SPÖ-Schnabl an ÖVP: „Ihr werdet den Anstand noch lernen“
Mit wenig Pomp, dafür mit umso lauteren Rufen nach Veränderung und einer anderen Art der Politik startete die SPÖ Niederösterreich im Industrieort Böhlerwerk im Bezirk Amstetten in den Landtagswahlkampf. 250 Anhänger, Kandidaten und Spitzenrepräsentanten der SPNÖ waren in den historischen Magnetsaal gekommen. Spitzenkandidat Franz Schnabl und die Lokalmatadorin Ulrike Königsberger-Ludwig als Listenzweite standen neben den Mostviertler Bezirkskandidaten im Mittelpunkt.
Bei dem Event, das in ähnlicher Art in anderen nö. Regionen wiederholt wird, war das Brechen der „absoluten Allmacht“ der ÖVP das Top-Thema. Schnabl zeigte sich überzeugt, dass am 29. Jänner „das Jahr der Veränderung“ beginnen werde. Bevor er in seiner Rede eine Reihe von Punkten auflistete, in denen die ÖVP seiner Meinung nach versagt habe und „abgestraft“ werden müsse, griff er ein aus ÖVP-Reihen gestreutes Gerücht auf.
Bundesrat Florian Krumböck hatte auf Twitter in den Raum gestellt, dass Schnabl die Ex-Ministerin Ines Stilling künftig anstatt Königsberger-Ludwig zur Landesrätin machen wolle. Schnabl dementierte heftig: „Die Ulli ist die erste Kandidatin für ein Regierungsamt oder viele verantwortungsvolle Aufgaben in dieser Republik und in diesem Land“. Sie habe bessere Arbeit geleistet als die sechs Regierungskollegen der ÖVP.
Angriffe
In der Fülle der nicht zimperlichen Attacken gegen die Volkspartei warf Schnabl der ÖVP Untätigkeit gegen die Inflation, eine „Pflegemisere“ oder „unmenschliche, fratzenhafte Asylpolitik“ vor. „Ihr werdet den Anstand noch lernen“, polterte Schnabl, sprach von „Korruptionssumpf“ oder zitierte den Bundespräsidenten, der die Bundesregierung kritisiert hatte.
Zuvor beklagten schon die Abgeordnete Kerstin Suchan-Mayr (Amstettner Nummer eins) und Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig den Kooperationsunwillen der ÖVP oder deren widerwilliges und nur teilweises Zustimmen zu SPÖ-Forderungen. Ein zu später Teuerungsausgleich oder bessere Kinderbetreuung ohne Gratis-Nachmittagsstunden wurden als Beispiele genannt. Die Vielfalt in NÖ müsse sich auch in der Politik widerspiegeln, forderte Königsberger-Ludwig. Sie erntete Jubel und Standing Ovations.
SPÖ-Eigenreflexion zu wenig euphorischen Umfragewerten oder Schatten, die durch die Querelen in der Bundes-SPÖ geworfen werden, war im Magnetsaal nicht angesagt
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