100.000 Euro teure Uhr vom Arm gerissen: Drei Jahre Haft für Neapolitaner
Der Coup selbst lief blitzschnell ab. Für die Vorbereitung sollen sich die Kriminellen aber viel Zeit genommen haben.
Am 4. Oktober 2023 riss ein 37-jähriger italienischer Staatsbürger einer Frau in Wien auf offener Straße deren sündhaft teure Uhr vom Arm. Wert des Patek Philippe-Modells: rund 100.000 Euro.
Identische Vorgangsweise
Der Mann aus Neapel handelte dabei nicht alleine. Er war in Begleitung von zwei Landsmännern. Die Brüder - ebenfalls aus Neapel - wurden wegen des Überfalls sowie weiterer Straftaten in Wien und in Mödling bereits zu je vier Jahren Haft verurteilt.
Was sie nicht wussten: Kriminalisten hatten sie bereits seit geraumer Zeit im Visier gehabt. Und es wurde klar, dass die drei nicht auf eigene Faust handelten. Sie seien Teil einer international agierenden kriminellen Vereinigung, ist man sicher. „Gab es ähnliche Fälle in anderen europäischen Ländern?“, fragte die vorsitzende Richterin im Prozess gegen das Brüderpaar. „Identische Fälle“, sagte ein Beamter als Zeuge.
Mafia-Hintermänner in Italien?
In wechselnden Zusammensetzungen würden Täter in Gruppen quer über Europa verteilt wohlhabende Hotel- und Lokalgäste beobachten. Besonders auf hochpreisige Uhren habe man es abgesehen. Wird ein solches Modell entdeckt, sollen die Gauner dies an ihre Hintermänner melden, die den Wert feststellen und schließlich Bescheid geben, ob die Uhr geraubt werden soll. Gesteuert werde all dies von einer Mafia-Organisation in Italien, sind die Ermittler überzeugt.
Doch der 37-Jährige will im Prozess am Landesgericht Wiener Neustadt mit all dem nichts zu tun haben. Den Raub habe er zwar gemeinsam mit den beiden bereits verurteilten Brüdern begangen, gibt er zu. Teil der internationalen Bande sei man aber nicht. Er sei vielmehr mit seinen Landsmännern nach Wien gekommen, um hier eine Pizzeria zu eröffnen. Erst später hätten seine Komplizen ihm anvertraut, dass es in Wahrheit um einen Raub gehe, behauptet er.
"Sind nur drei Idioten"
Dagegen sprechen allerdings die Ermittlungsergebnisse der Kriminalpolizei. Das beim Coup in Mödling verwendete Mofa war auf einen Mann zugelassen, der rund 80 Fahrzeuge besitzt, die bei weiteren Beutezügen zum Einsatz kamen. Diese Fahrzeuge werden jeweils vor Ort zur Verfügung gestellt und von wechselnden „Teams“ genutzt, wissen die Ermittler.
Auch in Berlin und München waren die beiden Brüder bereits observiert worden, einer wird zusätzlich durch einen DNA-Treffer im Zusammenhang mit einem Coup in London belastet. Auch sie hatten in ihrem Prozess beteuert, nichts von Hintermännern oder einer kriminellen Vereinigung zu wissen. „Es gibt keine Organisation. Wir sind einfach nur drei Idioten“, sagte einer der beiden.
"Beute fallengelassen"
Wie nun auch der 37-Jährige, der erst später gefasst werden konnte, behaupten sie, die Uhr gar nicht erbeutet, sondern fallen gelassen zu haben. "Wieso wurde sie dann nirgends gefunden?", wundert sich die vorsitzende Richterin am Donnerstag. "Vielleicht hat sie jemand aufgehoben und mitgenommen. Es war ja schon Abend", mutmaßt der 37-Jährige.
Dem Schöffensenat erscheint seine Verantwortung wohl ebenfalls wenig glaubwürdig. Man verurteilt den Neapolitaner zu drei Jahren Haft. Nicht rechtskräftig.
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