Skandalvideo aus Gefängnis in NÖ: Häfn-Party zum Mitfeiern
Ein brandaktuelles Skandalvideo aus der Justizanstalt Wiener Neustadt hat das Potenzial zum Quotenhit auf Youtube. Zehn Häftlinge die bei Cognac, Wein, Zigaretten, nett angerichteten Brötchen und Torte eine lautstarke Party feiern. Als ob Handys für Insassen das Normalste der Welt wären, übertragen sie das feuchtfröhliche Treiben auch noch per Videochat an ihre Liebsten in Freiheit. Noroc, also Prost. 57 Minuten kann man den Inhaftierten beim Trinkgelage zusehen.
Dass die Zustände im Häfn zunächst unbemerkt geblieben sind, ist laut Justizwachebeamten aus dem Haus der angespannten Personalsituation geschuldet. Auf 40 Häftlinge in zwei Gruppen im gelockerten Vollzug komme ein Justizwachebeamter. Ist nicht gerade ein Kontrollgang, haben die Häftlinge in der Wohngruppe „Narrenfreiheit“, packt ein Insider aus. Die Zustände seien desaströs, das Gefängnis keine Haftanstalt, sondern ein „Mädchenpensionat“.
Party in der JA Wiener Neustadt
Obwohl die Party, bei der mutmaßlich auch Drogen und Tabletten konsumiert wurden, bereits vor Tagen der Generaldirektion für den Strafvollzug gemeldet wurde, habe es bis Donnerstag keine Razzia, Visitation oder andere Konsequenzen gegeben. Die zehn beteiligten Männer, acht davon Rumänen, wurden lediglich vom gelockerten in den normalen Vollzug verlegt. „Die Hafträume hat man versiegelt, aber bis heute nicht auf Handys und Drogen untersucht. Auch auf einen Harn-, Blut- und Alkomattest wurde verzichtet“, erklärt ein Justizbeamter.
Reger Schmuggel mit Schnur und Haken
Laut den Beschäftigten werden aktuell rund 100 illegale Mobiltelefone in den Händen der Häftlinge vermutet. Nachdem die Fenster einzelner Hafträume an die Außenmauer grenzen, seien Handys nach Belieben an Schnur und Haken in das Gefängnis geschmuggelt worden, ebenso Alkohol im Tetrapack und Drogen. „Angehörige haben Pakete zum Teil von der Straße in den Hof geworfen“, schildert ein Wachebeamter gegenüber dem KURIER. In manchen Bereichen wurden deshalb Netze gespannt.
Dass das Justizministerium nach solchen offensichtlichen Fehltritten nicht zur Tat schreitet und eine Aktion scharf im Gefängnis anordnet, ist für die Justizwache wie ein Schlag ins Gesicht. Den Insassen sei bewusst, dass sie nichts zu befürchten hätten, kritisieren Beamte. Deshalb sei solchen Vorkommnissen auch Tür und Tor geöffnet.
Der Leiter der Justizanstalt, Oberst Günter Wolf, weilt auf Urlaub und war für den KURIER nicht erreichbar. Auch sein Stellvertreter, Oberstleutnant Christian Zamecnik, reagierte nicht. Der Sprecherin des Justizministeriums, Christina Ratz, wurde das Video übermittelt. Eine Stellungnahme zu den Zuständen blieb bis Donnerstagnachmittag allerdings aus.
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