Zwei Jahre lang konnte coronabedingt am Platz vor der barocken Stadtpfarrkirche nicht gespielt werden, heuer finden die Stockerauer Festspiele aber endlich wieder statt: „Der Floh im Ohr“, ein Klassiker von Georges Feydeau, steht am Programm.
Und die Stadt hat beschlossen, Geld in die Festspiele zu investieren: Am Donnerstag wurden im Gemeinderat Aufträge für den Bau einer Lärmschutzwand vergeben, die heuer erstmals zum Einsatz kommen soll.
"Geplanter Kauf"
Was aber verwundert: Rund um den Dr.-Karl-Renner-Platz, auf dem die Festspiele stattfinden, gibt es kaum noch Anrainer. Die umliegenden Immobilien werden gewerblich genutzt, nur eine Familie wohnt in unmittelbarer Nähe.
Das bestätigt auch ÖVP-Finanzstadtrat Gerhard Dummer. Wozu also eine Investition von rund 100.000 Euro? „Der Anlass für den Kauf war die Beeinspruchung des Anrainers“, gibt er unumwunden zu. Er hat die Stadt darauf hingewiesen, dass die gesetzlichen Lärm-Grenzwerte nicht eingehalten würden.
Dass die Politik hier auf Zuruf gehandelt hätte, verneint Dummer jedoch; erste Überlegungen für eine Lärmschutz-Lösung hätte es längst gegeben. „Die Normen und gesetzlichen Grenzwerte haben sich verändert. Wenn wir keinen entsprechenden Lärmschutz schaffen, sind die Festspiele nicht mehr durchführbar“, konstatiert Dummer.
Die Aufführungen werden im Stadtzentrum vor Niederösterreichs höchstem Kirchturm gespielt, eine Location, die man nicht aufgeben möchte. Andere Spielorte wurden geprüft, hätten jedoch nicht mithalten können.
Dafür ist die Stadt auch bereit, Kompromisse einzugehen: Die Spieltage wurden auf vier Tage pro Woche reduziert, außerdem wird nur mehr bis 22 Uhr gespielt. Nun wird die neue Lärmschutzwand mit Akustikplatten – an der höchsten Stelle acht Meter hoch – die Umgebung abschirmen.
Sorge bei Geschäften
Doch genau dieser Umstand bereitet den beiden Unternehmerinnen am Renner-Platz Sorgen: Die beiden Geschäftsfrauen haben ein anwaltliches Schreiben an die Stadtgemeinde gerichtet. Sie kritisieren, dass ihre Geschäftslokale durch die Lärmschutzwand von den Kunden abgeschottet werden und kein Licht mehr in die Läden dringt.
Ein offenes Ohr hätte man bei der Politik aber nicht gefunden. „Das macht uns betroffen“, so Lucia Kirchner-Krämer. Das Angebot, die Lärmschutzwand für Werbung zu nutzen, sei ein schwacher Trost.
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