Aus Tirol, das am Beginn der Pandemie in Österreich besonders schwer getroffen wurde, heißt es, dass die Kapazitäten für die kommenden Monate gesichert seien.
„Riesigen Aufholbedarf“ ortet hingegen der niederösterreichische Hausärztesprecher Max Wudy von der Ärztekammer. Viele Ärzte hätten auf eigene Kosten Schutzausrüstung angeschafft, weil es momentan keine Ressourcen gebe, die man verteilen kann. Bei der österreichischen Ärztekammer ist man gerade dabei, den Bedarf aus allen Bundesländern zu erheben. „Den Bedarf sollte dann der Bund aufstocken“, fordert Thomas Szekeres, Präsident der Österreichischen Ärztekammer.
Warum können Niedergelassene nicht auch Corona-Tests bei ihren Patienten durchführen? Und zwar auf Krankenkassenkosten.
Tirols Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg (ÖVP) fordert genau das und appelliert an die Sozialversicherung. Diese möge sich „einen Ruck“ geben und die Kosten dafür übernehmen. Im Osten ist man hier von politischer Seite her zurückhaltender. Und Szekeres gibt zu bedenken: Sollten Hausärzte in die „Akut“-Testungen eingebunden werden, besteht auch Infektionsrisiko.
Im Gesundheitsministerium heißt es, dass zu dieser Frage noch Gespräche laufen. Wudy hingegen schließt sich der Forderung von Tilg mit Nachdruck an: „Corona ist eine Krankheit und wie jede andere sollten wir Hausärzte sie diagnostizieren und behandeln können“.
Der momentan gültige Erlass des Gesundheitsministeriums sieht lediglich vor, dass Ärzte einen Test direkt veranlassen können – via Tel. 1450.
Kann es passieren, dass Ärzte ihre Praxen inmitten einer zweiten Welle geschlossen halten?
Kommt darauf an. Etliche Hausärzte beklagten Umsatzrückgänge während des Lockdowns. Sie fordern Ausgleichszahlungen von der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK). In Niederösterreich beispielsweise be-
fürchtet man bei der Ärztekammer, dass Praxen im Falle einer zweiten Infektionswelle zu bleiben könnten, wenn es keinen Finanzausgleich gibt. Man wolle nicht auf eigene Kosten offenhalten. „Wir sind uns der Problematik bewusst und arbeiten intensiv an einer Lösung“, heißt es vom Gesundheitsministerium dazu. Ärztekammer-Präsident Szekeres erwartet sich jedenfalls, dass ein solcher Ausgleich von der ÖGK noch kommt. Die ÖGK wiederum erklärt, dass sie der Verluste der Ärzte noch nicht einschätzen kann.
Wie geht es mit Krankschreibungen weiter?
Während des Lockdowns war es für Berufstätige auch möglich, sich per Telefon krankschreiben zu lassen. Eine Maßnahme, die helfen sollte, Leute aus den Praxen fernzuhalten und so das Infektionsrisiko zu minimieren. Ende August läuft diese Sonderregelung aber aus.
„Irrsinn, genau dann, wenn die Erkältungszeit beginnt“, sagte Wudy. Auch Szekeres fordert eindringlich: „Diese Möglichkeit muss es weiterhin geben“. Eine Entscheidung steht noch aus. „Wir prüfen derzeit, ob eine Verlängerung der telefonischen Krankschreibung notwendig und sinnvoll ist“, heißt es aus dem Büro von Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne).
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