Start erster Bauprojekte: Gymnasien platzen aus den Nähten
Einige Schülerinnen und Schüler stehen momentan noch auf der Warteliste für die ersten Klassen des nächsten Schuljahrs von Sonja Happenhofer, Direktorin des BG/BRG Frauengasse in Baden. Viele andere musste sie schon wegschicken. „Es ist einfach nicht genug Platz in der Schule. Ich habe jetzt schon sechs Wanderklassen, mehr geht einfach nicht“, erzählt Happenhofer. Mit diesem Problem ist sie nicht alleine.
„Unsere Schule wurde 1968 erbaut, die Ansprüche von damals entsprechen einfach nicht mehr den heutigen“, erklärt Susanne Casanova-Mürkl, Direktorin des BG/BRG Neunkirchen. Sie hat etwa 100 Schülerinnen und Schüler ohne eigenen Klassenraum und musste auch Kinder abweisen. Ähnlich ist es in Wiener Neustadt und Mödling. Der Ansturm auf die Gymnasien ist groß.
Ausbau hat gestartet
Wander- und Container-Klassen sowie ähnliche Zwischenlösungen sollen der Vergangenheit angehören. Um den großen Andrang in den Griff zu bekommen, sind im Schulentwicklungsprogramm des Bildungsministeriums 23 nö. Gymnasien erfasst, die bis 2030 ausgebaut werden sollen. Eine grundlegende, moderne IT-Ausstattung für die Schulen ist Teil der Umbauarbeiten. Nachhaltigkeit, wie etwa alternative Energieformen, soll auch berücksichtigt werden. Ein Schwerpunkt wird auf den Ausbau der Ganztagsschule in den AHS-Unterstufen gesetzt. Das Angebot soll vergrößert werden.
Im BG Keimgasse in Mödling ist der großflächige Bau schon im vollen Gang. Keimgassen-Direktor Michael Päuerl hat derzeit etwa 950 Schülerinnen und Schüler. Ausgelegt ist die Schule eigentlich auf maximal 700. Man hat sich bis jetzt mit Notlösungen beholfen, wie mit Unterricht im Container, umfunktionierten Musik- und Zeichensälen oder einer Auslagerung mancher Klassen in die benachbarte Mittelschule. Sogar von der Aula hatte man einen Teil räumlich abgetrennt, um Platz für eine weitere Klasse zu schaffen.
Im Dezember 2022 soll die Sanierung und Erweiterung der Schule abgeschlossen sein. 18 neue Klassenräume hat Päuerl dann zur Verfügung. „Das deckt aber eigentlich nur die Schülerzahl, die wir jetzt schon haben. Dann gibt es endlich einmal genug Räume für alle“, sagt er. Viel größer sollte eine Schule aber auch gar nicht mehr werden, findet er. „Da würde der Überblick fehlen“, so Päuerl. Das sieht auch Wolfgang Faber, Direktor des BG/BRG Perchtoldsdorf so. Auch an seinem Standort ist eine Erweiterung geplant, damit alle der etwa 950 Schülerinnen und Schüler in einer eigenen Klasse unterkommen können. Die Baupläne stehen aber noch am Anfang. Genauso am BRG Gröhrmühlgasse in Wiener Neustadt. Auch dort soll dann genug Platz für 1.000 junge Menschen geschaffen werden. Es soll nicht nur neue Klassenräume geben, auch eine unterirdische Doppelturnhalle gehört zum großen Bauprojekt der Schule.
47 Gymnasien mit acht Schulstufen gibt es in Niederösterreich. 22.827 Schülerinnen und Schüler besuchen in NÖ eine AHS Unterstufe. Das sind im Schnitt 485 pro Schule. Im Vergleich dazu: 159 Schüler sind es pro Mittelschule.
460 Millionen Euro werden in NÖ insgesamt in den Ausbau der höheren Schulen investiert. Um 49 Standorte geht es dabei, 26 davon sind Gymnasien. Drei Gymnasien davon werden im Wiener Umland erst gebaut.
Drei neue Standorte
Da an vielen Standorten aber nach dem Ausbau nur der momentane Bedarf gedeckt ist, soll es auch drei ganz neue AHS-Standorte in Niederösterreich geben. Südlich, südöstlich und nördlich von Wien soll je ein neues Gymnasium gebaut werden. Wo genau, ist noch unklar. Im Zusammenspiel von Bund, Land und Bildungsdirektion werden die Standorte gerade ausgewählt. Erreichbarkeit, öffentliche Anbindung und bestehende Infrastruktur sind Kriterien des Ministeriums. „Im Wesentlichen geht es dabei um Chancengleichheit und um die Minimierung der Wege“, sagt der nö. Bildungsdirektor Johann Heuras zum KURIER.
Als weitere Möglichkeit, Druck herauszunehmen, gibt es Überlegungen, den Prozess der Schulwahl neu zu gestalten. Eine „individualisierte Kompetenzfeststellung“ ist Teil des Regierungsprogramms. In die Schul-Entscheidung sollen in Zukunft mehr Informationsquellen einfließen. An einem Konzept dazu würde momentan gearbeitet, hieß es auf KURIER-Nachfrage aus dem Bildungsministerium.
Redaktionelle Mitarbeit: Victoria Schmidt
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