Spruchreifen Sprüchen auf der Spur

Er ist ein Jäger und Sammler, sein Revier sind Sätze und Wörter. „Irgendwie habe ich anscheinend ein Talent dafür, Zitate zu finden. Interessante Sätze ziehen mich in Zeitungen, Zeitschriften oder im Fernsehen geradezu an“, sagt Hans Böck. Seit rund 50 Jahren ist er von vielsagenden „Sagern“ fasziniert. Egal, ob sie nun von griechischen Philosophen, mittelalterlichen Kirchenfürsten oder neuzeitlichen Politikern kommen. 265.000 Zitate hat er bis heute zusammengetragen.
„Aller Anfang ist schwer“, heißt es, aber der Anfang von Böcks Sammelleidenschaft war spielerisch leicht. Als Mitarbeiter bei den NÖN in den 1970er-Jahren „habe ich mir eingebildet, jede große Geschichte mit einem passenden Zitat zu beginnen“, erzählt Böck. Kam ihm also ein „Sager“ unter, schrieb er ihn auf. Kärtchen um Kärtchen füllte eine Holzbox. 3.500 waren es schließlich. „Ich habe mir gedacht, so etwas muss es doch schon in gesammelter Form geben, eine Datenbank, wo man nach Zitaten suchen kann“. Gab es aber nicht. Und so setzte Böck die Idee selbst um.
„Ich habe Zitate in meine Datenbank eingegeben, wo immer ich welche gefunden habe. Es hat mir großes Vergnügen bereitet. Auch, weil es so etwas noch nicht gegeben hat“, erzählt Böck. 1996 waren 30.000 Zitate gesammelt, eine CD namens „Also sprach ...“ wurde veröffentlicht. Und weil es „wenn schon, denn schon“ heißt, sorgte Böck dafür, dass seine Zitate-Sammlung rasch bekannt wurde.

Hans Böck mit einem seiner Lieblingszitate
Gastgeschenk für EU
Einer ersten Präsentation 1996 mit dem damaligen Bundeskanzler Franz Vranitzky in der Wiener Börse folgte ein Jahr später eine zweite Vorstellung in der Nationalbibliothek mit solch illustren Gästen wie dem neuen Bundeskanzler Viktor Klima, Robert Hochner oder US-Botschafterin Swanee Hunt. Und weil Österreich vor Übernahme des EU-Vorsitzes stand, schlug Böck spontan vor, eine CD mit Zitaten in Deutsch, Englisch, Französisch und Latein als offizielles Gastgeschenk der Bundesregierung für Brüssel zu produzieren. Und bekam den Zuschlag.
Frechheit siegt also? „Demokrit hat gesagt: Mut steht am Anfang des Handelns, Glück am Ende“, meint Böck mit breitem Schmunzeln. Jedenfalls ging es in der Tonart weiter: Beim Opernball oder bei der Ski-WM 2000 in St. Anton gab es die CD (mittlerweile schon mit 123.456 Zitaten) als Präsent. 1998 waren die Zitate schon online gegangen.
Dass die Zitate-Sammlung in vielen Medien zitiert wurde, fand (internationale) Beachtung: „Eines Tages bekam ich einen Anruf vom Präsidenten des Deutschen Bundestages, ob ich ihm ein Angebot machen könnte. Seit 15 Jahren ist der Bundestag unser prominentester internationaler Kunde“, erzählt Böck nicht ohne Stolz. Nicht nur deutsche Politiker, auch Kardinal Christoph Schönborn, Fußball-Gott David Alaba oder Ex-Bundespräsident Heinz Fischer schätzen die spruchreife Sammlung. Von Böck gesammelte Sprüche schmück(t)en zudem die Wände im ORF, bei der Arbeiterkammer NÖ, in den NÖ Landesspitälern, von Schulen, Gemeinden oder Firmen.

Böck ist großer Fan von David Alaba, da gab es ein Zitate-Büchlein als Geschenk
Fleiß und Fake
Und das Suchen und Sammeln geht weiter. Die Homepage zitate.eu wird weiter fleißig von Böck gefüttert. Noch immer durchforstet er Zeitschriften und Zeitungen nach Brauchbarem. „Ich habe eine riesige Sammlung. Wenn ich das alles einarbeiten sollte, müsste ich 150 werden“, sagt der Zitate-Sammler.
Wobei die Recherche dahinter nicht vernachlässigbar ist: „Der bekannte Satz von Fred Sinowatz ,Es ist alles so kompliziert‘ – es war gar nicht einfach zu finden, wo er das wirklich gesagt hat. Oder ,No Sports‘ von Winston Churchill. Oft zitiert, aber es gibt keinen Beleg, dass er das wirklich je gesagt hat“.
Dass seine Sammlung auch in modernen (Internet-)Zeiten zeitgemäß ist, davon ist er überzeugt. „Wir bieten ja nicht nur 265.000 Zitate, sondern auch viel Hintergrundinformation, etwa zu 20.000 Autoren“. Rund 500 Zitate kann man sich auch anhören, vorgelesen von Erika Pluhar.
Und wozu das alles? „Meine Vision ist es, in einer Zeit, die immer schneller, hektischer und brutaler wird, wo sich Menschen nach Harmonie sehnen, mit Worten Hoffnung zu geben“, meint Böck. Die Zitate sollen einen „Aha-Effekt“ auslösen, (positive) Emotionen wecken und im Sinne von Sinnsprüchen auch solchen machen.
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