Sozialberatung am Limit: Armut trifft immer mehr

Haussammlung der Caritas St. Pölten soll die Chancen zur Armutsbekämpfung in NÖ wieder verbessern
3.500 Sammler der Caritas sind im Juni bei der Haussammlung gegen die Not unterwegs

„Vergleicht man das eigentlich gute staatliche Armutsnetzwerk mit einer Schwimmweste, dann passiert es immer häufiger, dass die Köpfe von Menschen unter Wasser tauchen“, warnt Hannes Ziselsberger, der Direktor der Caritas in der Diözese St. Pölten in Richtung politischer Verantwortlicher nach Corona-Krise und Ukraine-Krieg vor der dritten Krise, jener, „in der sich die Menschen das Leben nicht mehr leisten können“.

Im Vorfeld der im Juni wieder mit physischer Präsenz geplanten Haussammlung für Menschen in Not in Niederösterreich, berichteten die Caritas-Manager vom dramatischen Anstieg der Hilfesuchenden, die zu ihnen kommen. Die immer höheren Energie- und Lebensmittelpreise haben für immer mehr Haushalte mit geringem Einkommen und für Alleinerzieher dramatische Folgen. Viele Kunden der Caritas-Sozialmärkte können nun nur noch dort einkaufen, weil Diskont-Märkte für sie nicht mehr leistbar seien, sagte Caritas-Generalsekretär Christoph Riedl.

Dramatisch auch die Frequenz in den Nothilfe- und Sozialberatungsstellen der Organisation: Wurden dort im Vorjahr von Jänner bis Anfang Mai 800 Hilfesuchende beraten und unterstützt, so waren es heuer bereits 1.900. Riedl wies darauf hin, dass auch Vertriebene aus der Ukraine ein Grund für die hohen Beratungszahlen sind. Zwei Drittel der Personen seien jedenfalls erstmalig zur Caritas gekommen. Die bisher ausbezahlten Hilfsgelder seien von 130.000 Euro 2021 auf 240.000 Euro heuer gestiegen, so Riedl.

Sozialberatung am Limit: Armut trifft immer mehr

Caritas-Manager Riedl (l.) und Ziselsberger mit Abteilungschefinnen und Sammlerinnen

Armutsbekämpfung

Gäbe es die Haussammlung nicht, würden an die 800.000 Euro speziell in der Armutsbekämpfung, aber auch in vielen anderen Sozialbereichen, fehlen, erklärten die Caritas-Chefs. So wird auch das Mutter-Kind-Haus, das 2021 24 Mütter und 30 Kinder beherbergte, mitfinanziert. Auch der mobile Hospizdienst in sieben Bezirken, der sich 2021 um 270 Betroffene und deren Familien kümmerte, wird unterstützt.

Ziel ist es heuer mit 3.500 ehrenamtlichen Sammlern die 800.000 Euro Spendenerlös aus dem Jahr 2019 vor der Pandemie zu erreichen. 2020 sank das Spendenvolumen mit der notgedrungenen Umstellung auf Erlagscheine auf 500.000 Euro.

Über die Sammlung wird auch ein Sozialfonds in den Pfarren gespeist. „Unmittelbar nach dem Hochwasser im Vorjahr, konnte ich einer Familie Geld aus dem Fonds für eine neue Waschmaschine geben, die Dankbarkeit war riesig“, schilderte die Sammlerin Marianne Stamminger aus Ferschnitz.

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