Schmerzhafte Sperre des Schutzhauses am Ötscher
Noch einmal spielte am Sonntag die Lackenhofer Blasmusik auf und das Hüttenwirtepaar Hanni und Walter ließen zum Abschied noch einmal den Zapfhahn fließen und den Küchenherd glühen.
Nach sechs Jahren haben die Wirtsleute nun aber die Hüttentür des Schutzhauses direkt an der Bergstation des Ötscher-Lifts für wohl längere Zeit geschlossen.
Derzeit gibt es wenig Aussicht, dass für die abziehenden Wirtsleute noch vor der anstehenden Wintersaison Nachfolger im Ötscherschutzhaus einziehen werden.
Sorgen bei den Berghütten
So wie am Ötscher ist derzeit gleich bei mehreren Berghütten in den niederösterreichischen Voralpen eine Phase des Umbruchs und der Personalsuche angesagt.
Die großen Betreibervereine der Schutzhäuser plagen nicht nur massive finanzielle Sorgen, um die Infrastruktur ihrer touristisch so wichtigen Häuser im Hochgebirge auf Schuss zu halten, sondern vor allem auch personelle. Erst in der Vorwoche wurde ja deshalb vom Land NÖ ein Schützhüttenförderpaket mit 1,2 Millionen Euro Unterstützung bis 2028 vorgestellt.
Hanni Grießer und Walter Zeilberger sind für die Hüttenwirtschaft in den Ybbstaler Alpen allerdings nicht verloren. Sie ziehen nur auf den Nachbarberg und übernehmen in den nächsten Wochen das Hochkar Schutzhaus. Dort sei das Arbeiten um einige leichter‚ weil das schon seit Längerem verwaiste Schutzhaus, das im Kessel bei den Talstationen der Lifte liegt, auch per Auto viel besser erreichbar ist, erklärt Zeilberger.
Ötscher und Hochkar: Saisonstart
"Wir hoffen, dass wir mit dem Saisonsart der Lifte am 6. Dezember ebenfalls dort loslegen können“, sagt Zeilberger. Wie es mit dem 1887 eröffneten Ötscherschutzhaus weiter geht, weiß er nicht. Beide Schutzhäuser am Ötscher und am Hochkar gehören dem Österreichischen Touristenklub (ÖTK).
Dort kann Geschäftsführer Michael Platzer noch keine konkreten Pläne über die Zukunft am Ötscher nennen. Der Ort Lackenhof stecke mangels Gastronomie und Beherbergung in einer tiefen Krise, damit fehle die auch die Frequenz am Berg, sagt er. Gespräche über die Zukunft der überdimensionierten und sehr altersschwachen Hütte, aber auch über die in der Region vom ÖTK gepflegten Wanderwege stünden bevor, kündigt er an.
Im Frühjahr hat ja das Land NÖ die Bereitschaft signalisiert, am Ötscher kräftig investieren zu wollen. Der alte Ötscher-Doppelsessellift soll an anderer Stelle errichtet und ein alpines Besucherzentrum in der Liftbergstation integriert werden. Derzeit laufen Verhandlungen mit den Grundbesitzern. Der Winterbetrieb der Lifte ist gesichert.
Abschied gefeiert wurde am Sonntag auch am benachbarten Dürrenstein auf der dortigen Ybbstaler Hütte. Das Wirtepaar Inge und Paul Wurzer verabschiedeten sich dort nach zwölfjährigem Dienst im hochalpinen Schutzhaus des Österreichischen Alpenvereins in die Pension. Schon Anfang November könne sie den Nachpächtern die Schlüssel übergeben, freut sich Inge.
Das Haus, das an internationale Wanderrouten, wie dem Luchstrail, angebunden ist, werde bestens frequentiert, was für sie und ihr Team viel Arbeit bedeutete, erzählt die Wirtin, die sich aufs Pensionistenleben freut.
Generationenwechsel
Fans der Hütte werden jedenfalls neben der fröhlichen Wirtin auch ihrem langsam geschmorten Bratl, ihren Linsengerichten und der „Süßen Hex’“, einem speziellen Kaiserschmarrn, nachtrauern. "Bei uns hier in den Bergen geht in diesem Herbst ein richtiger Generationenwechsel über die Bühne“, berichtet Inge Wurzer, dass für etliche Halter- und Schutzhütten neue Pächter gesucht werden. Auf der Herrenalm, der Kitzhütte am Königsberg bei Hollenstein und auch auf der Schwarzalm im Hochkargebiet ziehen sich nun die Pächter meist in den Ruhestand zurück.
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