 Prozent seines Umsatzes braucht er, um seine Fixkosten zu decken. Seine Praxis hat er also aus eigener Tasche am Laufen gehalten. Rückert und ein paar andere haben nun auf Eigeninitiative eine Umfrage unter der niederösterreichischen Hausärzteschaft gestartet. 160 haben teilgenommen. Das Ergebnis: knappe 45 Prozent hatten mit einem Umsatzrückgang zwischen 20 und 40 Prozent zu kämpfen. Knappe 29 Prozent hatten sogar Einbußen zwischen 40 und 60 Prozent ihres durchschnittlichen Umsatzes.

Ein Ausgleich für diese Verluste ist zur Zeit nicht in Sicht. Sollte eine zweite Welle kommen, steht laut Rückert die Frage im Raum, ob Hausärztinnen und -ärzte ein zweites Mal auf eigene Kosten die medizinische Versorgung garantieren können.

Auch Ärztekammer sieht Gefahr

Auch Christoph Reisner, Präsident der nö. Ärztekammer (ÄK NÖ) sieht diese Gefahr kommen: „Es hat hier von keiner Seite Bereitschaft gegeben, diesen Einsatz der Ärzteschaft zu honorieren und zu vergüten“, sagt er. Seitens der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) hieß es auf KURIER-Anfrage, die Gespräche würden noch laufen. Sagen wollte man deshalb dazu nichts Genaueres. Laut Reisner gebe es aber bereits eine klare Absage für Ausgleichszahlungen.

Aus der Umfrage von Rückert und Co geht also die klare Forderung hervor, „dass der Honorarkatalog grundsätzlich überarbeitet wird und auch auf Krisensituationen wie diese Bezug nimmt“, sagt Rückert. Laut Rückert müsse sich auch erst in den Köpfen vieler verankern, dass niedergelassene Ärztinnen und Ärzte keine Großverdiener seien.

Primärversorgung

Aus der Umfrage kristallisierte sich aber noch ein zweites zentrales Thema für die Hausärzteschaft heraus: der Betrieb von Primärversorgungseinheiten (PVE). Neben Kassenärzten sollen diese Zentren Anlaufstelle zur medizinischen Erstversorgung sein. Knappe 50 Prozent der Ärzte gaben bei der Umfrage an, dass PVEs aus ihrer Sicht existenzgefährdend für reguläre Praxen seien.

Ein Kritikpunkt dabei ist auch, dass in diesen neuen Zentren „pro Kopf“ abgerechnet wird. Egal also wie oft ein Patient pro Monat zur Untersuchung kommt – abgerechnet wird nur ein einziges Mal. Sie fordern daher von der ÄK NÖ auf Basis der Umfrage eine Evaluierung der Kosten-Nutzen Rechnung von PVEs im Vergleich zu Hausarztpraxen. Außerdem wünscht man sich allgemein eine Mitgliederbefragung zum Thema.

Reisner verwies jedoch darauf, dass ohnehin laufend evaluiert würde, „und eine Kosten-Nutzen-Rechnung macht nur im Einzelfall Sinn.“

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