Sonderlandtag: „Der Ötscher ist auch ein Gefühl“
Für Tourismuslandesrat Jochen Danninger (ÖVP) muss es gefühlt eine der längsten Landtagsdebatten in seiner politischen Laufbahn gewesen sein. Über zwei Stunden lang wurde über das Skigebiet Lackenhof diskutiert und meist stand er im Mittelpunkt. SPÖ, FPÖ, Grüne und Neos warfen ihm vor, nicht rechtzeitig und richtig reagiert zu haben, als die Schröcksnadel-Gruppe vor wenigen Tagen verkündete, dass sie bei den Ötscher-Liften aussteigen wollen. Die ÖVP pochte darauf, dass es ohne Danninger heuer keine Lösung gegeben hätte, um den Skibetrieb aufrecht zu erhalten. Es sei letztlich sein Verdienst gewesen, dass sich die Schröcksnadel-Gruppe auch aus dem Skigebiet Hochkar zurückgezogen hätte.
Als SPÖ und FPÖ vor einer Woche den Sonderlandtag beantragt hatten, steckte in dem Thema noch viel mehr Brisanz. Zu diesem Zeitpunkt galt noch die Devise, dass es auch heuer keinen Skibetrieb am Ötscher geben wird und sich eine Task Force um die Zukunft der Region kümmert. Ohne ein konkretes Konzept. Am Freitag verkündete dann Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP), dass das Land die Skigebiete Lackenhof und Hochkar übernehmen werde, wodurch zumindest zwei Jahre lang die Ötscherlifte im Winter weiter betrieben werden. Gleichzeitig soll weiterhin eine Task Force ein neues Konzept für die Region ausarbeiten.
„Brot und Spiele“
Mit Rainer Windholz, Kerstin Suchan-Mayr und Rene Pfister schickte die SPÖ gleich drei Abgeordnete ans Rednerpult, um das Thema so richtig auszukosten. Die warfen Landesrat Danninger vor, in diesem Fall wie bei einem Skirennen gleich beim ersten Tor eingefädelt zu haben. Sie habe bei ihm nicht die Verbundenheit mit der Region gemerkt, sagte Kerstin Suchan-Mayr. Er hätte als ehemalige Führungskraft der wirtschaftlich zuständigen Ecoplus diese Entwicklung vorhersehen müssen.
Für FPÖ-Klubobmann Udo Landbauer war es ein „Signal gegen den ländlichen Raum“, dass zu Beginn die Botschaft vermittelt worden war, dass in Lackenhof heuer nicht aufgesperrt werden kann. Den Schwenk hin zur Übernahme von Lackenhof und Hochkar bezeichnete er als „politisch durchaus interessanten Kraftakt“. Und er lobte das „gewisse Miteinander“ zwischen SPÖ und FPÖ, durch das der Sonderlandtag möglich gewesen wäre.
Gegen all diese Attacken und Vorwürfe schickte die ÖVP Anton Erber ins Rennen. Der hielt an diesem Nachmittag wohl eine seiner emotionellsten Reden. Anton Erber, der aus dieser Region stammt, beschrieb gleich zu Beginn den Ötscher so: „Der Ötscher ist ein Gefühl, er ist ein Heimatgefühl.“ Und er zählte all jene Familien auf, die die Entwicklung von Lackenhof mitbestimmt hätten. Erber: „Ich rede nicht über irgendetwas, ich kenne sie alle.“ Und er erweiterte das von Landbauer erwähnte Miteinander: „Das Projekt braucht jetzt uns alle.“
Erber lobte auch den Einsatz der Gaminger Bürgermeisterin Renate Rakwetz (SPÖ) für ihre Region. Sie hatte vor dem Sonderlandtag gemeinsam mit SPÖ-Landeshauptfraustellvertreter Franz Schnabl und Udo Landbauer eine Petition mit 19.300 Unterschriften für den Erhalt der Ötscherlifte übergeben. Erber: „Dieses Herzblut werden wir auch in Zukunft brauchen.“
Kritik an Aufsichtsrat
Grüne und Neos kritisierten, dass SPÖ und FPÖ den Sonderlandtag einberufen hätten, obwohl beide Parteien im Aufsichtsrat von Ecoplus sitzen. Da hätten sie diese Entwicklung schon früher sehen müssen. Krismer: „Ihr habt euch nicht darum gekümmert.“ Was die SPÖ zurückwies. Man sei nicht richtig informiert worden.
Am Ende wurde schließlich der Dringlichkeitsantrag der ÖVP, die Lifte am Hochkar und in Lackenhof zu übernehmen, von allen Parteien angenommen. Bereits am Samstag soll der Betrieb starten. Gleichzeitig wurde die Task Force in Kraft gesetzt. Wobei jetzt auch die Region gefordert ist. Helga Krismer (Grüne): „Eine Tourismusregion ist nur so gut, wie die Zusammenarbeit vor Ort funktioniert.“
Kommentare